Ein Leben für die Sprache

Peter André Bloch In der kommenden Woche werden wieder die Oltner Neujahrsblätter in die Haushaltungen verteilt. Seit 1979 sorgt Prof. Dr. phil. Peter André Bloch mit viel Herzblut dafür, dass die «Jahresreise» durch Olten publiziert werden kann.

Peter André Bloch ist noch lange nicht müde seine Projekte und Herzensangelegenheiten zu verfolgen. (Bild: mim)
Peter André Bloch ist noch lange nicht müde seine Projekte und Herzensangelegenheiten zu verfolgen. (Bild: mim)

Ohne seine Bücher und Kunstwerke würde sich der einstige Hochschul- und Gymnasiallehrer Peter André Bloch nicht wohlfühlen. Dies wird in seinem Elternhaus, in dem er mit seiner Frau in Olten lebt, schnell klar. «Ich führe mehrere Leben, doch ergänzen sich die Bereiche wunderbar», so der emeritierte Professor.

Mitbegründer der Gruppe Olten

«Bereits mein Vater arbeitete als Lehrer und schrieb Bücher, weswegen es zu einer meiner Kindheitserinnerungen zählt, ihn tippend an der Schreibmaschine Schokolade essen zu sehen», erzählt Bloch lachend, der zweisprachig (Deutsch/Französisch) in Olten aufgewachsen ist. Der junge Bloch war aber auch ein begeisterter Leser, der die Werke von Karl May verschlang. Später habe ihn sein Deutschlehrer Gottfried Wälchli zum Schreiben motiviert. Die Entscheidung zwischen dem Studium der Jurisprudenz und dem der Weltliteratur sei ihm schwergefallen, erzählt Bloch. «Angetrieben von dem im Zweiten Weltkrieg gelebten Faschismus gegen Schriftsteller, habe ich Germanistik, Romanistik und Anglistik an der Universität Basel studiert und mich mit den Werken von Goethe und Schiller sowie später mit dem von Nietzsche auseinandergesetzt», erzählt Bloch, der ab 1966 als Lehrer für die Fächer Deutsch und Französisch an der Kantons- schule Olten und ein Jahr später zusätzlich als Teilassistent an der Universität Basel tätig war. Daneben wirkte Bloch als Mitarbeiter im Kleintheater am Zielemp und war Mitbegründer der Gruppe Olten, die, nachdem der Schriftstellerverein und die jungen Autoren aneinandergerieten, gegründet wurde. Die Gruppe Olten führte jeweils am Sonntag im Theater am Zielemp Lesungen durch und lancierte 1970 die ersten Schweizer Literaturtage.

Zwischen Frankreich und der Schweiz

Bloch publizierte 1971 die Dokumentation «Der Schriftsteller undsein Verhältnis zur Sprache». «Ich schwankte zu dieser Zeit zwischen der traditionellen und der Gegenwartsliteratur hin und her. Dem Buch lag eine Umfrage zugrunde, in welcher wir uns mit der Schweizer Gegenwartsliteratur im Kampf gegen faschistische Strömungen beschäftigten», erzählt Bloch. Dieser Band legte auch den Grundstein für Bloch, nicht primär als Autor, sondern als Interpret tätig zu sein. Es folgten die Bände «Der Schriftsteller in unserer Zeit» und «Gegenwartsliteratur». «Durch diese Werke konnten wir einerseits die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg kritisch hinterfragen - das Mitmachen auf Sparflamme - und erreichen, dass die Literatur zusätzlich unterstützt wurde», so der 79-Jährige. «Wir erörterten die Frage, wie in einem Land mit vier Kulturen und einer solchen Mehrsprachigkeit das Mit- und das Nebeneinander funktionieren kann.» 1974 wurde Bloch mit der Leitung des Begegnungszentrums Waldegg betraut. Er war auch Mitglied einer Forschungsgruppe für Komparatistik der Sorbonne in Paris (F). «Es war eine ereignisreiche Zeit, in welcher ich Elisabeth heiratete und schon bald unsere drei Kinder geboren wurden. Ich brachte ausserdem mit meinen Schülern an der Kanti Olten viel beachtete Theater zur Aufführung, bei welchen unter anderen auch Alex Capus und Mike Müller mitwirkten», erinnert sich Bloch schmunzelnd. «Während dieser Zeit pendelte ich zwischen Frankreich und der Schweiz hin und her und lebte einige Tage in der Woche im Ausland und einige in Olten. Tatsächlich hat meine Frau die Familie zusammengehalten und dafür gesorgt, dass ich meine Forschungsarbeiten auch neben den Kindern weiterverfolgen konnte», so Bloch und fügt vielsagend und augenzwinkernd an: «Die Familie hat es vielmals nicht gestört, wenn ich einige Tage weg war.» 1979 übernahm er die Redaktionsleitung der Neujahrsblätter, wurde später Leiter des Nietzsche-Hauses in Sils-Maria (GR) und in den nachfolgenden Jahren Professor an den französischen Universitäten Rennes, Poitiers, Strasbourg und Mulhouse. Zudem war er Gründungsmitglied des Kulturzentrums Schützenmatte in Olten und Stiftungspräsident von Schloss Wartenfels in Lostorf. Auch zahlreiche Auszeichnungen folgten wie 1990 der Kulturpreis des Kantons Solothurn und ein Jahr später derjenige der Stadt Olten sowie 2008 der Kunstpreis des Kantons Solothurn. 2004 wurde Bloch zum Ritter sowie 2013 zum Offizier des Ordens der Palmes Académiques ernannt.

«Hier habe ich meine Wurzeln»

Seit 2006 ist Bloch pensioniert, forscht jedoch weiterhin als Professor emeritus und schreibt an mehreren Büchern, so auch über seinen Freund Friedrich Dürrenmatt. «Ich schätzte seine Denkkraft, seine Vielseitigkeit und seinen stetigen Aufbruch zu Neuem», so der 79-Jährige. Zudem publiziert er mit viel Herzblut die Neujahrsblätter, die dieses Jahr am 7. Dezember erscheinen werden. «Es ist toll, wenn eine Stadt ihre Geschichte selbst schreibt und aufgezeigt werden kann, wo wir stehen und wohin wir gehen», so Bloch. Und obwohl er viel unterwegs war, bezeichnet er Olten als seine Heimat: «Hier habe ich meine Wurzeln. Dank meiner Frau sowie viel Energie und Freude gelang es mir stets, all meine Interessen zu leben und in den verschiedenen Wirkungs- gebieten tätig zu sein.»

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