«Flieg Superman, flieg!»

Urs Bloch, Mediensprecher.
Urs Bloch, Mediensprecher.

Es gibt Tage, aus denen macht der Zufall etwas Besonderes. Kürzlich hatte ich einen geschäftlichen Termin, war etwas zu früh und stand vor verschlossener Tür. Da kam ein Mitarbeiter der Firma mit einem Schlüssel. Ich kannte ihn sofort: Es war Roland, mit dem ich in Trimbach die 1. und 2. Primarschulklasse besuchte. «Weil mein Vater eine neue Stelle hatte, zogen wir dann weg», sagte er und wir rechneten, dass dies vor 36 Jahren war. Seither sind wir uns nie mehr begegnet.
Roland beförderte mich gedanklich ins Gassackerschulhaus. Bilder der Klasse tauchten auf, Erinnerungen an die Kindheit. Es war die Zeit, als uns noch kein Internet alles erklärte. Wir steckten die Köpfe zusammen und erzählten Geschichten. «Superman kann im Film fliegen, weil er spezielle Zigaretten raucht», behauptete etwa Claudia. Ich glaubte es natürlich nicht und glaubte es doch ein bisschen. Denn für mich war das Kino noch eine weitgehend fremde Welt und ich kannte diesen Kerl deshalb nicht so gut.
36 Jahre sind eine lange Zeit im Leben eines Menschen, und an diesem Tag wurde die leise Melancholie zu meiner Begleiterin. Vieles ist für immer vorbei, das wissen wir. Aber dieses Bewusstsein ist nicht immer gleich präsent. Gerne hätte ich noch ein bisschen mit Roland gesprochen. Wir hätten Namen aus unserer Klasse aufzählen können oder wir hätten über unsere Lehrerin sprechen können. Sie empfing uns jeden Morgen herzlich vor der Türe des Schulzimmers und rauchte dazu eine dieser dünnen Zigaretten. Doch auf mich wartete die Sitzung und Roland begab sich in seine kurze Mittagspause. Superman ging mir noch lange nicht aus dem Kopf.

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