Achtung, fertig, WM-Einsatz

Stadtpolizei Olten Für die einen Grund zur Euphorie, für die anderen eineMenge Extraarbeit - die laufende Fussball-WM 2014. Der Stadtanzeiger schaute der WM-Einsatztruppe der Stadtpolizei Olten während des ersten Schweizer Spiels gegen Ecuador über die Schultern.

Die Stadtpolizei bei der City-Kreuzung: Feiern wird toleriert, solange kein Sicherheitsproblem entsteht. vwe)Nicht für jeden Autofahrer endet das Hupkonzert mit Feierstimmung: Nach dem Schweizerspiel kam es bei der City-Kreuzung zu einer Auffahrkollission.Auch während der WM überwachen die Einsatzkräfte den Strassenstrich an der Haslistrasse und kontrollieren Besucher sowie Prostituierte.Einsatzleiter Marc Bumann hilft mit, die kleine Strassensperre zu errichten und so die Durchfahrt, hier durch die Dornacherstrasse, in die Innenstadt zu verhindern.Schutz vor Gedankenlosigkeit in der Euphorie: Die WM-Einsatztruppe hält die Schweizerfans vor dem unkontrollierten Belagern der befahrenen Strassen zurück.

Die Stadtpolizei bei der City-Kreuzung: Feiern wird toleriert, solange kein Sicherheitsproblem entsteht. vwe)Nicht für jeden Autofahrer endet das Hupkonzert mit Feierstimmung: Nach dem Schweizerspiel kam es bei der City-Kreuzung zu einer Auffahrkollission.Auch während der WM überwachen die Einsatzkräfte den Strassenstrich an der Haslistrasse und kontrollieren Besucher sowie Prostituierte.Einsatzleiter Marc Bumann hilft mit, die kleine Strassensperre zu errichten und so die Durchfahrt, hier durch die Dornacherstrasse, in die Innenstadt zu verhindern.Schutz vor Gedankenlosigkeit in der Euphorie: Die WM-Einsatztruppe hält die Schweizerfans vor dem unkontrollierten Belagern der befahrenen Strassen zurück.

Jeden Abend von 17.30 bis halb drei Uhr zieht die Spezialtruppe der Stapo, welche für die laufende WM zusammengestellt wurde, durch Olten, um auch während des Ausnahmezustandes für Recht und Ordnung zu sorgen. «Durch die aktuellen Sparmassnahmen und den Stellenabbau haben auch wir mit einem Einsatzkräftemangel zu kämpfen. Die acht Mitarbeiter, die bis am 13. Juli jeden Abend patrouillieren, sind sehr knapp bemessen. Krankheitsbedingte Ausfälle würden unseren ganzen Aufbau gefährden», gibt Einsatzleiter Marc Bumann zu Beginn des Abends zu Bedenken. Er persönlich rechne diesen Monat mit knapp zwei freien Tagen, mehr liege nicht drin. «Solche Entbehrungen bringt der Beruf mit sich, ausserdem besteht das WM-Kommando aus Poliszisten, die sich freiwillig gemeldet haben.»

Von grünen bis zu tiefroten Spielen

Flexibilität der Mitarbeiter ist während der Fussballzeit das A und O. «Je nach Einschätzungsgrad des Spiels werden mehr oder weniger Einsatzkräfte benötigt. Für die Gruppenspiele ist der Arbeitsplan bereits erstellt, ab dem Achtelfinal wird jedoch alles neu analysiert», so Bumann. Je nachdem, welche Nationen während eines Matchs aufeinandertreffen, können die Spiele in den Bereichen Sicherheit sowie Verkehr mit Grün für harmlos bis zu Rot für hohe Gefahrenstufe versehen werden. Letzten Sonntagabend dominierte eindeutig die Farbe Rot.

Sonntagabend 17.45 Uhr

Nach dem Appell versammeln sich die fünf Polizisten, eine Polizistin, Einsatzleiter Bumann und ein Polizeiassistent, der während des WM-Einsatzes ebenfalls für die Patrouille eingesetzt wird, im Pausenzimmer, um die Vorgehensweise zu besprechen. Das WM-Konzept sieht Verkehrssperren unterschiedlicher Stärken vor, um den motorisierten Individualverkehr sowie auch den öffentlichen Busverkehr, trotz WM, so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Von der kleinen, die nur die Innenstadt, wie z.B. die Römerstrasse betrifft, bis zur grossen, die eine Durchfahrt der Stadt verunmöglicht. Am Sonntag ordnete der Einsatzleiter anfangs eine kleine Sperre und die Vorbereitung auf die Mittlere, die sogleich vom Polizeiassistenten bereitgestellt wird. Für die anderen gilt die Devise sich entweder in der Stadt oder speziell beim Public Viewing vor der Schützi zu zeigen und sogenannten «Small-Talk» mit den jeweiligen Organisatoren zu führen. Auf das «Achtung, fertig, los» von Bumann und dessen Truppenanmeldung bei der Kapo startet der Einsatz unverzüglich.

