#MeToo: Und jetzt?

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Es ist alles gesagt worden in der #MeToo-Debatte. Wie zwei erschöpfte Boxer hängen Mann und Frau in den Seilen und schauen einander nicht mehr an. Es fehlt die Kraft. Am Anfang sind die Grüseleien eines Hollywood-Moguls ans Licht gekommen, der seine Macht missbraucht und Frauen erniedrigt hat. Im Kielwasser immer neuer Enthüllungen hat sich gezeigt, dass sexuelle Übergriffe von Männern auf Frauen überall vorkommen. Dass das Kleinmachen von Frauen systemisch ist. Auch in der Schweiz – zum Beispiel in der Politik.

«MeToo ist ein Phänomen unter Leuten ab 40 aufwärts, meine Generation betrifft das viel weniger», sagt der Älteste am Zmorgetisch. Er hat ein paar Tage von der Uni frei und besucht uns zuhause. «Wie begegnen sich denn unter den Jungen die Geschlechter?», frage ich. Der Älteste nimmt einen Schluck Kaffee und denkt nach. «Unverkrampfter – partnerschaftlich halt», antwortet er dann. In gewissen Männerbastionen wie dem Militär gebe es sie zwar noch, die Zoten und despektierlichen Sprüche über Frauen. Er aber stelle fest: «Die alten Rollenbilder verblassen zusehends, und ein Machtgefälle will niemand.»

Was bleibt von #MeToo? Wie soll es jetzt weitergehen? Es kann ja nicht sein, dass Frauen jedes Provokatiönchen, das ihnen je durch einen Mann widerfahren ist, im Netz veröffentlichen und anklagen. Oder dass Männer nicht mehr mit Frauen reden und sich unter Generalverdacht wähnen. Wir können auch nicht so tun, als seien Männer und Frauen nicht voneinander angezogen – das liegt nun mal in unserer Natur.

Vielleicht ist es an der Zeit, diesen elenden Geschlechterkampf beizulegen. Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, um uns – auf Augenhöhe - zu versöhnen.

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