Madeleine Schüpfer übt Kritik an der Kritik

Lesung Am Sonntag, 6. April liest die Autorin Madeleine Schüpfer in Olten aus ihrem neusten Buch «Die roten Schuhe». Ein Gespräch mit der Kulturjournalistin über das Erzählen von Geschichten, Kritik und die Kulturszene Olten im Fokus der Sparmassnahmen.

Madeleine Schüpfer liest am Sonntag aus ihrem neusten Erzählband «Die roten Schuhe». mim)
Madeleine Schüpfer liest am Sonntag aus ihrem neusten Erzählband «Die roten Schuhe». mim)

Ende letzten Jahres hat die Oltner Kulturjournalistin Madeleine Schüpfer ihren neusten Erzählband «Die roten Schuhe» im Akademia VerlagOlten publiziert. «Ich liebe Kurzgeschichten», schwärmt Schüpfer. Bei den 15 Erzählungen handelt es sich meist um Erlebtes, angereichert mit einer guten Portion Erfundenem. «Ich hatte bereits als Kind viel Fantasie und habe diese bis heute nicht verloren. So erzähle ich Geschichten mit surrealen Strömungen, obwohl der Geschichtsursprung real ist», lächelt Schüpfer. Die erste Erzählung «Der Spiegel», in welcher eine Frau mit ihrem Spiegelbild diniert, stimmt einen nachdenklich und auch etwas traurig. Mit der Erzählung wird die grosse Einsamkeit thematisiert, welche immer häufiger in unserer Gesellschaft anzutreffen ist. «Einsamkeit kennt jeder Mensch, auch ich, und ich kann nur über etwas schreiben, dass ich selbst kenne», erzählt Schüpfer. Eine wahre Geschichte, die ihr zugetragen worden sei, diejenige des grauen Katers und seiner alten Besitzerin, die ihm stets Fellbüschel ausreisst, sei so unfassbar, dass sie sie zu Papier bringen musste. «Doch mag die Geschichte noch so unglaublich oder traurig sein, eine spezielle Magie ist inallen Erzählungen spürbar», weiss Schüpfer.

Kritik an der Kritik

Neben den vier Erzählbänden, verschiedenen Gedichtsbänden, dem Roman «Besessen» und unzähligen weiteren Publikationen, die Madeleine Schüpfer seit 1986 veröffentlicht hat, arbeitet sie seit einiger Zeit an einem politisch geprägten Roman. «Meine Angst, gewisse Personen würden das Geschriebene falsch oder als Angriff verstehen und mein Wunsch nicht wertend oder beleidigend zu sein, haben mein Schreiben stark behindert. Deshalb habe ich nun beschlossen, mich von diesen Gedanken zu lösen und nach Fertigstellung des Buches, den Text entsprechend zu überarbeiten», erzählt Schüpfer von der Gratwanderung des Schreibens. Mit dieser Feinfühligkeit begegnet die Kulturjournalistin auch «ihren» Künstlern. Insbesondere der Künstlernachwuchs im Bereich der Bildenden Kunst hat es ihr angetan. Madeleine Schüpfer ist für ihre wohlwollende Art zu Schreiben bekannt. «Ich hasse das Wort Wertung», so dieKulturjournalistin und fügt an: «Bei meinen Texten über einen Künstler und sein Werk handelt es sich um eine Momentaufnahme und deshalb zählt für mich das erzählerische Moment viel stärker als eine Wertung, die vielleicht nach einigen Jahren ihre Gültigkeit verloren hat. Ein Text soll unterhaltsam, besinnlich und hintergründig sein. Es ist nicht entscheidend, ob mir persönlich die Kunst gefällt. Zudem übe ich insbesondere bei jungen Künstlern eine mildere Kritik, da ich oftmals die Personen persönlich erlebe und ihre schwierige Situation und die vielen Entbehrungen, welche ein Leben als Künstler mit sich bringen, nur zu gut kenne», erzählt Schüpfer. «Ich habe Mühe damit, wenn jemand eine Kritik schreibt, nur um sich damit auf Kosten des Künstlers zu profilieren», fährt die Kulturjournalistin fort, welche die Kunst als ihren Jungbrunnen bezeichnet.

Zeiten haben sich geändert

Die fetten Jahre sind vorbei - dies gilt insbesondere für regionale Künstler, die es gemäss Schüpfer heute viel schwieriger haben, ihre Werke zu verkaufen, aber auch für die Kunstszene der Stadt Olten. Die Weiterführung der Museen steht angesichts der Sparmassnahmen der Stadt auf wackligen Beinen. «Ich habe Vertrauen, dass sich der Stadtrat der Verantwortung zum Gesicht der Stadt bewusst ist und somit die grossartigen Musseen nicht einfach abgeschafft werden. Deshalb erachte ich im Moment die Gesprächsführung zwischen der Stadt und den Kulturschaffenden auch als äusserst wichtig. Selbstverständlich handelt es sich bei den Sparbemühungen um einen schmerzlichen Prozess, aber insbesondere deshalb ist die Diskussion nötig», betont Schüpfer, die aufgrund ihres Stadtratamtes von 1993 bis 2001, Verständnis hat für die schwierige Situation der Stadtregierung. «Die Aufgaben der Stadt effizienter zu gestalten, erachte ich alseine unerhört schwierige Aufgabe», betont Schüpfer, die auch die Möglichkeit einer weiteren Steuererhöhung in Betracht zieht.

 

Lesung «Die roten Schuhe»

Sonntag, 6. April, 15 Uhr in der

Buchhandlung Schreiber

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