«Jetzt bin ich dran»

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Ich schlängle mich durch das Pendler-Gewusel am Bahnhof und sehne den angekündigten Umbau herbei, gehe den Ländiweg entlang und stelle mir vor, was man aus dem Oltner Aareufer alles machen könnte, wenn man nur wollte. «Über solche Dinge werde ich in der Kolumne wohl schreiben», denke ich, während ich die Hauptpost betrete. Ich drücke auf den grünen Knopf, nehme das Nümmerchen, die 289. Auf den Anzeigetafeln leuchten die 281, die 282 und die 283. Also warte ich. Und mache mir weitere Gedanken über diese Kolumne hier.
Das Worüber, so denke ich, während eine ältere Dame neben mir gerade ihr Postbüechli aus der Handtasche kramt, wird sich von alleine ergeben. Das OT lese ich zwar nur sporadisch, aber als Barkeeper bekommt man so einiges mit, in der Kulturszene wird gerne getratscht, Mitglied in der Olten-Gruppe auf Facebook bin ich ja auch noch und im Notfall gibt es immer irgendwo ein Zaun, ob aus Metall oder nur in den Köpfen, der es wert wäre, zu Fall gebracht zu werden. «Welchen Ton aber anschlagen?», frag ich mich, während die 287 mit einem Klingeln aufleuchtet und ein Mann in schmutzigen Arbeitshosen an den Schalter C tritt. Empört Missstände anprangern oder lieber mit einem Augenzwinkern von den Kuriositäten des Alltags berichten? Die Leserschaft direkt ansprechen und wenn ja: Duzen oder Siezen? Im Coq ist die Höflichkeitsform praktisch verschwunden und wenn dann mal ein junger Gast diese verwendet, kann ich nicht anders, als nach dem Ausweis zu fragen. Fast zeitgleich leuchten die 288 und die 289 auf. «Jetzt bin ich dran», denke ich, «auch wenn noch nicht alle Fragen geklärt sind.»

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