«Ich lasse mich gerne selbst überraschen»

23 Sternschnuppen Morgen startet die sechste Ausgabe des Oltner Kultur-Advents- kalenders «23 Sternschnuppen» im Kino Capitol. Hinter einem «Türchen» versteckt sich dabei der multimediale Zeichner Nicolas d’Aujourd’hui, der im Austausch mit dem Publikum einen «lebendigen Live-Comix» kreiert.

Der Zeichner Nicolas d’Aujourd’hui, hier in seinem «nix-productions»-Atelier in Basel, versteckt sich mit seinem interaktiven Live-Comix hinter einem von «23 Türchen» des Oltner Kultur-Adventskalenders «23 Sternschnuppen» im Kino Capitol.
Der Zeichner Nicolas d’Aujourd’hui, hier in seinem «nix-productions»-Atelier in Basel, versteckt sich mit seinem interaktiven Live-Comix hinter einem von «23 Türchen» des Oltner Kultur-Adventskalenders «23 Sternschnuppen» im Kino Capitol. (Bild: vwe)

Ein kurzer Input des Publikums - manchmal auch nur ein einzelnes Wort - genügt und schon kritzelt seine Hand drauflos. Aus anfänglichen Strichen werden Formen und Figuren; aus einzelnen Figuren ganze Geschichten. So schnell wie die Zeichnungen gekommen sind, verschwinden sie aber jeweils wieder und machen neuen Bildern Platz - ganz wie bei einem
Live-Film.

Zuerst die Hand, dann der Kopf

Wie der gezeichnete Film genau aussehen geschweige denn enden wird, weiss dabei nicht einmal der Künstler selbst. «Ich lasse jeweils meine Hand vorgehen. Diese kritzelt bereits etwas, bevor es der Kopf überhaupt realisiert. Völlig intuitiv», erklärt der Basler Zeichner und Illustrator Nicolas d’Aujourd’hui und fügt lächelnd an: «In solchen Fällen lasse ich mich gerne selbst vom Ergebnis überraschen.» Denn einen gesetzten roten Faden gebe es bei seinen Live-Auftritten nicht. In einem lockeren Rahmen lässt der 52-Jährige unterschiedlichste Eindrücke aus dem Moment heraus entstehen. Das verleiht dem Ganzen eine hohe Authentizität. «Schliesslich spiele ich kein Rolle auf der Bühne, sondern gebe durch die Erzählungen sowie Zeichnungen einiges von mir und meinem Denken preis und mir selbst viel Blösse.»

Publikum als Teil des Kunstwerks

Welchen Lauf die zeichnerische Geschichte nimmt, kann dabei auch das Publikum entscheiden. Denn bei den Live-Events von d’Aujourd’hui sind Zwischenrufe ausnahmsweise erlaubt.
«Dadurch entsteht eine spezielle Verbindung zu den Zuschauern. Sie werden quasi ein Teil des Kunstwerks», meint der Basler. Via Videokamera und Beamer sind die Zeichnungen und deren Entstehungsprozess für alle sichtbar. Nebst Blatt und Stift lässt der Basler Künstler auch gerne Objekte in seine «Live-Filme» einfliessen. «Dies können völlig unscheinbare Gegenstände sein, die ich beispielsweise während Spaziergängen am Strand gesammelt habe», erklärt d’Aujourd’hui und öffnet eine Schublade in seinem Atelier. Muscheln, Treibholz oder auch Plastikabfall, der leider en masse an die Meerufer gespült wird, tummeln sich darin. «Ich mag es, die Objekte in einem völlig neuen Kontext und als Bruchteile einer Geschichte erscheinen zu lassen», erklärt der Zeichner, welcher bereits mit Slam-Poet Simon Libsig oder dem Starrkircher Duo Comedia Zap gemeinsame Projekte verwirklichte.

«Ich finde Randfiguren spannend»

Einen differenzierten und anderen Blickwinkel auf Situationen, Charaktere oder eben Objekte zu werfen, mag Nicolas d’Aujourd’hui generell in seiner Arbeit. «Besonders sogenannte Randfiguren finde ich spannend und sympathisch.» So zeichnet er seit seiner Kindheit gerne schleimige, «gfürchige» oder lustige Monster. Mittlerweile sind seine Kreationen gar als Stempelmonster-Set erhältlich. «Mit den Stempeln haben kleine und grosse Nachwuchskünstler die Chance, ihr ganz persönliches Monster zu erstellen», meint der Künstler, welcher sich mit seiner kleinen Firma «nix-productions» selbstständig gemacht hat. Seit einigen Jahren ist Nicolas d’Aujourd’hui überdies als Kinder- sowie Bilderbuchautor unterwegs. Sein neustes Werk «Der Bär ist los!» beschäftigt sich ebenfalls mit fremden Kulturen, Integration oder Randfiguren wie dem «Camembär» oder dem «Erdbär». Das Kinderbuch feiert übrigens heute, 30. November um 17 Uhr im Salon Unternehmen Mitte Basel Vernissage.

Überraschungseffekt verdoppelt

Bei seinem Auftritt im Oltner Kultur-Adventskalender «23 Sternschnuppen» freue er sich besonders auf den Überraschungseffekt. «Das Publikum weiss ja bereits bei einem meiner «normalen» Auftritte nicht genau, was sie erwartet. In Olten wissen die Zuschauer aber nicht einmal, dass ich auf der Bühne stehen werde geschweige denn, was ich mache. So wird der Effekt gar verdoppelt.» Nebst dem Basler Zeichner verstecken sich weitere Überraschungen aus nationaler und internationaler Musik-, Kabarett- oder Theater-Szene hinter den «23 Türchen». Von den herausragenden Künstlerinnen Silvana Gargiulo und Nina Dimitri über die lokale Saxofonistin Fabienne Hoerni oder dem Oltner Kabarett-Casting-Gewinner Dominik Muheim bis zur 16-köpfigen Big Band Olten oder dem Spoken Word-Duo Ster ist wiederum das ganze Spektrum abgedeckt.

Oltner Kultur-Adventskalender «23 Sternschnuppen»
Kino Capitol
Fr, 1. bis Sa, 23. Dezember, jeweils von 18.15 bis 18.45 Uhr

<link http: www.23sternschnuppen.ch>www.23sternschnuppen.ch
<link http: www.nix-productions.ch>www.nix-productions.ch

 

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