«Zwischen Berlin und Budapest»

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

KulNachdem ich am Ostermontagmorgen das Coq d’ Or durch den Mitarbeiter-Eingang betreten hatte, schaltete ich als erstes wohl wissend unsere Kaffeemaschine ein. Alsbald schlurfte der erste schwedische Rocker in Unterhose und Kiss-T-Shirt aus dem Backstage. «Gut geschlafen?», fragte ich auf Englisch. Er bejahte und bat mich um einen Kaffee.
Ich stellte das Frühstück auf den Tisch und nach und nach kamen weitere Musiker aus den Federn, bei welchen die vergangene, ausgelassene Konzert-Nacht mehr oder weniger ersichtlich Spuren hinterlassen hatte. «Ihr habt eine schöne Stadt. Ich bin gestern etwas herumspaziert», sagte einer der Schweden. Ich freute mich und sagte ihm, dass das in der Schweiz und auch in Olten nicht jeder so sehe.
Über 20 ausländische Bands haben dieses Jahr bereits den Weg nach Olten gefunden, die meisten zum ersten, einige aber auch zum wiederholten Male. Von der Schweiz kennen sie oft nicht mehr als Autobahnen, die Landschaft drumherum und den Ort, an dem sie spielen. Dieser Ort und die Leute stehen dann repräsentativ fürs ganze Land. Es gibt Bands aus England, Amerika oder eben Schweden, für die ist Olten die Schweiz.
Natürlich behandeln wir Bands, die bei uns spielen, nicht deshalb, als wären es gute Freunde. Als mir dann aber einer der Schweden zum Abschied ein T-Shirt schenkte, beteuernd, dass bei uns der bisher beste Abend auf ihrer Tour gewesen sei und sie gerne wiederkommen würden, da konnte ich einen Anflug von Lokalpatriotismus nicht verhindern. Olten stand da - zwischen Kopenhagen und Berlin, Budapest und Wien auf der T-Shirt-Rückseite geschrieben.

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