Jeannot

<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin.
<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin.

«Wer mit Hunden lebt, kennt den Hundetod», schrieb meine Kollegin Angelika Overath 2017 in einem Essay. Jetzt kenne ich ihn selbst: Vor einer Woche ist unser Hund zu Hause in seinem Körbchen eingeschlafen. Er starb, wie er gelebt hat: selbstbestimmt und würdevoll. Er wurde
13 Jahre und 5 Monate alt.

Es war ein deutscher Wachtelrüde, ein Jagdhund mit edlem Stammbaum, «Jeannot von der Elz». Rotes Fell mit grauem Kragen, die Augen bernsteinfarben, bevor der Graue Star sie überzog. Seine jagdlichen Eigenschaften waren exzellent. Im Wald entging ihm keine Spur, und auf der Jagd stöberte er so manches Wild aus seiner Deckung. Das brachte ihm den Respekt der Jäger ein.

Vor allem aber war er ein Familienhund, der unsere Kinder durch Kindheit und Pubertät begleitet hat. Natürlich hatten wir Kurse besucht, beherrschten das ABC der Hundeführung. Doch im Grunde erzogen wir ihn gleich wie unsere drei Kinder: mit Liebe und langer Leine. Unser Hund war dorfbekannt für seine kleinen Fluchten. Durchs Quartier, auf den Pausenplatz der Schule, ein paarmal sogar nach Wangen zu meinen Eltern. Nach jeweils einer Stunde stand er fröhlich bellend vor der Haustür, ohne Schuld, während wir Blut schwitzten. Stellte er einem Weibchen nach, dauerten die Fluchten länger.

Erst in seinem letzten Jahr wurde er alt. Unsere Runden im Wald wurden kürzer, Treppen machten ihm Mühe. Doch bis zuletzt schleppte er Schuhe durchs Haus, um seine Freude zu zeigen, wenn jemand aus der Familie nach Hause kam. «Wir waren immer zu sechst», sagte die Mittlere, als wir heulend sein Körbchen umstanden und Abschied nahmen. «Jeannot» war unseren Kindern damals zu kompliziert. Wir nannten ihn sein Leben lang einfach Bobby.

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