Kulturarbeit heisst auch viel Handwerk

Theater 1918.CH - 100 Jahre Landesstreik Ab Donnerstag, 16. August ist das «Theater 1918.CH» in den Alten Hauptwerkstätten in Olten zu sehen. Wir haben mit dem Hägendörfer Produktionsleiter Rainer von Arx über Oldtimer, Ehrenamtlichkeit und Hemmungen vonseiten der Wirtschaft gesprochen.

Produktionsleiter Rainer von Arx versucht, für das Theater 1918.CH Unmögliches möglich zu machen. (Bild: mim)
Produktionsleiter Rainer von Arx versucht, für das Theater 1918.CH Unmögliches möglich zu machen. (Bild: mim)

Trotz der brütenden Hitze herrscht in den Hallen der Alten Hauptwerkstätte beim Bahnhof Olten geschäftiges Treiben. Zum Ausruhen bleibt rund drei Wochen vor Vorstellungsbeginn für den Produktionsleiter Rainer von Arx und sein Team keine Zeit. In den drei hufeisenförmig angeordneten Hallen befindet sich neben der Garderobe mit den rund 1’000 Kostümteilen auch ein Aufenthaltsbereich für die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Musiker und Chor- mitglieder. Rund 100 Personen von Kind bis Senior werden pro Vorstellung auf der Bühne stehen. Daneben wirken 20 Theatergruppen aus verschiedenen Kantonen mit. Pro Vorstellung beteiligen sich jeweils zwei Kantone, weshalb zusätzlich bis zu 100 Personen hinzukommen können.

Olten im Landesstreik-Fieber

Als Attraktion neben den Vorstellungen hat die bildende Künstlerin Notta Caflisch ein hallen- übergreifendes Mobile mit Kisten entworfen. Dafür hatte ihr jeder der 20 mitwirkenden Kantone seine gesammelten Materialien über den Landesstreik zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen zum Landesstreik erhalten Besucher durch die in den Hallen verteilten Ausstellungs- kisten von Bühnenbildner Lukas Sander. Daneben hat sich das «Landesstreik-Fieber» längst über die ganze Eisenbahnerstadt ausgebreitet. In Zusammenarbeit mit dem Projekt «Verschiebungen 18/18. Eine szenografische Annäherung an den Landesstreik» wurden 30 Hörstationen in der Stadt Olten aufgestellt. Zudem werden Führungen zum Thema von Region Olten Tourismus oder «Satirische Streifzüge» des Duos Strohmann-Kauz angeboten. Im Weiteren widmet sich das Kunstmuseum, das Historische Museum sowie der Verein Archiv Olten noch bis zum 19. August unter dem Titel «Das Leben ist kein Ponyhof. Arbeit(en) zum Thema in der bildenden Kunst» dem Landesstreik.

Hemmungen vonseiten der Wirtschaft

Vor rund fünf Jahren ist durch die Regisseurin Liliana Heimberg die Idee zum schweizweiten Theaterprojekt entstanden. Der Hägendörfer Rainer von Arx, der sich als Vorstandsmitglied von art i.g. über die Jahre als Organisator von Kunstausstellungen, Spoken Word-Veranstaltungen und den Kabarett-Tagen einen Namen gemacht hat, ist durch einen personellen Wechsel erst im vergangenen September als Produktionsleiter zur Gruppe gestossen. «Ich fand das Projekt politisch spannend, zudem reizte mich die Mehrsprachigkeit sowie die Dimension», erzählt der
43-Jährige. «Ich bin dafür verantwortlich, dass die technische Umsetzung der künstlerischen Ideen gelingt.» Positiv überrascht sei er von der grossen Fachkompetenz des Teams. Irritiert hätten ihn hingegen die Hemmungen vonseiten der Wirtschaft. Das Projekt werde zwar finanziell und mit Naturalien unterstützt, namentlich bekannte sich jedoch keine grössere Firma dazu. «Wir sind kein linkes Theater und zeigen deshalb die verschiedenen Meinungen vonseiten der Frauen, Bauern, Wirtschaftsvertreter und der Armee zum Landesstreik auf. Das Hauptaugenmerk liegt auf den «kleinen» Leuten», betont von Arx. Tatsächlich haben aber wenige Menschen fundierte Kenntnisse über den Landesstreik. «Mir ging es nicht anders, so war mir gerade mal bekannt, dass Personen in Grenchen erschossen wurden», erzählt der Produktionsleiter und fügt an:
«Der Landesstreik hat jedoch sehr wichtige Entwicklungen für unser Land angestossen.»

Unmögliches möglich machen

Die künstlerischen Wünsche umzusetzen sei nicht immer einfach, so von Arx lächelnd. Beispiels- weise musste möglichst kostenlos ein Oldtimer gefunden werden, der nun auf Elektrobetrieb umgebaut wurde. Durch die grosse Spielfläche in der Haupthalle sowie Auftritte im Innenhof waren vor allem Ton- und Lichttechnik stark gefordert. Deshalb sei es toll, mit nationalen Fachpersonen für Licht- und Tondesign zu arbeiten, so von Arx. Daneben galt es die Hallen der Alten Haupt- werkstätte soweit möglich ins Theater einzubinden. «Wir mussten uns beispielsweise überlegen, wie der Klang der schweren Militärstiefel, die um die Halle patrouillieren verstärkt werden kann und haben deshalb einen Holzpalettenweg ausgelegt», erzählt der «Kulturarbeiter» und macht deutlich, welche Detailarbeit für ein stimmiges Ganzes nötig ist. Schmunzelnd berichtet er weiter von den vielen Kilometern an Kabeln, die für Licht und Ton nötig sind. «Neben dem Künstlerischen- und dem Produktions-Team wäre das Theater nicht realisierbar ohne den ehrenamtlichen Einsatz der Spieler/innen sowie Helfer/innen. Dieses riesige Engagement, die Freude sowie Leidenschaft der Mitwirkenden ist für uns eine grosse Motivation», so von Arx.

Weitere Infos und Tickets unter:
<link http: www.1918.ch>www.1918.ch

 

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