19 Mal Gold mit 55 Jahren

Connie Hodel Die Werferin Connie Hodel erkämpfte sich an Welt- und Europa- meisterschaften über 50 Medaillen. Die beiden Letzten waren golden und wurden ihr in an der Weltmeisterschaft im spanischen Malaga vor einem Monat überreicht. Ihr Geheimrezept: Fleiss, Ehrgeiz und viel Freude.

Werferin Connie Hodel präsentiert ihre Goldmedaillen Nummer 18 und 19 im Garten ihres Hauses in Hägendorf. (Bild: Franz Beidler)
Werferin Connie Hodel präsentiert ihre Goldmedaillen Nummer 18 und 19 im Garten ihres Hauses in Hägendorf. (Bild: Franz Beidler)

Die Statistik ist überwältigend: In den letzten zwanzig Jahren bestritt Connie Hodel in ihrer jeweiligen Altersklasse insgesamt 14 Welt- und 13 Europameisterschaften. Dabei holte sie in den Disziplinen Hammerwerfen, Wurfgewicht, Diskuswerfen und Wurfmehrkampf insgesamt 19 Gold-, 25 Silber- und 12 Bronzemedaillen. Zuletzt erweiterte Hodel ihre Sammlung um zwei Goldmedaillen in den Disziplinen Hammerwerfen und Wurfgewicht. Die brachte sie aus dem spanischen Malaga mit, wo vom 4. bis 16. September die Senioren-Weltmeisterschaften stattfanden. «Das sind zwei besondere Medaillen», sagt Hodel mit stolzem Lächeln, als sie die Auszeichnungen in den Händen hält. «Ich konnte zwei Top-Leistungen abrufen.» Tatsächlich hätten ihre Resultate auch eine Altersklasse tiefer für Gold gereicht. Bei Athletinnen also, die bis zu zehn Jahre jünger sind als sie. Connie Hodel ist 55-jährig, seit dreissig Jahren verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Hägendorf. Sie ist Mutter zweier erwachsener Töchter und arbeitet in einem 50-Prozent-Pensum auf ihrem erlernten Beruf als Sekretärin. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, Welt- oder Europameisterin zu werden, spielt sie gerne Volleyball, fährt Ski oder Mountainbike, geht wandern oder kümmert sich um Haushalt und Garten. Im Winter findet sie manchmal auch noch Zeit zum Malen oder Handorgel spielen. «Ich schreibe mir jeweils eine Liste mit allen Pendenzen und dann arbeite ich die ab», erklärt sie ihr Zeitmanagement. Manchmal wisse sie aber auch nicht so recht, wie sie alle ihre Aktivitäten unterbringe, hängt sie lachend an und erklärt sogleich: «Man muss halt einfach sorgfältig planen.»

Eine akribische Planerin

Sie sei eine akribische Planerin, sagt Hodel von sich. So bringt sie ihr Trainingspensum im Alltag unter. «Ich quetsche meine Trainingseinheiten zwischen andere Dinge», erzählt sie. «Nach dem Arbeiten und vor dem Abendessen, oder nach dem Putzen und vor dem Garten kurz 20 Minuten Krafttraining.» Ihr mache das Spass und wenn sie keine Lust habe, dann verschiebe sie das Training auch. Üblicherweise macht sie jede Woche einmal Kraft- und einmal Wurftraining und läuft einmal das Tausender-Stägli hoch. Steht ein Wettkampf an, trainiert sie zum Lauf zweimal in der Woche Kraft- und Wurftechnik. Dieses Programm stemmt sie seit über zwanzig Jahren. «Ich hatte Glück und war nie verletzt. So konnte ich immer trainieren», sagt Hodel. Dass sie allerdings mit Leistungsasthma, früher auch Staublunge genannt, geboren wurde und auch an einer Diskushernie leidet, erwähnt sie nur beiläufig. «Mein Arzt sagte mir, ich solle bloss nicht aufhören, zu trainieren, davon würde der Rücken nur schlimmer werden.»

Der Weg zum Hammerwerfen

Das Hammerwerfen entdeckte Hodel erst, als sie schon über dreissig Jahre alt war. Auf einem Bauernhof in Breitenbach aufgewachsen, begann sie als Jugendliche mit Sieben-Kampf. «Immer beim 800-Meter-Lauf überholten mich alle, der lag mir gar nicht», erinnert sie sich. Um die zwanzig Jahre alt war Hodel, als sie sich auf Kugelstossen und Diskuswerfen spezialisierte. Ab 1995 wurden beim Hammerwerfen auch Frauen zugelassen. Da ermunterten sie ihre Trainings- genossen Beat Näf und Jürg Stäheli, sich doch auch mal darin zu versuchen. «Ich warf von Beginn weg gute Resultate», blickt Hodel zurück. Zudem sei das Hammerwerfen rückenschonender, weil die Wirbelsäule dabei nicht verdreht würde.

Höhepunkt Schweizer-Meister-Titel

Hodel hatte beim Hammerwerfen den Dreh schnell raus: 2002 wurde sie Schweizer-Meisterin bei den Aktiven. «Der Höhepunkt meiner Karriere», trotz aller Senioren-WM- und Senioren-EM-Titel. «Die Konkurrenz schien damals unschlagbar und dennoch warf ich schlussendlich am weitesten», sagt sie stolz. Nach wie vor ist sie in der Schweiz eine ernstzunehmende Konkurrentin unter den Aktiven: 2017 erwarf sie sich den 8. Rang an den Schweizermeisterschaften, im Alter von 54 Jahren, während ihre Mitstreiterinnen im Schnitt etwa halb so alt sind. «Mein Ziel ist die Senioren-Weltmeisterschaft in Toronto 2020», sagt die nimmermüde Hägendörferin. Eine Medaille müsse da schon her, schliesslich reise sie nicht bis nach Kanada für einen vierten Platz, fügt sie augen- zwinkernd an. «Der Erfolg motiviert mich», kennt sich Hodel. Aber auch ihre Trainingsgruppe mit Beat Näf und Jürg Stäheli sei eine grosse Motivation. «Ausserdem bin ich ein Bewegungs- mensch.» Lange Sonntagnachmittage, an denen nichts läuft, seien ihr ein Graus. «Das Training macht mir immer noch Freude, sonst würde ich damit aufhören.» Vielleicht werde sie den Wurfsport eines Tages mit Golf ersetzen. «Da ist man draussen und bewegt sich viel, das gefällt mir», sagt sie. «Man muss immer etwas tun, besonders im Alter», findet Hodel und macht sich auf, das Tausender-Stägli hochzulaufen.

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