Die Macht des Geldes

Mirko Baselgia Am Samstag wird die neue Ausstellung im Kunstmuseum eröffnet

Mirko Baselgia vor seinem verstörenden Objekt «Lupus II», einer Nachbildung des Käfigs im Belgrader Zoo. mim)
Mirko Baselgia vor seinem verstörenden Objekt «Lupus II», einer Nachbildung des Käfigs im Belgrader Zoo. mim)

Bereits als 11-Jähriger habe es ihn zum Künstlerberuf hingezogen, so Baselgia, der in Lantsch/Lenz in Graubünden zweisprachig aufgewachsen ist. In der Freizeit malte und schnitzte er seine Objekte aus den unterschiedlichsten Materialien. «Meine Eltern dachten, dass es sich wieder um eine neue Flause handeln muss, doch der Wunschberuf setzte sich fest», erzählt der 32-Jährige und fügt an: «Mich interessieren sowohl psychologische, philosophische als auch geschichtliche Fragestellungen, die im Künstlerberuf vereint werden können.» Doch seine Eltern bestanden auf eine Lehre. «Bereits nach einem Jahr wollte ich meine Ausbildung als Hochbauzeichner an den Nagel hängen und Steinbildhauer werden», schaut Baselgia zurück. Daraus wurde nichts. Er schloss 2002 seine Lehre ab und arbeitete weitere drei Jahre Teilzeit als Hochbauzeichner. «Durch meine Ausbildung und die Beschäftigung mit Architektur bekam ich ein anderes Raumverständnis, welches auch meine Werke beeinflusste.» In der aktuellen Ausstellung «The pattern which connects» ist sein architekturgeprägtes Schaffen in verschiedenen Werken, wie seinen Zeichnungen, die er erstmals zeigt, und seinem beeindruckenden Werk «Stiva per vender» ersichtlich. Bei Letzterem handelt es sich um eine Arvenholzoberfläche, die bei Aktivierung des LED-Lichtseine äusserst präzise ausgefräste Wohnstube durchscheinen lässt.

Gedanken transportieren

2003 erhielt Baselgia den Förderpreis des Kantons Graubünden. «Für mich war es nie wichtig, durch welches Medium ich mich ausdrücke, umso mehr, dass ich meine Gedanken transportieren kann. Damit stehen zwei Punkte im Vordergrund, einerseits welche Auswirkung mein Objekt auf den Ausstellungsraum hat und andererseits die Beschäftigung mit dem verwendeten Material», betont Baselgia, der vielmals, vielleicht aufgrund dessen, dass Vater und Grossvater Schreiner waren, mit Holz arbeitet. 2005 begann Baselgia sein Studium an der Hochschule der Künste in Zürich, an welcher er 2010 seinen Master abschloss.

Horizont auf Reisen erweitert

Neben Gemeinschaftsausstellungen in den verschiedensten Schweizer Städten ist Baselgia in den vergangenen Jahren viel gereist, nach Indonesien oder in den Jemen, ist in Spanien auf dem Jakobsweg gewandert und hat verschiedene nordafrikanische Länder besucht. Mit den Reisen haben sich denn auch Themen für zukünftige Projekte entwickelt. «Das Reisen ist sehr wichtig und sorgt für Relativierung», ist Baselgia überzeugt. Aufgrund des Besuchs des Belgrader Zoos (Serbien) ist auch das Werk «Lupus II» entstanden, eine originalgetreue Nachstellung des Originalkäfigs, in welchem ein Wolf eingesperrt war. Wie einige seiner Werke löst auch der Käfig ein beklemmendes Gefühl aus.

Freikaufen von den Schulden

Vergangenen Dezember ist Baselgia wieder nach Lantsch/Lenz zurückgekehrt, nachdem ihm der Manor Kunstpreis 2013 in Chur verliehen wurde. Ein Gefühl von Heimkommen? «Auf jeden Fall, Lantsch bedeutet Heimat und bietet auch den Vorteil der Überschaubarkeit. Dass ich als Künstler etwas komisch bin, war bereits bekannt», so der 32-Jährige verschmitzt. In Olten handelt es sich um die bisher grösste Ausstellung von Baselgia. «Ich bin der Meinung, dass jeder einen Zugang zu meiner Kunst finden kann, da die Werke stark die sinnliche Wahrnehmung ansprechen.» Die Auseinandersetzung mit dem Verhalten des Menschen gegenüber seiner Umwelt oder Tieren, zeigt sich in einigen Werken Baselgias, der seit zwei Jahren auf das Essen von Fleisch verzichtet. Ein weiteres Thema mit sinnbildlicher Verbindung zur Stadt Olten ist die Schuldenlast. «Ja, ich bin verschuldet», gibt Baselgia unumwunden zu. Aufgrund seines präzisen Schaffens und der Wichtigkeit von hochwertigen Materialien hat Baselgia öfters mit Fachleuten zusammengearbeitet. «Vor einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich mich zum Manager entwickelt habe. Ich war ständig mit Organisieren und Telefonieren beschäftigt. Aufgrund dieser Entwicklung und auch aus Kostengründen habe ich bei meiner Rückkehr nach Lantsch beschlossen, wieder vermehrt selber im Atelier zu stehen. Deshalb bezeichne ich Olten als eine Übergangsausstellung, in welcher sowohl alte als auch neue Objekte gezeigt werden.» Angesprochen auf das Geld und sein symbolisches Werk «Banca rotta», ein aus Pappe geformter Wechseltisch aus der Renaissance und ein Sinnbild seiner finanziellen Probleme, meint Baselgia: «Geld ist selbstverständlich wichtig, insbesondere für die künstlerische Freiheit. Es sollte jedoch nicht diktieren, wie eine Arbeit aussehen muss.» Sein grösster Wunsch für die Zukunft? «Dass ich den Wechseltisch verkaufen kann, der sich preislich stets meiner Schuldenhöhe anpasst. Wenn nun jemand den Tisch kaufen würde, wäre dies für mich ein Freikaufen von meinen Schulden», so Mirko Baselgia.

Vernissage am Samstag, 25. Oktober, 18.30 Uhr im Kunstmuseum Olten

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