Gewichtige Themen leise erzählt

Alex Capus Seit Montag steht sein neuster Roman «Königskinder» in den Regalen der Buchhandlungen. Wir haben mit Alex Capus über das Ballonfahren, die Zeitenwende und die Beharrlichkeit in der Liebe gesprochen.

Leicht und zart schreibt Alex Capus in «Königskinder» über die grossen Dinge des Lebens. (Bild: Ayse Yavas)
Leicht und zart schreibt Alex Capus in «Königskinder» über die grossen Dinge des Lebens. (Bild: Ayse Yavas)

Max und Tina - alte Bekannte für Capus-Leser- sind seit 26 Jahren ein Paar. Auf dem Jaun-Pass werden die beiden in ihrem roten Toyota Corolla eingeschneit. Um sich beim Warten auf die Schneefräse die Zeit zu vertreiben erzählt Max seiner Tina die Geschichte vom Kuhhirten Jakob und der Bauerntochter Marie, die im 18 Jahrhundert an ebendiesem Ort ihren Anfang nahm. Eine Geschichte in der Geschichte also und zumindest eine ist auf jeden Fall wahr, denn Alex Capus ist in Archiven auf Jakob und seine Marie gestossen. «Mich faszinierte die Beharrlichkeit in ihrer Beziehung und dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz stets wieder zueinanderfanden. Das empfinde ich gerade in der heutigen Zeit, in der menschliche Beziehungen meist provisorisch sind - vielleicht lässt sich noch etwas Besseres finden - als wunderbar», erzählt Capus.

Die Zeitenwende

In «Königskinder» pflegt der Oltner Autor seine ihm eigene, präzise Schreibe. Dabei gibt es in Capus’ Schilderungen kaum Zufälle. Recherchiert hat er die Geschichte, das Wetter und die Errungenschaften dieser Zeit bis zur Französischen Revolution und verwebt sie zu einem Teppich. «Wir befinden uns heute vermutlich auch in einer Epoche einer Zeitenwende. Spüren es zwar, wissen aber nicht was die Zukunft bringt. So hat beispielsweise der im Buch geschilderte Vulkanausbruch im Jahr 1783 das Leben der Menschen erheblich beeinflusst und auch wir sind nicht gefeit vor solchen Ereignissen», betont der 57-jährige Autor.

Als die Welt in Verzückung geriet

Das historische Fundament nimmt in Capus’ Büchern einen grossen Stellenwert ein. Für «Königs- kinder» seien die Recherchearbeiten jedoch überschaubar gewesen, so habe er Archive in Bulle, Fribourg und Paris, respektive Versailles besucht. «Am handfesten Detail wird die grundsätzliche Idee sichtbar», meint Capus und nimmt das Ballonfahren, das nach 1782 die Welt in Verzückung versetzte als Beispiel. Die irrtümliche Meinung der Gebrüder Montgolfier, den Erfindern des Heissluftballons, dass der Rauch den Ballon zum Fliegen bringt, wird in «Königskinder» durch die Bauerntochter Marie und ihre Freundin Mathilde rasch als Quatsch entlarvt. Schliesslich verbringen die beiden ausreichend Zeit mit dem Feuer machen in der Küche und wissen, dass es die Hitze ist, die einen Ballon steigen lässt. «Ich ziehe es vor, eine Idee zu illustrieren, sodass sie der Leser versteht, anstatt sie von der Kanzel hinab zu verkünden», erklärt Capus. Was ihn am Ballonfahren, dem er bereits in seinem Buch «Himmelsstürmer» auf den Grund ging, fasziniert? «Es war sicherlich ein sehr symbolträchtiger Moment - die Fesseln von Jahrhunderten Feudal- herrschaft abzuwerfen und die Befreiung von der Kirche durch die Wissenschaft. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, welches Verzücken das Ballonfliegen hervorgerufen hat, aber es ist auch egal, denn es war sicherlich ein kurzer Moment Glückseligkeit», ist Capus überzeugt. «Obwohl ja die Einigkeit, wie man weiss, nicht von langer Dauer war.»

Ein Augenzwinkern kann hilfreich sein

Für Nähe und Witz sorgen Max und Tina, die den Rahmen um die Geschehnisse des 18 Jahr- hunderts bilden. «Ich wollte die Geschichte so erzählen, als würde ich sie leise jemandem zuflüstern.» Was passt da besser, als ein Paar in einem eingeschneiten Auto. Und wie hält er es selbst mit dem Geschichten erzählen? «Ich betreibe ja eine Bar, die von Geschichten lebt. Zudem finde ich es etwas vom Schönsten, sich in der Familie gegenseitig auszutauschen.» Tina und Max tauschen sich ebenfalls aus, respektive sie zanken sich wegen jeder Kleinigkeit, doch in den grossen Dingen des Lebens sind sie sich einig. Angesprochen auf die feinen, spritzigen und witzigen Dialoge zwischen dem Paar antwortet Capus: «Königskinder beinhaltet grosse Themen wie Freiheit, Loyalität, Treue und ewige Liebe, also viel Pathos. Deshalb möchte ich die Geschichte zwar mit einer grossen Ernsthaftigkeit erzählen, doch dabei nicht alles allzu ernst nehmen, da wir ja auch wenige Dinge mit Sicherheit wissen und so ein Augenzwinkern hilfreich sein kann.»

«Königskinder»
Alex Capus
978-3-446-26009-2
Hanser Verlag

<link http: www.alexcapus.de>www.alexcapus.de

 

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