«Der Zaun (3)»

Eigentlich habe ich an dieser Stelle ja nun hinreichend breitgeschlagen, dass inOlten die einzige nennenswerte Grünfläche seit Jahrzehnten durch einen Maschendrahtzaun abgesperrt ist. Auch die Gründe, weswegen unsere Stadtreagierung gegen diesen offenkundigen Blödsinn nichts macht, habe ich darzulegen versucht. Man möchte es gut sein lassen. Aber die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los.

«Ich komme dann mit Ihnen mit zum Zaunfällen!», raunen mirim Schöngrund distinguierte Bürgersdamen zu, wenn sie mit dem E-Bike vorbeischweben. Und die Jungs von der Stahlbaufirma, die sich um den Auftrag fürs Zaunfällen bewerben, wollen die Arbeit «bei Nacht, Nebel oder während des Weihnachts-essens der Stadtpolizei Olten» durchführen. Die Kosten würden sich auf 3672 Franken inkl. MWST belaufen. Das Baugesuch allerdings - das ist die Crux - müsste der Auftraggebereinholen.

Wie ich höre, sammelt das letzte Woche schon erwähnte Coiffeurgeschäft emsig Spenden für die gute Sache. Sobald die Summe beisammen ist, will die Inhaberin das Kässeli im Stadthausabgeben. Ihren Namen möchte sie lieber nicht in der Zeitunglesen. Deshalb nur so viel: Das Coiffeurgeschäft liegt unmittelbar hinter dem Stadthaus, wo niemals die Sonne scheint.

Bin gespannt, was die Regierung dann mit dem Geld macht. Wahrscheinlich nichts. Die Regierungsleute lächeln immer nur, wenn sie mich sehen, und klopfen mir auf die Schulter. Ich bin ihr Eulenspiegel, ihr HD Läppli. «Weiter so!» sagen sie. «Halt uns du nur weiter den Spiegel vor!» Und tun dann weiter gar nichts.

Das war früher noch anders.Früher gab es grimmige, bärtige Kerle in der Regierung, die mir im Café Ring sagten, was sie mit meinem Geschreibsel machen: sich den Hintern abwischen. Aber weil sie zu allen Wählern so grimmig waren, wurden sie halt abgewählt.

Daraus haben die Neugewählten die Lehren gezogen. Sie legten sich PR-Berater zu, die ihnenbeibrachten, jede Kritik zu Tode zu lächeln. Um dann weiterungestört nichts zu tun.
Alex Capus

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