«Der Sommer ist vorbei»

Urs Bloch, Mediensprecher.
Urs Bloch, Mediensprecher.

Der Sommer ist vorbei. Von einem Tag auf den anderen hat er sich letzte Woche aus dem heissen Staub gemacht. In den Kleiderläden gibt es Daunen statt Leinen, die Lebensmittelläden wollen uns Wild, Rotkraut und glasierte Marroni verkaufen, und der Prospekt mit den dünnen Seiten lädt mich auf eine Busfahrt an einen Weihnachtsmarkt ein. Glühwein inklusive. Der Sommer ist vorbei. Nach sonnensatten Tagen hat der Regen eingesetzt, die Säule des Thermometers hat sich ganz klein gemacht. Mit dem Regen beginnt das Wehklagen. Was tun bei diesem Hundewetter? Promis geben Ratschläge, eine Online-Newsseite hat sie dazu befragt. Worüber klagen, wenn es eigentlich nichts zu klagen gibt?

Der Sommer ist vorbei. Es war ein guter Sommer. Oft sassen wir draussen, genossen die lauen Nächte. Leicht war die Stimmung, schwer nur der Wein im Glas. Auch das Städtli zeigte sich von der milden Seite. So lässt es sich leben. Lustvoll und luftig - wie ein Blatt im Wind. Der Sommer ist vorbei. Geblieben sind die Widersprüche, die den Menschen zum Menschen machen. Denn vielleicht kommt das Mittelmeer immer näher, weil das Klima immer wärmer wird. Wir ahnen es, fahren gegen die Wand und bleiben dennoch träge. Zu gut haben wir es uns eingerichtet in unserem warmen Nest. Bondo ist weit weg, die Gletscher werden kleiner. Der Sommer ist vorbei. Es bleibt die leise Melancholie. Ein bisschen traurig sein, weil sich abends das Dunkel immer früher breitmacht. Ein bisschen wehmütig sein, weil die Fröhlichkeit aus den Gesichtern weicht. Erste Nebelschwaden ziehen auf, nicht nur auf den Feldern. Wo sind die luftigen Röcke geblieben? Noch 105 Mal schlafen - dann werden die Tage wieder länger.

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