Ein Freund der Ruhe

Franz Hohler Franz Hohler wird die Schützi Olten bespielen: Zusammen mit dem Perkussionisten Julian Sartorius gestaltet er den Abend des Donnerstags, 20. September im Rahmen von «Knapp Live».

Franz Hohler und sein «Prättigauer»: Die Holzskulptur von Peter Leisinger bewacht Hohlers Haus in Zürich. (Bild: Franz Beidler)
Franz Hohler und sein «Prättigauer»: Die Holzskulptur von Peter Leisinger bewacht Hohlers Haus in Zürich. (Bild: Franz Beidler)

Die Abende vom Mittwoch und Donnerstag, 19. und 20. September versprechen besondere zu werden, wenn Veranstalter Thomas Knapp in der Schützi Olten zu «Knapp Live» ruft: Am Mittwoch wird das Programm «Mannskram in der Jazzbar» unter anderen von der Saxofonistin Fabienne Hoerni und der Literatin Sibylle Ciarloni mitgestaltet und am Donnerstag werfen sich Julian Sartorius am Schlagzeug und Franz Hohler mit Wortzeug Ideen zu. Die Analogie ihrer Instrumente wird spätestens bei Hohlers Klassiker «Es bärndütsches Gschichtli» klar, das nicht zuletzt von Sprachmelodie und -rhythmus lebt. Hohler kommt dem Wunsch von Verleger Thomas Knapp, «Ds Totemügerli» aufzuführen, gerne nach: «Ich entdecke immer wieder andere Nuancen darin.» Deshalb werde er nicht müde, die Erzählung vorzutragen, obwohl sich der Text nicht verändert habe. «Betonung und Tempo bleiben immer in Bewegung und erhalten es für mich lebendig», erklärt Hohler. Daneben wird das exklusive Programm für «Knapp Live» ein Querschnitt durch Hohlers Texte: Lesen wird er aus seinen gesammelten Gedichten «Sommergelächter», die im Juli erschienen sind, aus seinen gesammelten kurzen Erzählungen «Der Autostopper», aus dem Buch «Der Schriftstellerweg Olten», das im Knapp-Verlag erschienen ist, aus seiner Mundart-Sammlung «Schnäll i Chäller» und auch aus der Neuerscheinung «Am liebsten ass der Hamster Hugo Spaghetti mit Tomatensugo», ein Buch mit Kinderversen. Zudem singt Hohler ein Lied, sein Cello aber lässt er zu Hause: Teil-Pensionierung nennt er das lachend. Er spiele immer noch gerne Cello, nur als Liedermacher trete er nicht mehr auf. «Ich versuche es immer wieder mit dem Ruhestand», sagt Hohler augenzwinkernd.

Feingliedrige Rhythmus-Poesie

Mit Julian Sartorius hat sich Hohler einen ebenso poetischen Perkussionisten, wie rhythmischen Poeten ausgesucht. Zweimal habe er Sartorius erlebt: einmal in «Myousic» im Duo mit Dimitri de Perrot und das andere Mal, als Sartorius sein improvisiertes Programm «Book Book Book» zum hundertjährigen Jubiläum der Zentralbibliothek Zürich aufführte. «Dort spielte er nur auf Büchern», erzählt Hohler begeistert, « und ich war erstaunt, wie viele feingliedrige, rhythmische Strukturen er erzeugte.» Sartorius habe eine ganz feine Rhythmus-Poesie, sagt Hohler, für den seit rund einem Jahr klar ist, dass er mit dem Perkussionisten zusammenarbeiten will. «Knapp Live» bietet die Gelegenheit zur Kooperation: Veranstalter Thomas Knapp fordert ausdrücklich Experimentier- freude. «Eine schöne Angelegenheit», kommentiert Hohler die künstlerische Carte Blanche. Mit einem Perkussionisten habe er noch nie zusammengearbeitet.

Ideen-Ping-Pong

Rhythmus-Poesie ist das Schlüsselwort des Abends: «Ich habe Texte ausgewählt, die schon Rhythmus enthalten», erklärt Hohler und beschreibt das gemeinsame Vorhaben als eine Art Ping Pong. «Ich möchte meine Texte von Sartorius beantworten lassen und im Gegenzug mit den Texten auch auf seine Musik antworten.» Das Zusammenspiel der beiden Ausdrucksformen Rhythmus und Text stünde im Zentrum. Zwei Künstler, die einander Ideen zuwerfen, komplettiert der Schriftsteller das Bild und zeigt sich mit ungebremster Neugier: «Ich bewege mich gerne in verschiedenen Formen, das hält mich am Leben.» Für die Kunst macht Hohler hier das Gleiche geltend, wie für die Landwirtschaft: Monokultur ist gefährlich.

Erzählen, was zu erzählen ist

Trotzdem funktioniere gerade das Sensorium für eine künstlerische Dramaturgie übergreifend: «Egal was ich mache, es bin ja immer ich, der es macht», erklärt Hohler. «Auf diese Erfahrung kann ich immer zurückgreifen.» Jedoch kann sich auch ein geübtes Gespür für Spannungsverläufe täuschen. «Es gelingt nicht immer, jede Idee so zu realisieren, wie sie einem vorschwebt», sagt Hohler. Dann müsse man es halt noch einmal versuchen, bis die richtige Art, etwas zu erzählen, gefunden sei. Hohler bezeichnet sich selbst als einen Freund der Ruhe, also des unaufdringlichen Auftritts: «Ich glaube daran, dass einem die Menschen zuhören, wenn man erzählt, was man zu erzählen hat.»

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