«Schätze Überschaubarkeit»

Cultibo Die neue Leiterin des Begegnungszentrums erzählt von ihrem Einstand in Olten, ihrer vorherige Tätigkeit in Berlin und dem Cultibo-Fest im August.

Die neue Leiterin des Begegnungszentrums Cultibo möchte den Platz vor dem Zentrum neu gestalten damit er auch, wenn das Cultibo geschlossen hat, von den Anwohnern genutzt werden kann. mim)
Die neue Leiterin des Begegnungszentrums Cultibo möchte den Platz vor dem Zentrum neu gestalten damit er auch, wenn das Cultibo geschlossen hat, von den Anwohnern genutzt werden kann. mim)

Die Zeit seit ihrem Stellenantritt Ende April käme ihr wie ein halbes Jahr vor, erzählt Timna Tal lachend. Dies sei durchaus positiv gemeint. «Die Übergabezeit war mit vier Tagen kurz und intensiv. Bereits in diesen Tagen habe ich sehr viele Personen, die aktiv im Begegnungszentrum mitwirken, Personen von der Stadtverwaltung und Anwohner kennen gelernt. Danach habe ich mich in die bestehenden Projekte vertieft und versucht das Netzwerk , wie bis anhin, weiterzupflegen.» Doch nicht nur das Begegnungszentrum hielt viel Neues bereit, auch die Stadt Olten kannte die 34-jährige Zürcherin Timna Tal bis anhin kaum. «Ich habe Institutionen, wie die Integrationsfachstelle, die Arkadis und den Robi Olten besucht, mit welchen das Cultibo einen guten Austausch pflegt. Dies war wichtig, um mir ein Netzwerk aufzubauen und zu wissen, wer für was zuständig ist», erzählt die neue Leiterin. Zudem sei es auch wichtig gewesen das bestehende Angebot kennen zu lernen, denn nur so könne sie beurteilen, ob es neue Angebote benötige oder bestehende ausgebaut werden sollten.

Schätze Überschaubarkeit

Wie sie die Menschen und die Stadt erlebt habe? «Die Menschen in Olten haben mich sehr herzlich und offen aufgenommen. Zudem habe ich ein gut organisiertes und strukturiertes Begegnungszentrum angetroffen», ist die neue Leiterin voll des Lobes. Dies sei nicht selbstverständlich - sie kenne andere Strukturen, so Tal augenzwinkernd und in Anspielung auf ihren vorherigen Arbeitsort in Berlin. «In Berlin war Vieles auch aufgrund der Grösse kaum überschaubar. Diese Überschaubarkeit schätze ich nun sehr an Olten. Zudem konnte ich von Beginn an hinter der Philosophie und dem Gedanken des Cultibos stehen und zu vielen Projekten, die bereits etabliert sind, ja sagen», erzählt Tal begeistert.

Quartierintegration

Als Beispiel nennt sie die Konversationsgruppe, eine niederschwellige Möglichkeit, um in einem geschützten Rahmen eine andere Sprache zu lernen. Doch nicht nur Deutsch wird in den Konversationsgruppen angeboten, auch andere Sprachen werden von Freiwilligen vermittelt. «Dabei ist es uns wichtig, dass wir nicht als Konkurrenz zu einer Sprachschule wahrgenommen werden. Geleitet wird die Konversationsgruppe nicht von ausgebildeten Lehrern, sondern es geht darum, im vertrauten Rahmen Konversation betreiben zu können», betont Tal. Diese Konversationsgruppen haben grossen Anklang gefunden, weshalb man sich entschloss ab August, das Angebot mit dem «Café international» zu erweitern. Im Gegensatz zur Konversationsgruppe, anwelcher maximal sechs Personen teilnehmen können, ist das «Café international» in der Teilnehmerzahloffen. «Es ist ein Angebot, welches sich an Personen richtet, die die deutsche Sprache bereits gut beherrschen und weiter üben wollen. Es baut auf die Idee, dass Personen, welche selber den Weg gegangen sind «Deutsch zu lernen» das «Café international» begleiten», erklärt die Leiterin Begegnungszentrum Cultibo und fügt an: «Dies können Personen aus den Konversationsgruppen sein - müssen aber nicht. Diese Gesprächsrunden leben aber auch von Besuchern, die in Olten zu Hause sind und sich auskennen, um ein lebendiges Kennenlernen der Sprache und der Region Olten zu ermöglichen.» Mit der Teilnahme lernen die Besucher zudem das Angebot des Cultibos kennen, welches vom Frauentanz bis zur Möglichkeit der Raummiete reicht.

