«Ich bin kein Paparazzo»

Alex Capus Am Montag, 22. August erscheint sein neues Buch «Das Leben ist gut»

Schriftsteller Alex Capus in seiner Galicia Bar mit dem geschichtsträchtigen Stierkopf rechts im Hintergrund. (Bild: mim)
Schriftsteller Alex Capus in seiner Galicia Bar mit dem geschichtsträchtigen Stierkopf rechts im Hintergrund. (Bild: mim)

Für mit Olten verbundene Personen beginnt das Schmunzeln und Rätselraten bereits auf den ersten Seiten. Allzu viel kommt einem bekannt vor. Die Geschichte im neusten Capus-Buch «Das Leben ist gut» handelt vom liebenswürdigen und sympathischen Max, dessen Frau Tina für eine einjährige Gastprofessur nach Paris reist. Er bleibt mit den drei Söhnen zu Hause im Städtchen, betreibt seine Bar«Sevilla» und empfängt seine Gäste, von denen er nicht nur den Namen, sondern oftmals auch die ganze Lebensgeschichte kennt. «Ich möchte klarstellen, dass es sich beim Buch um Fiktion handelt», betont der Oltner Schriftsteller Alex Capus, der mir gegenüber im Sessel am Fenster in seiner Galicia Bar sitzt. «Selbstverständlich verwende ich Elemente aus der Realität und setze sie mit der Fiktion zusammen. Somit muss Oltnern einiges bekannt vorkommen. Doch eigentlich ist es egal, denn die Geschichte muss für sich selber stehen und für alle Personen, auch für die, die Olten nicht kennen, funktionieren. Deshalb ist das Detektivspiel nur für die Oltner lustig, aber eigentlich nicht wesentlich», betont Capus. Zudem sei er als Barkeeper zur Diskretion verpflichtet. «Ich bin ja kein Paparazzo, der seine Gäste belauscht. Ich selbst möchte als Barbesucher auch nicht ständig auf der Hut sein müssen. Das geht nicht», stellt Capus mit Nachdruck klar.

Zweifel

Die Romanfigur Max, der eine Bar betreibt und als Schriftsteller tätig ist, hat Zweifel. Zweifel daran, ob es tatsächlich nötig ist, noch Bücher zu schreiben. Hat Capus auch Zweifel? «Jeder Künstler, auch Musiker, fragen sich ob es wirklich nötig ist, ein weiteres Buch oder weitere Musik zu veröffentlichen. Wäre es nicht beispielsweise sinnvoller, für das IKRK Flüchtlinge zu betreuen?», fragt Capus selbstkritisch. Und was bringt den Autor dann doch dazu, in die Tasten zu greifen? «Es ist das unmittelbar Sinnliche und die Möglichkeit eine Geschichte zu erzählen, was ich auch ziemlich gut kann», antwortet der 55-jährige Autor. Und welche Sehnsüchte hat er? «Da ich mich in der glücklichen Lage befinde, dass ich sehr frei leben kann, habe ich keine Zeit, um Sehnsüchte zu empfinden. Wenn ich beispielsweise die Everglades in den Sümpfen Floridas besuchen möchte, dann tue ich das. Zudem fallen mit meinen Büchern und der Bar zwei Sehnsüchte zusammen».

Treffpunkt

«Ich habe den starken Drang etwas Handfestes zu machen. Nicht nur Dienstleister zu sein, sondern handwerklich etwas Schönes herzustellen», erklärt Capus. Mit dem Kauf der Galicia Bar vor drei Jahren konnte sich der Schriftsteller diesen Wunsch erfüllen, da er bei den Renovations- arbeiten wo immer möglich selbst Hand anlegte. «Ich habe mit der Galicia Bar in Olten einen Ort geschaffen, an welchem sich Menschen real treffen und begegnen können», so Capus begeistert. Hält er es mit seiner Romanfigur, was Veränderungen anbelangt? «Die Tatsache, dass ich mehr oder weniger seit 50 Jahren in Olten wohne und seit 20 Jahren verheiratet bin, zeigt mein grosses Bedürfnis nach Beständigkeit. Aber ja, ich bemühe mich, mit Veränderungen klarzukommen. Obwohl ich es sogar bedaure, wenn Dingenicht mehr da sind, über welche ich mich aufgeregt habe», so der Autor schmunzelnd.

Privileg

Ab Montag, 22. August gibt es Capus’ neues Buch «Das Leben ist gut» im Buchhandel zu kaufen. Ist man nach rund 20 publizierten Büchern noch nervös vor einer Neuerscheinung? «Beim Schriftstellerberuf gibt es keine Routine, so bin ich bei jedem neuen Buch wieder ein Anfänger. Zudem muss ich meine Entscheidungen alleine treffen und stets selbst einen Weg finden, was gleichzeitig schön aber auch schlimm ist», zeigt Capus auf und fügt an: «Da es in meinen Büchern keinen Kommissar gibt, der automatisch eine Fangemeinde hat, ist es stets schwierig abzu- schätzen, wie ein neues Buch aufgenommen wird. Deshalb bin ich auch etwas unruhig und gespannt auf die Reaktionen.» Aber nicht jeder Autor liebt den Rummel, der ein neues Buch mit sich bringt. «Ich bin der Meinung, dass man nur Dinge machen sollte, die man gerne macht. Wenn man allerdings Dinge machen muss, sollte man sich bemühen, dass man sie gerne macht», schmunzelt Capus. «Ich bekomme Geld dafür, dass ich in der ersten Klasse reise, wohne in Hotels, bekomme zu Essen und das Wichtigste: Überall warten Personen, die hören möchten, was ich zu sagen habe. Das ist ein Privileg, welches die wenigsten Menschen haben», zeigt sich Capus dankbar. Nach einigen Lesungen anfangs September in der Schweiz folgt ein voller Terminkalender mit Veranstaltungen in Deutschland und Österreich. «Der Vorteil für uns Schweizer Schriftsteller ist, dass uns die Deutschen ach so putzig und originell finden und uns gerne haben. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir nicht die alten «Deutschen Themen» behandeln - was im Übrigen wichtig ist, dass es gemacht wird - sondern unbelastete und unschuldige Geschichten schreiben dürfen», zeigt Capus auf, der seine Zeit auf Lesetour, mit der Montagearbeit vergleicht: «Ich bin fünf Tage unterwegs und am Samstagmorgen wieder zu Hause».

«Das Leben ist gut» von Alex Capus
240 Seiten, Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-25267-7
Erscheinungsdatum: 22.08.2016

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