«Der Altar ist der verlängerte Küchentisch»

Pfarrer Kai Fehringer Am kommenden Wochenende wird die Wiedereröffnung der Stadtkirche gefeiert. Wir haben mit Pfarrer Kai Fehringer über dessen langen Weg zum Pfarrer, sein Rebellentum und die neue, alte Stadtkirche gesprochen.

Pfarrer Kai Fehringer freut sich über die neu renovierte Stadtkirche und die innovativen Veränderungen. (Bild: mim)
Pfarrer Kai Fehringer freut sich über die neu renovierte Stadtkirche und die innovativen Veränderungen. (Bild: mim)

Rund eineinhalb Wochen vor der Wiedereröffnung der Oltner Stadtkirche sperren rot-weisse Plastikbänder den neu gestalteten Altarbereich ab und die Restauratoren und Handwerker sind mit den letzten Arbeiten beschäftigt. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Kirche nicht nur renoviert, sondern auch sichtbare Veränderungen vorgenommen, wie der Einbau der Glas-Holz-Konstruktion auf der vorderen, rechten Seite des Schiffs. Die einstige Werktagskapelle wurde zum Sekretariat umgebaut, von welchem eine neue Wendeltreppe auf die Chorempore ins Pfarrbüro führt. Im Weiteren wurde unter den Treppen, die hinauf auf das Podest und zur Orgel führen je eine Toilette und eine kleine Küche eingebaut.

Einmalige Gelegenheit

«Es konnten innovative Veränderungen vorgenommen werden, die jedoch die Bausubstanz nicht schmälern. Auch das neu gestaltete Gemeinschaftsgrab und der Altar sehen super aus», freut sich Pfarrer Kai Fehringer. Die Idee, dass sich sein Büro zukünftig in der Kirche und nicht mehr im Kirchgemeindehaus befindet, habe er vorangetrieben. «Nicht unbedingt zu meinem Wohl, aber um die Finanzen der Kirchgemeinde zu schonen und die Diskussion wegen der Öffnung der Kirche zu beenden», erzählt Fehringer. «Als Pfarrer erhält man wahrscheinlich nur ein Mal die Gelegenheit, eine Kirchensanierung hautnah zu begleiten und sich einzubringen, was mir als kreativer Mensch viel Freude bereitet hat», hält der 45-Jährige fest und sinniert, dass die Kirche deshalb, auch falls er mal weggehe, immer ein bisschen seine Kirche bleiben werde.

Ein langer Weg

Seit er mit neun Jahren als Ministrant begonnen habe sei die Kirche sein zweites Zuhause gewesen. So stand für den in der Nähe von Koblenz aufgewachsenen Jüngling schnell fest, dass er einmal Pfarrer werden wolle. «Es ist einer der vielfältigsten Berufe, den es gibt, in dem man mit Musik und Kunst sowie Personen jeglichen Alters zu tun hat und grosse Freiheiten geniesst», ist Fehringer nach wie vor begeistert. Noch heute schätze er die Freiheit, seine Arbeiten selbst planen zu können. Hingegen lasse er alles stehen und liegen, wenn jemand seine Hilfe benötige. «Ich habe mir einst vorgenommen, kein Pfarrer zu sein, der keine Zeit hat.» Trotzdem liess sich Fehringer seinen Eltern zuliebe zuerst zum Elektromonteur ausbilden, um anschliessend das Abitur nachzuholen und danach das Priesterseminar anzutreten, wo er sich vieles hart erkämpfen musste. Nachdem ihm die Obrigkeit den Lektoratsjob verwehrte, zog Fehringer aus und mit seinem heutigen Ehemann zusammen, was ihm zusätzliche Steine bescherte. Nach einem Jahr im Aussenstudium im Vatikan in Rom, liess ihn die Obrigkeit sogar durch eine Prüfung fallen und verwehrte ihm die Priesterweihe. «Ich habe mich exmatrikuliert und an einer anderen Fakultät wieder neu eingeschrieben, um schliesslich die Prüfung erfolgreich abzulegen», erzählt Fehringer. Es folgte eine Anstellung in einem Jugendhaus in Trier und schliesslich als Jugendseelsorger der Umzug ins baselländliche Allschwil. Im Jahr 2009 entschied sich Fehringer, dass, wenn es in der römisch-katholischen Kirche keinen Platz für ihn gäbe, er zur christkatholischen Kirche wechsle. Dafür hängte Fehringer nochmals zwei zusätzliche Jahre Studium an. 2012 wurde er schliesslich zum Priester geweiht. «Obwohl es beschwerlich war, gab es für mich nie einen anderen Weg. Durch die verschiedenen Tätigkeiten während des Priesterseminars, als ich in der Psychiatrie arbeitete, erhielt ich jedoch die wichtige Bestätigung, dass ich auch etwas anderes machen könnte.»

Gewisse Heimatlosigkeit

«Das schöne an der christlichen Religion ist die enge Verbindung zu unserem Leben, schliesslich ist auch der sonntägliche Gottesdienst, respektive der Altar eine Art verlängerter Küchentisch, an dem symbolisch Brot und Wein, aber auch die Sorgen und das Schöne geteilt werden», betont der Pfarrer der Stadtkirche. Angesprochen auf die drei geschlossenen Kirchen in Trimbach, Starrkirch-Wil und Hägendorf meint Fehringer: «Ich sehe diesen Schritt weniger als Sparentscheidung, mehr als eine Konzentration einer Gemeinde, die einen gemeinsamen Gottesdienst in Olten abhält.
Es ist wichtig, dass die Kirchgemeinde zusammenwächst.» Auf die Frage, ob er in Olten ange- kommen sei meint der 45 Jährige: «Ich fühle mich hier zu Hause, aber als Pfarrer spürt man wohl immer eine gewisse Heimatlosigkeit und als deutscher Pfarrer noch etwas mehr.» Er wünsche sich für die Stadtkirche, dass sie noch mehr die spirituelle Mitte von Olten und von vielen Leuten geschätzt und besucht wird.

Programm:

Samstag, 8. September 2018:

13.00 Uhr: Kinderprogramm
13.00 Uhr: Platzkonzert der Jugendmusik Olten
13.30 Uhr: Festgeläut der Kirchen in der Stadt Olten
13.50 Uhr: Festgeläut der Stadtkirche
14.00 Uhr: Festgottesdienst mit Bischof Dr. Harald Rein
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Festakt
17.00 Uhr: Apéro
17.30 Uhr: Kirchenführung
18.30 Uhr: Kirchenführung


Sonntag, 9. September 2018:

10.00 Uhr: Sonntagsgottesdienst Bischof Dr. Harald Rein und Pfarrer Kai Fehringer
11.15 Uhr: Apéro
13.00 Uhr: Kirchenführung
14.00 Uhr: Kirchenführung
17.00 Uhr: Konzert Chorenschmaus - New Oldten: Alte, neue und neue alte Lieder

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