«Mir si (us) Oute!»
In den Neunzigern war irgendwie klar, nach der Matura ziehst du weg. Sei es fürs Studium oder für den Job nach der Lehre. Hauptsache weg. Und wer als Künstler Erfolg suchte, tat dasselbe. Nicht alle handelten so, aber viele. Der Ruf der Stadt war schlecht, und dass viele junge Menschen Olten den Rücken kehrten, war einem Imagewechsel nicht dienlich. Ebenso, dass andere Generationen den Siebzigern nachtrauerten. Die Rede galt dem, was man nicht (mehr) hatte, verschwiegen wurde das Belebende. Das ist kein Vorwurf, so war es einfach. Veränderung fand dennoch statt. Leise und unauffällig. Ein paar Hartnäckige, Unbelehrbare oder Furchtlose liessen es sich nicht nehmen, die Stadt zu gestalten, unabhängig und lose. Manche taten nie was anderes, andere stiessen dazu. Wer das war, wäre einmal eine Umfrage wert. Bestimmt käme eine spannende Liste zusammen. Jedenfalls provozierten sie den Stimmungswechsel. Ohne Bestseller und Trendlokale, die kamen später, lange nach dem Wendepunkt, doch zum richtigen Zeitpunkt. Ebenso lobenswert. Heute, ein paar Jahre nach der Kehrtwende, ist augenfällig, wie viele junge Familien hier ihr neues Daheim finden, wie viele bleiben und wie viele zurückkehren. Es ist hörbar, dass Auswärtige die Stadt beleben. Die vielen jungen Menschen sind eine Freude. Ebenso gestiegen ist die Zahl der Künstlerinnen und Künstler, welche von Olten aus auf Tournee gehen und (fast) jeden Abend heimkehren. Insgesamt scheint die Stadt an Selbstwert zu gewinnen. Das ist gut. Sie wächst. Den Stempel der ewig Verdammten hat niemand verdient. Auch Endo Anaconda begrüsst sein Publikum neuerdings so: «Tschou zäme, mir si Stiller Has us Oute.»