Vater Bastian Gassler schützt ohne Waffe

Stadtschützen Olten und Vater Bastian 2017 Am vergangenen Sonntag, 15. Januar ging die traditionelle Bastiansfeier mit einer keinesfalls traditionellen Wahl über die Bühne. Erstmals in 74 Jahren wurde mit der Regierungsrätin Esther Gassler eine Frau zum Vater Bastian gewählt.

Heinz Eng, Präsident der Oltner Stadtschützen, und der neue Vater Bastian, Regierungsrätin Esther Gassler. (Bild: mim)
Heinz Eng, Präsident der Oltner Stadtschützen, und der neue Vater Bastian, Regierungsrätin Esther Gassler. (Bild: mim)

Am vergangenen Sonntag, 15. Januar konnte Heinz Eng, Präsident der Stadtschützen Olten, rund 330 geladene Gäste - namhafte Personen aus Politik, Armee und dem Schweizer Schützenwesen - zur traditionellen Bastiansfeier im Konzertsaal des Stadttheaters Olten begrüssen.

74-jährige Tradition

Der St. Sebastian wird seit jeher als Schutzpatron der Schützen verehrt, so auch von den Oltner Stadtschützen. Im Zweiten Weltkrieg fassten die Oltner Stadtschützen den Beschluss, «den Oltner Bastian zu einer alljährlich wiederkehrenden und ewigen Tradition zu erheben». Der Vater Bastian ist, in höherem Sinne, als Stellvertreter des Schutzpatrons St. Sebastian zu betrachten. 1943 wurde Dr. Hugo Dietschi, alt Stadtammann, Ständerat sowie Präsident der Stadtschützen von 1894 bis 1897, als erster Vater Bastian gewählt. Und nun 74 Jahre später wird mit Regierungsrätin Esther Gassler erstmals eine Frau erkoren. Die Wahl wird jeweils im September durch Alt-Bastiansväter getroffen. «Es ist abgesprochen, dass der Vater Bastian-Titel so beibehalten wird - ob Mann oder Frau spielt keine Rolle», betonte Heinz Eng in seiner Proklamation. Mit der Ernennung werde eine Person aus der Wirtschaft, Politik, Militär oder dem Schützenwesen geehrt, die sich besonders um die Gesellschaft, insbesondere auch das Schützenwesen, verdient gemacht habe. «Im Wissen, dass wir mit Esther Gassler genau eine solche herausragende Persönlichkeit ehren dürfen, erübrigt sich eine grosse Gender-Diskussion. Zudem zeigt die Wahl den Stellenwert von Esther Gassler und die Anpassungsfähigkeit von uns Schützen an den heutigen Zeitgeist auf. Herausragende Frauen eignen sich genauso, unsere Tradition aufrechtzuerhalten, wie Männer», nahm Eng Stellung zum viel diskutierten Entscheid.

Das Ende für Altherrenclubs?

Die Schützengemeinschaft scheint aber in dieser Frage gespaltener Meinung zu sein.
«Diese Wahl hätte nicht sein müssen und stimmt nicht mit unserer Tradition überein», gab es Äusserungen an der Bastiansfeier. Aber auch durchaus positiv gestimmt zeigte sich ein jüngerer Oltner Stadtschütze: «Eine geschlechterdurchmischte Gruppe ist sinnvoll und sorgt für unterschiedliche Betrachtungsweisen. Die Zeit der Altherrenclubs ist vorbei.» Die Schirmherrin des Anlasses selbst meinte in ihrer Ansprache, dass die Wahl eine grosse Ehre sei und sie sich sehr freue. Sie müsse aber auch gestehen, dass die Anfrage sie sprachlos gemacht habe, was ein eher seltener Zustand bei einer Politikerin sei, wie sie lachend anfügte. «Eine Frau und zudem eine nicht schiessende soll Vater Bastian werden?», erinnerte sie sich an die Anfrage zurück und fuhr in ihrer Rede kämpferisch fort: «Wir haben das Glück und Privileg in einem der schönsten und reichsten Länder leben zu dürfen. Trotzdem blicken viele eher pessimistisch in die Zukunft. Der Terrorismus ist nach Europa gekommen und es ist nicht sicher, ob er einfach so vorüberziehen wird. Um die Sicherheit unseres Landes zu garantieren, benötigen wir eine vollausgerüstete Armee. Dies ist kein Luxus, sondern schiere Vernunft.» Mit der Übergabe des Trinkbechers vom Bastians Vater 2016 Ueli Augsburger an Esther Gassler wurde die Wahl zum Vater Bastian 2017 besiegelt. Anschliessend folgte die Ernennung der Oltner Ernst Adam, Daniel Blaser, Lukas Buser und Stefan Nünlist zu Bastiansehrenbrüdern. Selbstverständlich durfte aber auch das «Heideröslein», ein Höhepunkt für alle Anwesenden, nicht fehlen. Lautstark stimmte die Festgemeinde auf den Tischen stehend zum traditionellen Lied an.

Oltner schiessen wieder in der Region

Selbstverständlich geht es neben «Ehre und Treue» auch um den Schiesssport, dessen sich die Schützengemeinde am Morgen anlässlich der Generalversammlung widmete. So durften folgende Mitglieder der Stadtschützen als Gewinner der Jahresmeisterschaften ausgezeichnet werden: Andreas Haffner (Jahresmeister 300m, Kat. A-D), Thomas Hänggi (Jahresmeister Gewehr 50m), Peter Hee (Jahresmeister Pistole 50m und Luftpistole 10m) und Robin Senn (Jahresmeister Pistole 25m). Zudem hatte der Präsident der Stadtschützen auch erfreuliche Neuigkeiten zu vermelden. Seit 15 Jahren haben die338 Stadtschützen keinen eigenen Schiessplatz mehr. Die Lärmemissionen machen es kaum möglich einen solchen in Olten wieder einzurichten. «Nach dem Gastrecht in Lausen (BL) dürfen nun die Schützen in diesem Jahr erstmals die Schiessanlage in Hägendorf mitbenützen», freute sich der Präsident der Stadtschützen Olten Heinz Eng.

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