Olten als Slammer-Mekka

Am kommenden Wochenende treffen sich die Besten der hiesigen Slam-Szene in Solothurn und Olten zum «Stell-dich-ein» und kämpfen um den Schweizermeistertitel in den Kategorien u20, Team und Einzel. Obwohl kämpfen wohl etwas übertrieben ist, denn innerhalb der sogenannten «Slamily» sei der Titel nicht unbedingt das Nonplusultra, meint Phibi Reichling, der als einer der stärksten Slammer in der Schweiz gilt. «Innerhalb der Szene ist es wichtiger, konstant und an vielen verschiedenen Contests mit seinen Texten zu überzeugen», erklärt der Zürcher. «Aber natürlich klingt Schweizermeister immer gut und jeder schreibt sich dies gerne auf die Fahne», ergänzt Lokalmatador und Slam-Kollege Kilian Ziegler. Kein Wunder - denn schliesslich lassen sich unter den bisherigen Gewinnern im Einzelwettbewerb bekannte Namen wie der Spoken Word-Künstler Renato Kaiser, der Schweizer Kabarettist Gabriel Vetter oder die Gewinnerin des diesjährigen Salzburger Stiers Hazel Brugger finden.

Mehr Möglichkeiten im Team

Sowohl Reichling als auch Ziegler konnten sich bisher noch nicht mit dem Titel schmücken, sind aber einige Male knapp daran vorbeigeschrammt. Am kommenden Freitagabend, 24. März versuchen sie gemeinsam im Team-Final ihr Glück. Die Konkurrenz ist gross, unter den Mitstreitern sind Namen wie Remo Zumstein (letztjähriger Slam-Schweizermeister), Dominik Muheim (Gewinner des Oltner Kabarett-Castings 2015) oder Valerio Moser und Manuel Diener zu finden. Letztere konnten sich als Duo «InterroBang» bereits deutschsprachige Poetry Slam-Meister nennen. Die Team-Kategorie wird aufgrund des hochkarätigen Teilnehmerfeldes insgeheim auch als Königsdisziplin gehandelt. «Das Slammen im Team ist zwar schwieriger, gibt aber sowohl textlich als auch schauspielerisch mehr Möglichkeiten», sind sich die beiden einig. Als Königsdisziplin würden sie den Team-Slam dennoch nicht bezeichnen, vielmehr als spassige Herausforderung. Diese Herausforderung nehmen die zwei Slammer bereits seit mehr als sechs Jahren unter dem Namen «Die agile Liga» an. Die Zahl der Teammitglieder kann dabei jedoch variieren. Vor einigen Jahren dichteten auch noch Hazel Brugger oder Diego Häberli bei der «Liga» mit, bis sie aus Zeitgründen ausstiegen.

Eine Seltenheit im Slam-Jahr

Trotz der Attraktivität vom Team-Slam stellen Conteste dieser Art im nationalen Kalender eine Seltenheit dar. «Dies rührt wohl auch daher, dass Team-Events terminlich schwieriger zu koordinieren und organisieren sind», mutmasst «Die agile Liga». Die beiden Slammer müssen es wissen, denn sie engagieren sich selbst in der Szene als Veranstalter. So ist Kilian Ziegler als Oltner im OK der aktuellen Schweizermeisterschaft vertreten. Mit ein Grund, warum er im Gegensatz zu seinem Kollegen Phibi Reichling nicht in den Vorrunden des Einzel-Contests antritt. «Als OK-Mitglied wäre es irgendwie falsch, den Titel im Solo-Wettbewerb zu holen. Ausserdem bin ich in Olten vielleicht schon zu bekannt und hätte einen Heimvorteil.» Ganz verzichten muss der 32-Jährige aber nicht aufs Einzel-Finale in der Schützi, er wird als Moderator gemeinsam mit Fabi N. Käppeli durch den Samstagabend führen.

«Olten ist ein Fixpunkt in der Szene»

In den letzten Jahren konnte sich Olten - auch ausserhalb der Schweizermeisterschaft, die bereits 2010 in der Aarestadt stattfand - immer mehr als einer der Hauptpunkte der Schweizer Slam-Szene etablieren. Vor allem die Slam-Trilogie «laut&deutlich», die im letzten Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte und vom lokalen Verein «art.i.g» organisiert wird, ist ein Fixpunkt in der hiesigen Slam-Agenda. «Die Trilogie ist einer der Contests, die jeder Slammer gerne einmal gewinnen möchte», bestätigt auch Phibi Reichling. «Ausserdem ist Olten für sein bunt gemischtes Publikum bekannt. Bei uns sind alle Altersklassen vertreten», ergänzt Ziegler.

Einzel-Vorrunden als Geheimtipp

Für die bevorstehende Schweizermeisterschaft in Olten verraten die beiden Slammer zum Schluss noch einen Geheimtipp. «Viele Slammer wollen unbedingt den Eintritt ins Finale schaffen und zeigen in der Vorrunde prinzipiell eher ihre stärkeren Texte. Das Niveau ist daher teilweise sogar besser als im Einzel-Finale», sagt Ziegler und Reichling fügt an: «Zudem kann das Publikum in den Vorrunden nicht nur gängige, sondern auch experimentellere Texte entdecken.» Ob Vorrunde oder Finale - Olten wird von Freitag bis Samstag zum Mekka für Liebhaber der nationalen Slam-Kunst.

Schweizermeisterschaft 2017
Do, 23. März, Kofmehl Solothurn: Eröffnungsgala und u20-Finale
Fr, 24. März, Galicia, Paraiba, Vario Bar: Einzel-Vorrunden
Fr, 24. März, Schützi: Team-Final
Sa, 25. März, Schützi: Einzel-Final

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