Oltner Spuren
Der moderne Mensch ist ein unruhiger Mensch. Er ist oft unterwegs – in der Freizeit, zur Arbeit und in Gedanken. Die Zeiten sind vorbei, da man im gleichen Ort wohnte, in dem man auch arbeitete. Die Oltnerinnen und Oltner können ein Lied davon singen, laut Statistik pendeln gut 5’500 Personen täglich aus dem Städtli, um andernorts ihr Geld zu verdienen. Es liegt ohnehin in der DNA einer Eisenbahnerstadt, dass deren Bewohner Zugvögel sind. Wer hier lebt, muss ab und zu weg – um dem Nebel zu entfliehen, um auf die andere Seite des Juras zu blicken, um neue Einflüsse auf sich wirken zu lassen. Viele bleiben nur ein paar Stunden in der Fremde und kommen abends wieder zurück. Andere verlassen Olten für immer und schlagen anderswo Wurzeln, im Wissen darum, dass sie tief drin immer Oltner bleiben. Sie führen ein unauffälliges Leben oder werden nationale Berühmtheiten. Sie hinterlassen Spuren. Olten empfängt dich mit offenen Armen und lässt dich immer wieder ziehen. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass es hier die grösste Generalabo-Dichte der Schweiz gibt. Herausgefunden haben das Journalisten beim Auswerten von Daten. Der Daten-Journalismus macht sich zunutze, dass dank Internet und Smartphones Unmengen von Daten entstehen. Wenn wir wüssten, was grosse Internetkonzerne über uns wissen, würden wir erschrecken. Sorglos geben wir persönliche Daten weiter, von denen es heisst, sie seien das neue Gold. Perfid werden wir dann gelenkt, wenn wir den Computer starten, erhalten auf uns zugeschnittene Werbung und verlieren nach und nach den - unverstellten Blick auf die Welt. Wir sollten mit der Preisgabe von Daten zurückhaltender sein und stattdessen mehr reale Spuren hinterlassen. In Olten und anderswo.