«Nach drei Tagen ohne Auftritt ist mir langweilig»

Kilian Ziegler wird am Montag, 13. November der kantonalen Fachpreis für Literatur in Solothurn überreicht. Vor der Verleihung verriet der Slam Poet, was diese Anerkennung für ihn bedeutet und warum 2018 für ihn ein ganz besonderes Jahr wird.

Der Oltner Slam Poet Kilian Ziegler erhält nach fast 10-jähriger Bühnenpräsenz den kantonalen Fachpreis für Literatur. (Bild: ZVG)
Der Oltner Slam Poet Kilian Ziegler erhält nach fast 10-jähriger Bühnenpräsenz den kantonalen Fachpreis für Literatur. (Bild: ZVG)

Mit dem Fachpreis für Literatur schliesse sich sozusagen der Bogen, bemerkt Kilian Ziegler zum Interviewbeginn und erinnert sich zurück. Im Jahr 2009 erhielt er als literarischer Neuling den kantonalen Werkjahrbeitrag (heutiger Förderpreis) - nun, knapp acht Jahre später, folgt mit dem Fachpreis für Literatur die nächste Anerkennung des Kantons Solothurn. «Eine schöne Bestätigung des ersten Preises und gleichzeitig eine grosse Wertschätzung. Scheinbar hat dem Kanton gefallen, was ich aus seiner damaligen Förderung gemacht habe», so Ziegler.

«Ich habe keinen Auftritt ausgelassen»

Und das ist nicht gerade wenig. Schliesslich war der Oltner in den letzten Jahren auf praktisch jeder Schweizer Poetry Slam-Bühne anzutreffen. «Anfangs liess ich keine Auftrittmöglichkeit aus. Wahrscheinlich habe ich bereits mit meiner Dauerpräsenz genervt», so der Slam Poet lachend. Einmal von der Leidenschaft gepackt, wollte er sie immer wieder erleben. «Es ist fast wie eine Sucht. Die Stimmung und die unmittelbare Publikumsreaktion sind einmalig», erklärt der 33-Jährige. Auch deshalb sehe er sich selbst primär als Bühnenkünstler. «Beim Schreiben meiner Texte habe ich stets die Bühnensituation im Kopf.» Noch heute - fast zehn Jahre nach seinem allerersten, spontanen Slam in der Oltner Schützi - habe ihn die Faszination nicht losgelassen. «Nach drei Tagen ohne Auftritt wird mir langweilig.»

Schneller Erfolg

Die zahlreichen Slams blieben nicht unbemerkt. Bald schon folgten erste Event-Buchungen und nur drei Jahre nach seinen literarischen Anfängen konnte der Oltner bereits von seiner Kunst leben. «Im Rückblick kann ich kaum glauben, wie schnell alles ging. Es ist richtig surreal», erzählt der Slam Poet. Der Schritt in die Selbstständigkeit sei ihm aufgrund seines damaligen Studiums nicht sonderlich schwer gefallen. «Mit einem festen Job hätte ich wohl vielmehr Mut dafür aufbringen müssen. Aber so fiel die Entscheidung leichter.»

Soziologe kommt zum Vorschein

Mittlerweile ist Kilian Ziegler bereits mit seinem zweiten abendfüllenden Programm «Ausbruch aus dem Strauchelzoo» auf Tour, das er gemeinsam mit dem Solothurner Pianisten Samuel Blatter auf die Beine gestellt hat. Dabei nehmen sich die beiden Künstler der wohl normalsten, aber dennoch meist vertuschten Eigenheit des menschlichen Seins an: dem Scheitern beziehungsweise Straucheln. Beim Schreiben des Stücks habe ihm wiederum sein Soziologiestudium - das er 2015 gut elf Jahre nach Studienbeginn mit dem Lizenziat beendete- geholfen. «Mein kritischer Blick und mein Hang, die Gesellschaft zu hinterfragen, rühren sicherlich von meiner Unizeit her», meint Ziegler und schmunzelt: «Die 22 Semester haben sich somit gelohnt.» Obwohl das Programm durchaus eine tiefgründigere und teilweise kritische Aussage vermittelt, wolle er damit vor allem zum Lachen bringen. «Mein Medium ist der Humor. Ich will kein Moralapostel sein.» Dieses selbst ernannte «Slam-Kabarett» ist in unserer Region am Freitag, 3. November im Obristhof in Oftringen zu erleben.

10-jähriges Bühnenjubiläum

Obwohl Ziegler mit dem Strauchelzoo-Programm noch bis 2019 auf Schweizer Bühnen stehen wird, dürfen sich Oltner bereits im nächsten April auf neuen Stoff vom Lokalmatadoren freuen. Denn 2018 ist schliesslich ein ganz besonderes Jahr für den Künstler - genau zehn Jahre davor begann seine Karriere. «Mein 10-jähriges Bühnenjubiläum wollte ich unbedingt mit zwei speziellen Auftritten in der Vario Bar feiern.» Was genau er für den 5. und 6. April auf die Beine stellt, ist jedoch noch nicht in Stein gemeisselt. «Nebst alten, will ich auch neue Texte präsentieren und einige Spezialgäste aus der nationalen Slam-Szene einladen.» Und wer weiss, eventuell sind einige der Jubiläums-Texte schlussendlich auch im neuen Programm wiederzufinden. Geplant sei auf jeden Fall eines und das Preisgeld von 10’000 Franken, das er am Montag, 13. November im Solothurner Landhaus vom Kantonalen Kuratorium für Kulturförderung erhält, werde ihn sicherlich dabei unterstützen.

<link http: www.kilianziegler.ch>www.kilianziegler.ch

 

Weitere Artikel zu «Front», die sie interessieren könnten

Front28.02.2024

Der Börsenmann

Roland Arnet Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Aarburger Roland Arnet im Stadttheater Olten Sammlerbörsen. Mitte März findet die nächste…
Front21.02.2024

«Wir haben bis zu acht Anfragen pro Woche»

Kinderbetreuung In Wangen bei Olten hat eine neue Kindertagesstätte ihre Tore eröffnet. Geschäftsführerin Nicole Eggenschwiler erzählt, welche…
Front14.02.2024

Ein Umzug wie ein bunter Blumenstrauss

Fasnacht Mit einem lauten Knall setzte sich der Oltner Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag um 14 Uhr in Bewegung. Auch Fasnächtler aus anderen Regionen waren…