«An Ideen hat es mir zum Glück nie gefehlt»

Walter Millns begeistert nicht nur als Wortakrobat an den Donogood-Lesungen, sondern überzeugt auch als Krimiautor. Sein neustes Werk «Tödlicher Sog» bringt die Machenschaften dergeorgischen Mafia in die Kleinstadt Schaffhausen.

Krimiautor, Wortakrobat und Regisseur: Walter Millns hat sich ganz der Kunst der Sprache verschrieben. (Bild: ZVG)
Krimiautor, Wortakrobat und Regisseur: Walter Millns hat sich ganz der Kunst der Sprache verschrieben. (Bild: ZVG)

Die Nachmittage auf der Kirchtreppe, die langen Nächte im Hammer und das freie und unein- gezäunte Badigelände - diese Erinnerungen kommen Walter Millns als erstes in den Sinn, wenn man ihn auf seine Jugend und Kindheit in Olten anspricht. «Ich komme immer wieder gerne zurück», erzählt er nostalgisch. Allerdings weise seine Wahlheimat Schaffhausen grosse Parallelen zu Olten auf. Die Überschaubarkeit, den Kleinstadtcharakter und vor allem auch - den Nebel. Vor gut 25 Jahren hat er sich der Liebe wegen für den Umzug in die Ostschweiz entschieden. Mitgenommen aus seiner Kantizeit in Olten hat er allerdings die Leidenschaft fürs Theater. «Nach der Kanti wusste ich nicht, wohin es mich treiben soll, und so entschied ich mich für eine Ausbildung im Bereich Bewegungstheater.»

Regisseur und Wortakrobat in einem

Die Ausbildung gab Millns zwar nach kurzer Zeit auf, dem Theater blieb er jedoch treu. «Nach einigen Versuchen als Darsteller im Tanztheater fand ich meine wahre Berufung hinter den Kulissen - in der Regie», erinnert sich der Wahlschaffhauser zurück. Bis heute ist die Tätigkeit im Theater sein erstes Steckenpferd. Eine Mozartoper in Schaffhausen, ein Theaterprojekt in Ramsen (SH) und weitere Stücke in Baden oder Bülach stehen noch in diesem Jahr auf dem Plan. Auch mit Jugendlichen arbeitet der 52-Jährige gerne. So schrieb er ihm letzten Jahr das Shakespeare-Stück «Viel Lärm um nichts» für die Kanti- und FMS-Schüler in Schaffhausen um und kreierte so seine ganz eigene Version des Klassikers. «Durch das Umschreiben von Theaterstücken habe ich die Freude am Schreiben wiederentdeckt», überlegt Walter Millns laut. Seine Schreiblust zeigt sich auch immer wieder an den beliebten Donogood-Lesetheatern mit seinen «Partners in Crime» Raphael Burri und Rolf Strub. Bereits in der 15. Saison lädt das Trio viermal im Jahr zu ihren humoristischen Themenlesungen in die Oltner Vario Bar. Auch in diesem Jahr werden wieder «Spoken Words» für Ohr, Hirn und Zwerchfell geboten. Die diesjährigen Themen wie «Gehirn- windungen» oder «Isnogoodwasnogoodwirdaberbesser» versprechen viel Humor, Satire und Lesetheater vom Feinsten. Am Sonntag, 7. Februar wird die Saison mit dem Thema «Letzte Mahnung» gestartet.

Die georgische Mafia in Schaffhausen

Doch nicht nur ans Schreiben von Kurztexten für seine «Donogood»-Auftritte wagt sich Walter Millns heran. Seit 2013 kann sich der Familienvater offiziell auch Krimiautor nennen. «Da ich das Kriminalstück «Die Fieberkurve» vom bekannten Schweizer Autor Friedrich Glauser inszeniert habe, wollte ich mich selber an einem Krimi versuchen», blickt Millns zurück und fügt lachend an: «Ich setzte mich akribisch jeden Tag eine Stunde dran und strukturierte die ganze Geschichte mit Karteikarten, wie ein Büro-Heini. An Ideen zum Schreiben hat es mir zum Glück nie gefehlt.» So war bald Millns’ Erstling «Tod im Rheinfall» geboren. Ein unterhaltsamer Krimi mit lokaler Einbettung in Schaffhausen, charakteristischen Figuren und einem aktuellen Thema. Auch sein Folgeroman «Tödlicher Sog», der im November 2015 ebenfalls beim Emons-Verlag erschienen ist, kann sich mit den gleichen Attributen rühmen. So liest sich der Krimiroman wie eine Art Fortsetzung des Erstlings. «Man entwickelt beim Schreiben einen Bezug zu den kreierten Figuren», sinniert Millns und erklärt schmunzelnd: «Ich wollte Journalist Cobb und Kriminalpolizist Bärtschi ein weiteres gemeinsames Abenteuer gönnen.» Als ehemaliger freier Mitarbeiter bei diversen Zeitungen kann sich Millns am besten mit dem Journalisten Cobb identifizieren. Im neuen Krimi lässt ein Doppelmord darauf schliessen, dass sich die georgische Mafia in Schaffhausen einnistet und eine Verflechtung zwischen der kriminellen Unterwelt und der Politik wird deutlich. «Ich bin der Meinung, dass überall, wo Geld ist, auch kriminelle Machenschaften möglich sind. Wir dürfen in der Schweiz nicht zu blauäugig sein», erklärt der Krimiautor die Möglichkeit, dass seine Geschichte in Wirklichkeit passieren könnte. An Realitätsbezug büsst der Krimi also keinesfalls ein. Und wer weiss, vielleicht darf man sich bald auf eine Fortsetzung freuen.

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