Der Dorfplatz, den es nicht mehr gibt

«Das Cultibo lebt jedoch nicht durch die Leitung, die ein Programm zur Beschäftigung anbietet, sondern durch die Menschen, welche das Cultibo beleben. Die Anwohner im Quartier sind angehalten, ihre Vorschläge und Projekte einzubringen. Meine Kollegin Andrea Leonhardt und ich sind die Anlaufstelle und versuchen bei der Umsetzung Hand zu bieten», erklärt Tal die Idee hinter dem Cultibo. Deshalb erachte sie auch das Cultibo-Zmittag oder das Mittwoch-Nachmittag-Programm als sehr wichtige Angebote, um die Personen aus dem Quartier zusammenzuführen. «Das Cultibo stellt den Dorfplatz dar, den es heute nicht mehr gibt, wo sich Leute treffen und vernetzten können. Ich bin der Meinung, dass man in der Entwicklung der Städte wieder in kleineren Strukturen denken sollte und damit die Nachbarschaft und die Gemeinschaft wieder mehr gepflegt wird.»

Gelernt zu kämpfen

Timna Tal ist in Zürich aufgewachsen und hat Psychologie studiert. «Nach Abschluss meines Studiums bin ich nach Berlin umgezogen, wo ich während fünfeinhalb Jahren im Kinder-Jugend- und Kiezzentrum Johannisthal (JuJo) gearbeitet habe. Zwar habe ich Psychologie studiert, aber mein Interesse galt schon früh dem sozialen Bereich und der Städte- und Quartierentwicklung», erzählt die Zürcherin. Zuletzt leitete sie den Kinderbereich und die Kreativwerkstatt. Nach rund sieben Jahren in Berlin kehrte Tal im Januar nach Zürich zurück, wo sie heute wohnt. «Ich schätze die Erfahrungen sehr, welche ich in Berlin machen durfte, denn ich lernte dort zu kämpfen. Doch aufgrund des Spardruckes konnte ich mich nicht mehr weiterentwickeln und entschloss mich nach langer Bedenkzeit für die Rückkehr in die Schweiz», erzählt die 34-Jährige und fügt an: «Ich habe nach einer Stelle wie derjenigen im Cultibo Ausschau gehalten, aber hielt es nicht für möglich wirklich eine Stelle in einem Quartierzentrum zu bekommen. Umso mehr freut es mich, dass es geklappt hat», erzählt Tal strahlend. Selbstverständlich sei sie sich bewusst, dass sich auch Olten im Moment in Sparzeiten befände: «Ich hoffe allerdings, dass das Cultibo noch möglichst lange bestehen bleiben kann. Die Unklarheit ist nicht angenehm, da ich mir eine längerfristige Perspektive wünsche und auch weiss, dass alles was man sät, eine Weile benötigt, um zu wachsen. Ich versuche nun, mit möglichst einfachen Mitteln, meine Arbeit zu erledigen und positiv in die Zukunft zu blicken.» Ob sie daran denke nach Olten umzuziehen? «Das fragen mich alle», lacht sie und verneint. Sie sehe die Vorteile einer Trennung zwischen Beruf- und Privatleben. «Olten kannte ich bis anhin nur vom Umsteigen und bin überrascht über die vielen herzigen Ecken. Das Multikulturelle erinnert mich an eine urbane Grossstadt.» Ein Projekt welches Tal im Cultibo umsetzen möchte ist die Neugestaltung des Bifangplatzes. «Auch wenn der Treff geschlossen hat, sollen die Anwohner die Möglichkeit haben sich hier zu treffen.»

Quartierfest im Vögeligarten im August

Im Moment ist Tal stark mit den Vorbereitungen für das Quartierfest im Vögeligarten am 30. August beschäftigt. Erstmals in diesem Jahr wird das Fest nicht nur durch das Cultibo durchgeführt (ehemals Cultibo-Fest), sondern in Beteiligung von anderen Vereinen und Organisationen. Das Haus zur Heimat beteiligt sich mit einem Kuchenstand, zudemgehören auch der Voliereverein Olten, der Robi Olten, der Quartierverein rechtes Aareufer, die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Olten und die Pfadi Olten dem Organisationskomitee an. Auch die Fachstelle Integration wirkt mit, die das Fest finanziell unterstützt. «Aufgrund der knappen Ressourcen soll das Fest jedoch im einfachen Rahmen durchgeführt werden», betont Tal zum Schluss.

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