Von der Strumpfmasche aufs Gerüst in der Kirche

Ina von Woyski Niedermann Am Mittwoch, 26. Oktober haben Sie die Möglichkeit der Trimbacher Textilkonservatorin/-restauratorin Ina von Woyski bei ihrer Arbeit im Restaurierungsatelier im Historischen Museum Olten über die Schultern zu schauen.

Ina von Woyski liebt grosse Arbeiten, die lange dauern und so ein «Verwachsen» mit dem Objekt erlauben. (Bild: mim)
Ina von Woyski liebt grosse Arbeiten, die lange dauern und so ein «Verwachsen» mit dem Objekt erlauben. (Bild: mim)

Steil den Trimbacher Düriberg hinauf führt die Strasse zum Atelier der Textilkonservatorin und -restauratorin. «Das Atelier ist im Keller», erklärt Ina von Woyski Niedermann. An mehreren zusammengeschobenen Tischen sitzt die Mitarbeiterin Iona Leroy und arbeitet konzentriert an einem Stoffhalsband aus dem Jüdischen Museum in Basel.

Von der Keramik zum Textil

«Als Kind wollte ich Keramikrestauratorin werden wie mein Onkel. Er arbeitete für das Deutsche Archäologische Institut an einer Ausgrabung in Griechenland, weshalb ich meine Ferien meistens in Griechenland verbrachte», erzählt Ina von Woyski. Damals sei es üblich gewesen, dass man zuerst das Handwerk erlernte, im Fall der Keramikrestauratorin sich zuerst zur Töpferin ausbilden liess, ehe man sich zur Restauratorin weiterbilden konnte. Eine Keramiklehrstelle zu finden sei jedoch sehr schwierig gewesen. «Es war die Flower-Power-Zeit, in welcher alle Abiturienten eine handwerkliche Ausbildung machen wollten», erklärt die 56-jährige Rheinländerin. Zwar absolvierte Ina von Woyski mehrere Praktika, doch mit einer Ausbildungsstätte wollte es nicht klappen. «Mein Vater hatte Verbindungen zur Kirche und deshalb absolvierte ich eine zweijährige Ausbildung zur Handstickerin in einer Paramenten-Werkstatt», erzählt von Woyski. Die anschliessende Ausbil- dung zur Textilkonservatorin konnte entweder in England oder Amerika absolviert werden oder man ergatterte den jährlich ausgeschriebenen Ausbildungsplatz bei der schweizerischen Abegg-Stiftung im bernischen Riggisberg. Ina von Woyski setzte sich durch, erhielt den Ausbildungsplatz in Bern und zog in die Schweiz. Während drei Jahren büffelte sie Kunstgeschichte mit Schwer- punkt Textilgeschichte, Chemie, Materialkunde, Faserkunde u.a. «Heute absolvieren die Textil- konservateure ein Fachhochschulstudium», zeigt von Woyski auf und bemängelt: «In meinen Augen fehlt dabei leider etwas der Schwerpunkt auf der Praxis. Es ist zudem ein Beruf, bei welchem man nie ausgelernt hat und sich stets weiterbilden muss, auch weil sich die Techniken und Verfahren ständig verändern.»

Atelier ist ständig gewachsen

Nach der Ausbildung 1984 war Ina von Woyski drei Jahre als Assistentin am Textilmuseum der Stiftung Abegg tätig, bis sie 1987 mit ihrem Mann nach Trimbach zog, ihren ersten Sohn gebar und freischaffend mit einem Atelier im eigenen Haus tätig wurde. «Nächstes Jahr feiere ich mein 30-jähriges Jubiläum als freischaffende Textilkonservatorin/-restauratorin», erzählt die vierfache Mutter schmunzelnd. Mit dem Umzug 1998 innerhalb von Trimbach ins jetzige Atelier wuchs nicht nur der Platz, sondern auch nach und nach die Infrastruktur. «Das Atelier erweiterte sich mit den Arbeiten, die ich annehmen wollte», erklärt die 56-Jährige lachend. Zu ihren Auftraggebern gehören die katholische Kirche, die Denkmalpflege, der Kunsthandel, Vereine, viele kleinere Museen oder Privatleute mit ihrenalten Taufkleidern und Teppichen.

Arbeit im Historischen Museum

Im 2010 hat die Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Olten begonnen, das seine textile Sammlung aufbereiten wollte. «Ich habe im Team über die Jahre in unregelmässigen Abständen die Sammlung gesichtet, inventarisiert, fotografiert, vermessen, eine Material/Technik-Analyse und eine Zustandsbeschreibung angefertigt und danach die optimale Lagerlösung gesucht», erklärt die Trimbacherin. «Die Entscheidung mich zur Textilkonservatorin/-restauratorin ausbilden zu lassen habe ich nie bereut», betont von Woyski, die seit 1999 zudem in einem 50%-Pensum für das Völkerkundemuseum Zürich tätig ist, und fügt lachend an: «Ich finde den Textilbereich viel spannender als die Keramik. In welchem Beruf hat man schon solche Abwechslung. Einmal versuche ich am Mikroskop eine Strumpfmasche aufzuheben und später friere ich auf einem Gerüst stehend in einer Kirche und reinige den untransportablen Wandbehang.»

«Schauen Sie uns über die Schulter»,
Mi., 26.10., 14-17 Uhr, Hist. Museum Olten
<link http: www.historischesmuseum-olten.ch>www.historischesmuseum-olten.ch

 

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