Graffiti meets Illustration

Kleinkunstfestival «Zeltkultur CH-4656» Seit gestern wird auf der Kohliweid in Starrkirch-Wil das Kleinkunstfestival «Zeltkultur ch-4656» durchgeführt. Das Aussenprogramm wird heute Abend von Graffiti-Sprayer Didi von Wartburg und Illustratorin Petra Bürgisser bestritten.

Arbeiten heute Abend Rücken an Rücken in ihrer Kunstform: Petra Bürgisser und Didi von Wartburg. mim)
Arbeiten heute Abend Rücken an Rücken in ihrer Kunstform: Petra Bürgisser und Didi von Wartburg. mim)

Was haben eine Illustratorin und ein Graffiti-Sprayer gemeinsam? Nichts! Aber genau dieser künstlerische Gegensatz dürfte heute Abend, neben der jeweiligen Kunst, für die Besucher spannend sein. Die 25-jährige Illustratorin Petra Bürgisser und der 31-jährige Graffiti-Sprayer Didi von Wartburg werden im Aussenbereich des Kleinkunstfestivals «Zeltkultur ch-4656» vor den Augen der Besucher auf einem Kubus die Stimmung vor Ort in ihrer Kunstform sichtbar machen.

«Ein Graffiti-Künstler macht, waser will»

«Für mich als Graffiti-Sprayer liegt die Herausforderung in der kleinen Fläche des Kubus. Zudem ist ein Auftrag in dieser Art und Weise neu für mich», erklärt Didi von Wartburg. Er sei einer von denen gewesen, der ständig seine Schulhefte bemalt hätte. Die erste Graffiti-Erfahrung machte von Wartburg mit 15 Jahren, als er an einem Mittwochnachmittag die Schulhauswand besprayte. Etwas später knüpfte er Kontakte zu bereits etablierten Sprayern in Olten. Diese waren spezialisiert auf Schriftzüge und fasziniert von den Figuren, welche Didi von Wartburg an die Wand sprayte. Der Versuch, an die Kunstgewerbeschule zu gelangen, misslang undsomit absolvierte von Wartburg die Ausbildung zum Konstrukteur. «Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt als Konstrukteur und am Abend sowie in der Nacht bin ich als Sprayer tätig», erklärt der zurückhaltende Künstler. Während der vergangenen Jahre hat sich «Waist», wie sich von Wartburg in der Graffiti-Szene nennt, einen Namen gemacht, konnte aber auch die unterschiedlichsten Auftragsarbeiten erledigen. Vom Sprayen zu leben sei nicht so einfach, erklärt «Waist», denn der Grad zwischen Authentizität und Vermarktung sei schmal. «Qualitätsunterschiede sind in der Szene durchaus sichtbar. Denn die Kunst liegt in der Entstehung des Graffitis. In der Nacht ein Graffiti an die Wand zu sprayen, beinhaltet die Herausforderung, unter eingeschränkten Lichtverhältnissen und in einer knappen Zeitvorgabe zu arbeiten», erklärt von Wartburg. Das Risiko gehöre zum Sprayen dazu. So hat auch er in seiner Anfangszeit Konflikte mit der Polizei erlebt.

«Ich liebe Geschichten in Bildern»

Auch Petra Bürgisser hat bereits als Kind gerne gemalt. Trotzdem absolvierte die 25-Jährige die kaufmännische Ausbildung und begann mit19 Jahren in ihrer Freizeit regelmässig zu malen. «Später besuchte ich den einjährigen Vorkurs an der Neuen Schule für Gestaltung in Langenthal. Die letzten drei Jahre studierte Bürgisser nun «Illustration Fiction» an der Kunsthochschule Luzern. «Ich habe soeben die Abschlussprüfungen absolviert und erfolgreich bestanden», strahlt die Oltnerin. Bereits während der Studienzeit konnte Bürgisser Auftragsarbeiten für die Pendlerzeitung «20 Minuten», für Swisscom und das KOLT u.a. ausführen. Noch diesen Monat reist die selbstständig tätige Illustratorin für eine Auftragsarbeit der Flügelrad AG, die das Lokal «Galicia» von der Künstlerin umgestalten lässt, zu Studienzwecken nach Spanien. Gibt es auch Schwierigkeiten im Beruf der Illustratorin? «Ein Illustrator entwickelt seine eigene Handschrift, die manchen Personen gefällt und anderen nicht. Somit kann man im einen Moment «in» und im anderen «out» sein», erklärt Bürgisser. Um sich weiterentwickeln zu können, legt sie deshalb grossen Wert darauf, auch an eigenen Arbeiten in ihrem Atelier zu wirken. «Ich freue mich auf das «live painting» heute Abend. Da ich Geschichten in Bildern liebe, wird sich wahrscheinlich ein «Wimmelbild» entwickeln. Die Herausforderung für mich besteht darin, ständig unterBeobachtung zu stehen, da ich normalerweise im stillen Kämmerlein arbeite», lacht die Künstlerin, die als Ausgleich zu ihrer einsamen, künstlerischen Tätigkeit als Barkeeperin im Coq d’Or arbeitet.

 

Programm: Donnerstag, 4. Juli, ab 18 Uhr,

auf der Kohliweid in Starrkirch-Wil

www.zeltkultur.ch

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