«Ich werde Eidgenosse ohne Schweizer Pass»

Engelberg-Schwinget Am Sonntag, 8. Juli reisen die «bösen Buben» aus allen Himmelsrichtungen an das familiäre Engelberg-Schwinget ob Dulliken. Mit dabei auch der Buchser Tiago Vieira, der 2014 das Schwingfest schon einmal für sich entscheiden konnte.

Das Aargauer Schwergewicht Tiago Vieira (l.) will an der Engelberg-Schwinget wieder aufs Siegertreppchen. (Bild: Wolfgang Rytz)

Das Aargauer Schwergewicht Tiago Vieira (l.) will an der Engelberg-Schwinget wieder aufs Siegertreppchen. (Bild: Wolfgang Rytz)

"In Portugal nennen mich alle nur den Schweizer", so Tiago Vieira, Kranzschwinger. (Bild: Sandra Ardizzone)

"In Portugal nennen mich alle nur den Schweizer", so Tiago Vieira, Kranzschwinger. (Bild: Sandra Ardizzone)

Laut OK-Präsident Anton Felder erfreut sich die Engelberg-Schwinget auf der Juraanhöhe oberhalb von Dulliken jedes Jahr grosser Beliebtheit - sowohl beim Publikum als auch bei den Sportlern. Diesen Eindruck bestätigt auch der Aargauer Kranzschwinger Tiago Vieira - nicht nur weil er das Fest des Schwingklubs Olten-Gösgen vor vier Jahren bereits einmal für sich entscheiden konnte. «Das EngelbergSchwinget ist wegen seiner familiären Atmosphäre und guten Organisation einer meiner Favoriten. Ich mag generell kleine Schwingfeste, weil ich dann weniger Druck verspüre und auch mal mit den Zuschauern plaudern kann», meint der Buchser und fügt erklärend an: «Bei grösseren, kantonalen Wettkämpfen verspüre ich viel mehr Anspannung und habe stets den Kranz vor Augen.» Erschwungen hat er von der begehrten Kopfbedeckung in seiner zehnjährigen aktiven Laufbahn bereits neun Stück.

Vom Maienzug ins Sägemehl

Der Volksfestcharakter, der auch an der Engelberg-Schwinget gelebt wird, macht für Tiago Vieira ein Schwingfest komplett. Schliesslich fand er selbst vor gut 17 Jahren an einem Aarauer Volksfest zu seinem Sport. «Als Aarauer Schüler mass ich mich am traditionellen Maienzug-Spielnachmittag zum ersten Mal im Schwingen und legte alle Gegner auf den Rücken», erinnert sich der 26-Jährige lachend, der seither beim Schwingklub Aarau trainiert. Seine robuste Postur habe ihm als Jung- schwinger sehr geholfen. «Im Nachwuchs habe ich alle Zweige beziehungsweise Siege geholt, die ich konnte.»

Der «böse Bub» aus Portugal

Mit 155 Kilogramm auf 190 Metern besitzt Vieira eine Postur, die dem Schwingerübernamen «Böser Bub» alle Ehre macht. «Mein Gewicht ist Vor- und Nachteil zugleich. Einerseits können mich zwar meine Gegner nicht heben, andererseits bin ich aber auch weniger wendig und habe eine geringere Ausdauer als athletische Schwinger.» Untypischer für den Schweizer Traditions- sport ist hingegen der Name des gebürtigen Portugiesen. «An meinem ersten Wettkampf waren mir Volksmusik, Jodel oder Trachten noch völlig fremd. Mittlerweile gehört es für mich zu einem richtigen Schwingfest dazu», erzählt der Aargauer. Trotz seiner Herkunft fühle er sich in der Schwinger-Szene vollständig akzeptiert. Zudem sieht er sich generell mehr als Schweizer als etwas anderes. «Auch in Portugal nennen mich jeweils alle nur den Schweizer», schmunzelt Vieira. Eine Einbürgerung brauche er daher gar nicht, um sich hier zu Hause zu fühlen. «Ich habe es damit nicht eilig.»

«Jetzt muss ich aufholen»

2016 nahm Tiago Vieira am Eidgenössischen in Estavayer-le-Lac (FR) teil, verpasste dort jedoch den Kranz. «Da ich mir zuvor die Bänder angerissen habe, hätte ich auch nicht damit gerechnet», blickt er heute zurück. Verletzungsbedingt musste der Hüne auch die letzte Saison frühzeitig beenden und konnte aus Zeitgründen nicht regelmässig trainieren. Nun will es der Aargauer aber wieder wissen. «Schliesslich liegt mit meinem Potenzial noch mehr drin.» Ausserdem habe ihn sein fünf Jahre jüngerer Trainingskollege Tobias Widmer in Sachen Kränze mittlerweile über- rundet. «Jetzt muss ich aufholen», meint der Buchser schmunzelnd und gibt zu: «Dieser kleine vereinsinterne Konkurrenzkampf spornt zusätzlich an.»

«Top Drei sollte drinliegen»

Für das Engelberg-Schwinget ist er aber nicht nur deshalb motiviert. «Aufgrund einer starken Augeninfektion musste ich auf die Teilnahme am Kantonalen Schwingfest in Aarau verzichten.
Das nagt noch immer ein wenig an mir, da ich dort mit Heimvorteil gestartet wäre.» Zudem wäre es natürlich schön, den Sieg nach vier Jahren wieder zu holen. Mit den Eidgenossen Patrick Räbmatter und Bruno Gisler (letztjähriger Sieger) als Gegner werde dies zwar nicht einfach, aber laut Vieira sollte ein Rang unter den Top Drei drinliegen. Auch für die Zukunft hat sich der Buchser grosse Ziele gesteckt. «Am Eidgenössischen nächstes Jahr in Zug will ich unbedingt einen Kranz holen. Damit wäre ich wohl der einzige Eidgenosse ohne Schweizer Pass», schliesst Tiago Vieira augenzwinkernd.

Engelberg-Schwinget ob Dulliken
So, 8. Juli, 9.30 bis 17.30 Uhr
Antreten Jungschwinger: 11 Uhr
Anschwingen Aktiv: 11.15 Uhr

<link http: www.sk-og.ch>www.sk-og.ch

 

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