Lieber Thomas,

<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Unsere Beziehung begann nicht grad friedlich. Es war vor fast acht Jahren. Mit Capus’ «König von Olten» hattest du grad einen Coup gelandet und die Buchmesse Olten begann sich als jährlicher Anlass zu etablieren. Als einen Anlass, der mir als junger Literaturstudent/Barkeeper zu arriviert, zu gesetzt, zu brav vorkam – wie so ziemlich alles damals in dieser Stadt, vom Schützi-Programm bis zum neu lancierten KOLT. Eben auch das Buchmesse-Programm, weswegen ich kurzerhand eine Gegenveranstaltung im Coq d’Or organisierte mit Newcomern statt grossen Namen, Schnaps- statt Wassergläsern und Gratis-Eintritt statt literarischem Dinner für 90 Franken. Ein bisschen Kulturrevolution, als 22-jähriger Niemand darf man von so was träumen. Heute ist alles etwas anders. Heute gehöre ich selber zum Kultur-Kuchen dieser Stadt und hab gelernt, dass Miteinander mehr Resultate liefert als Gegeneinander. Wir arbeiten zusammen bei den Sternschnuppen, beim Buchfestival. Ich hab dich für das Oltner Stadt-und Kulturmagazin interviewt und du mich in die Literathek des Schriftstellerwegs vermittelt. Wir treffen uns an denselben Apéros und besprechen bei einem Bier neue Projekte. Oder streiten uns lustvoll über Kulturpolitik. Oder machen uns gemeinsam über den Stadtrat lustig. Seit Kurzem wissen wir: Ab Januar wirst du neu die Schützi leiten. Ich freu mich drüber und wünsche dir zur neuen Herausforderung alles Gute. Und werd es dir schon sagen, wenn für meinen Geschmack zu viele Wasserglas-Anlässe auf dem Programm stehen. Denn wenn uns unser Freund Oli Krieg etwas gelernt hat, dann, dass man bei allem gesunden Pragmatismus immer auch ein bisschen unbequem, ein bisschen Revoluzzer bleiben sollte.

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