Kriminalität stoppt nicht an der WM

Nebst der Kontrolle der euphorischen Fans nach dem Match geht die Truppe selbstverständlich auch ihren sonstigen Verpflichtungen nach. So stattet ein Teil des Kommandos der Rotlichtmeile Hasli oder dem Vereinshaus der Hells Angels, in welchem an diesem Abend ein Fest gefeiert wird, einen Besuch ab. «Ich möchte sowohl Junkies, Prostituierte oder eben Mitgliedern der Hells Angels auf Augenhöhe und mit den drei Polizei-D’s Dialog, Deeskalieren bis Durchgreifen begegnen», so der Einsatzleiter. Im Hasli ist jedoch an diesem Abend nur wenig Strichbetrieb. Das Fussballfieber greift scheinbar auch hier. Wenn die Kapazität reicht werden jeden Abend zusätzliche Fusspatrouillen in den Quartieren durchgeführt, um Einbrüche vorzubeugen und die Einwohner auch zu WM-Zeiten zu schützen. Nach diesem kurzen Strich-Abstecher reicht die Zeit für eine Drogen- und Personenkontrolle in einer Lokalität, in der die Stadtpolizisten laut eigenen Angaben öfters fündig werden. Guteine halbe Stunde vor Spielschluss nähern sich die sieben polizeilichen Einsatzkräfte auf Bumann’s Kommando der Lokalität taktisch der Mauer entlang an. Jeder Gast auf der Terrasse wird einer Personenkontrolle unterzogen und das Lokal, vor allem das Billardzimmer, genaustens inspiziert. Am Sonntag bleibt der grosse Fund jedoch aus, vielleicht wurde mit einer Kontrolle gerechnet. Bloss ein paar Gramm Gras, Haschisch und Koks werden sichergestellt. In der Zwischenzeit steht der Sieg der Schweizer nach Seferovic’s Tor in letzter Minute fest und somit steigt die Gefahr für ein Verkehrschaos.

«Es darf auch mal gefeiert werden»

Mit den drei Einsatzwagen begibt sich das Kommando sogleich zum Brennpunkt: der City-Kreuzung. Das Gehupe ist schon von weitem hörbar. Bald entsteht eine Symbiose von jubelnden und teilweise angetrunkenen Fans am Strassenrand sowie hupenden und fahnenschwingenden Autoinsassen. Bumann und seine Leute versuchen, so gut es geht, die Fans davon abzuhalten, auf die Strasse zu stürmen, um so eine Verkehrsblockade zu verhindern. «Dieses Gehupe ist ein dem Zeitgeist entsprechendes Phänomen, das man wohl als multikulturelle Bereicherung bezeichnen könnte», erklärt Bumann lächelnd und fügt an: «Obwohl dieses Hupen für mich keinen Sinn macht und eigentlich strafbar wäre, belangen wir während eines solchen Feierzustandes natürlich wenige bis gar keine. Ein Eingreifen unsererseits würde nur einen unnötigen Aufruhr provozieren und unserem Ziel der lokalen Prävention schaden.» Trotzdem kann die Situation jederzeit eskalieren. So enden die Feierlichkeiten, wie auch bei zwei Automobilisten am Sonntagabend, schon mal mit einer Kollision. Um eine Verstopfung der City-Kreuzung zu verhindern, wird die mittlere Sperre kurzerhand verhängt und nach gut 40 Minuten hat sich die Lage beruhigt. Nicht jedem gefällt dies. Einige Fans finden die Reaktion der Polizei übertrieben. Obwohl diese fast eine Stunde das Treiben kontrollieren konnte, ohne den «Spass» direkt zu unterbinden. «Als Polizist kann man es selten jedem Recht machen», erklärt Bumann. Auch Bussen wegen unbewilligten Public Viewings werden oft als unfaire «Spassbremserei» vonseiten der Polizei angesehen, so auch am Sonntagabend in einem Restaurant an der Alten Aarauerstrasse der Fall.

Erfahrung in Sachen WM

Nichtsdestotrotz bleibt um knapp halb zehn Uhr Zeit für eine Stärkung der Truppe. Alles sei nach Plan gelaufen, die Arbeitskollegen klopfen sich gegenseitig auf die Schultern. Jedoch besitzen einige der Einsatztruppe auch schon jahrelange Erfahrung mit solchen Spezialanlässen in Olten. «Während der EM 2008 war alles viel grösser und schwieriger zu kontrollieren. Damit ist eine WM, die nicht im eigenen Land stattfindet, nicht zu vergleichen», erinnert sich der stv. Einsatzleiter Andreas Kehrli an frühere Patrouillen zurück.

So können die Oltner weiterhin beruhigt ihre WM-Grössen feiern, während ihre Freunde und Helfer Nachtschicht um Nachtschicht schieben , um für Ordnung während desAusnahmezustandes zu sorgen.

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