«Wenn ich Kritik nicht aushalte, bin ich am falschen Ort»

Marion Rauber ist die Neue im Stadtrat und seit August zuständig für die Direktion Soziales. Der Stadtanzeiger hat sich mit ihr über ihren Start in der Exekutive, ihre Direktion und ihren Umgang mit Kritik unterhalten.

Stadträtin Marion Rauber will ihrer transparenten Linie auch in Zukunft treu bleiben. (Bild: ZVG)
Stadträtin Marion Rauber will ihrer transparenten Linie auch in Zukunft treu bleiben. (Bild: ZVG)

Zum Gespräch treffe ich Marion Rauber in ihrem Zuhause mitten in der Oltner Altstadt. «Inzwischen habe ich mir einen Überblick über die Direktion Soziales verschafft und die rund 50 Mitarbeitenden kennen gelernt», so die seit August im Amt stehende Stadträtin. «Ich bin froh, dass ich ein gut funktionierendes Tagesgeschäft angetroffen habe und ich auf ein kollegiales Team zählen kann.»

Während 24 Stunden Stadträtin

Sich politisch zu engagieren ist für Marion Rauber nicht neu. Bereits im Elternhaus wurde Politik gelebt. «Mein Vater war lange Zeit Mitglied im Gemeinderat und meine Mutter engagierte sich in Berufsverbänden», so die diplomierte Pflegefachfrau. Sie selbst wirkte bereits in verschiedenen Kommissionen und war von 2001 bis 2007 Gemeinderatsmitglied. «Die Exekutive ist jedoch etwas anderes. Ich trage als Stadträtin viel mehr Verantwortung, treffe gewichtigere Entscheide und bin viel exponierter als noch zu Zeiten als Gemeinderatsmitglied», zeigt die 51-Jährige auf und fügt schmunzelnd an: «Jetzt bin ich während 24 Stunden Stadträtin.» Nicht selten werde sie beim Einkaufen oder im Ausgang angesprochen. «Ich höre zu und nehme das Thema auf oder kommuniziere, dass sich die Personen während den Bürozeiten nochmals melden sollen.»
Als typische Politikerin würde sich Rauber jedoch nicht bezeichnen. «Profilieren möchte ich mich nicht, aber mein Bestes geben.»

Muss es nicht allen recht machen

Die Erwartungen an das Amt sind gross. Dies musste die Stadträtin auch an der Parlaments- sitzung vom September feststellen, als sie wegen der vom Stadtrat in eigener Kompetenz bewilligten drei zusätzlichen Stellen für die Sozialregion Olten von links bis rechts wegen «Missachtung», «Intransparenz» und «Kompetenzüberschreitung» gerügt wurde. «Tatsächlich habe ich so richtig eines auf den Deckel bekommen», räumt Rauber ein und fügt an: «Ich habe vorgängig mit allen Fraktionen das Gespräch gesucht und die Stellenerhöhungen kommuniziert.» Dass ihr nun Intransparenz vorgeworfen wird, kann die Stadträtin deshalb nicht nachvollziehen. Auch gibt sie zu bedenken, dass sie die bereits tätigen Angestellten nicht noch Monate vertrösten konnte, um zu bestätigen, dass diese auch weiterhin einen Job bei der Stadt Olten haben. «Doch ich nehme zur Kenntnis, dass das Parlament bei allen Geschäften mitbestimmen möchte. Meiner transparenten Linie werde ich auch in Zukunft treu bleiben», betont das SP Olten-Mitglied. Und wie geht Rauber mit solcher Kritik um? «Das gehört in der Politik dazu. Ich reflektiere und ziehe meine Schlüsse. Wenn ich dies nicht aushalten kann, bin ich am falschen Ort. Ausserdem habe ich nicht den Anspruch, es allen recht machen zu müssen.»

Teuer und undankbar

Welche Themen beschäftigen die Stadträtin in nächster Zeit? «In der Direktion Soziales steht die Stellenplanung an, die Umsetzung des Aufsichts- und Revisionskonzepts und das Voranbringen des direktionsübergreifenden Themas «Sicherheit im öffentlichen Raum» sowie selbstverständlich die Bearbeitung von Vorstössen», so Rauber, die ihre Direktion als teuer und undankbar be- zeichnet. «Ich gebe vor allem Geld aus, kann aber damit nichts Erfreuliches, wie beispielsweise ein Schulhaus bauen. Einige wollen nicht wahrhaben, dass die Probleme in der Gesellschaft bestehen. Sie suchen nach Schuldigen, die für die hohen Kosten die Verantwortung übernehmen sollen. Dabei geht leider vergessen, dass Menschen durch Krankheiten oder persönliche Krisen aus dem Arbeitsprozess fallen können. Es entspricht der Schweizer Sozialpolitik diese aufzu- fangen», so die Stadträtin. «Auch mich stören die hohen Kosten, nur kann ich diese ausser mit Effizienz kaum beeinflussen. Schlussendlich ist das Sozialamt die letzte Anlaufstelle.» Wie steht Rauber zur momentan rege diskutierten Notschlafstelle? «Ich war einst Mitglied beim Verein und finde es eine sinnvolle Idee. Allerdings muss man klar definieren, für wen die Notschlafstelle gedacht ist, denn für Personen mit Wohnsitz in der Region, werden Lösungen angeboten.»
Der SP-Stadträtin liegen aber auch die Jugendarbeit und die Alterspolitik am Herzen. «Ich bin der Meinung, dass es zukünftig eine aufsuchende Jugend- und Sozialarbeit geben sollte.»

Wurzeln und Herz

Angesprochen auf Olten gerät die Mutter zweier erwachsener Kinder ins Schwärmen: «Ich könnte mir nicht vorstellen woanders zu leben. Olten weist eine hohe Lebensqualität auf. Zudem hat die Stadt für mich eine optimale Grösse. Hier sind meine Wurzeln und hier wohnt mein Herz.» Angesprochen auf Wunschprojekte meint Rauber, die neben ihrem Amt als Sachbearbeiterin Pensionskasse tätig ist: «Es sind altbekannte Themen, wie den Aarezugang zu optimieren und die Anbindung an Olten Südwest durch den Masterplan. Zudem könnte meiner Meinung nach auf der Kirchgasse immer etwas los sein», so die begeisterte Fasnächtlerin lächelnd, die seit 2013 Mitglied des Fuko-Rates ist. Was wünscht sich Rauber, die ein Glas Rotwein und Gespräche in guter Begleitung schätzt, für ihre vier Jahre im Stadtrat? «Einen konstruktiven Austausch, Toleranz und Transparenz. Dabei sollen wir aber auch den Humor nicht verlieren.» Und wenn Humor doch einmal nicht hilft, wird die Stadträtin mit Yoga wieder ihre Mitte finden.

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