Zurück zur Lockerheit

Renate Schwitter Die Leiterin Administration Werkhof tritt morgen offiziell in den Ruhestand

Sieht dem Ruhestand entspannt entgegen - die morgen offiziell pensionierte Leiterin der Administration Werkhof - Renate Schwitter. mim)
Sieht dem Ruhestand entspannt entgegen - die morgen offiziell pensionierte Leiterin der Administration Werkhof - Renate Schwitter. mim)

Beim Besuch des Werkhofs zeigte sich kürzlich eine rührende Szene: Eine ältere Oltner Anwohnerin hatte erfahren, dass die Leiterin Administration Werkhof, Renate Schwitter, demnächst pensioniert wird, sie verabschiedete diese herzlich und überreichte ihr als Abschiedsgeschenk ein Buch - für die noch unverplanten Stunden im Ruhestand. «Ich mache bewusst keine Pläne und lasse die Pensionierung auf mich zukommen. Inzwischen freue ich mich auf die Freiheit, tun und lassen zu können, was ich möchte», so Schwitter. «Zudem», fügt die 64-Jährige an, «geht die Gesundheit über alles.» Renate Schwitter erkrankte anfangs diesen Jahres und war deshalb längere Zeit abwesend.

Über 35 Jahre im Einsatz für dieStadt Olten

Die in Olten aufgewachsene Schwitter hat ihre kaufmännische Ausbildung im Kantonsspital Olten absolviert. «Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück. Damals haben wir die Löhne noch eingepackt und die Mitarbeiter haben diese am Schalter abgeholt», erzählt Schwitter schmunzelnd, die sich als Mädchen auch für den Beruf der Flugbegleiterin interessiert hatte, für diesen jedoch zu klein war. Nach Beendigung der Ausbildung arbeitete sie im Liegenschaftsbereich in Zürich. 1977 wurde ihre Tochter geboren, ehe sie 1979 wieder ins Berufsleben zurückkehrte, zu den Städtischen Werken in Olten (heute Städtische Betriebe sbo). Kurz darauf übernahm sie die Aufgabe der Direktionssekretärin für den damals hauptamtlichen Stadtrat der Städtischen Werke. Da in dieser Abteilung kein weiterer Aufstieg oder eine Veränderung möglich war, entschied sichRenate Schwitter für den Wechsel in die Baudirektion. 2008 zog sie mit dem gesamten Werkhofteam in das neu errichtete Gebäude. Anfangs diesen Monat konnte Schwitter zudem ihr Arbeitsjubiläum feiern.

Mit Firma identifiziert

«Ich habe mich stets mit der jeweiligen Firma, in welcher ich tätig war, identifiziert und somit auch nicht selten den Werkhof verteidigt. Meiner Meinung nach ist diese Abteilung die Einzige, in welcher die Tätigkeiten gemessen werden kann, denn sobald die Werkhofmitarbeiter den Abfall nicht mehr einsammeln, wird bewusst, welche Arbeit sie verrichten», zeigt sich Schwitter gewohnt kämpferisch. «Ich habe immer gerne im Werkhof gearbeitet und die Möglichkeiten der Unabhängigkeit genossen», betont sie. Umso mehr habe es sie in den letzten Monaten frustriert, wenn «ihre Kinder», wie beispielsweise die geplanten unterirdischen Sammelstellen, den Sparbemühungen zum Opfer fielen. Als junge Frau sei sie «anständig» gewesen, erzählt Schwitter lachend. Später habe sie gelernt, sich nicht alles gefallen zu lassen. Immer noch nehme sie Anfeindungen gegenüber dem Werkhof persönlich. Die Arbeit inmitten von Männern habe sie nie gestört - im Gegenteil sei die Zusammenarbeit mit Männern oftmals einfacher als mit Frauen. «Ich bin in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, mein Vater war Maschinensetzer und später Lektor beim Walter Verlag - ich habe somit von zu Hause aus gelernt, jeden zu nehmen, wie er ist.»

«Gesellige Kontakte wieder aufbauen»

Pläne für den Ruhestand habe sie bewusst und auch aufgrund ihrer plötzlich aufgetretenen Krankheit keine gemacht. «Viele haben mir geraten einen Kurs zu besuchen, ich aber möchte diese Zeit auf mich zukommen lassen», betont Schwitter. Langweilig dürfte es ihr jedoch keinesfalls werden. Begeistert erzählt sie, ungewohnt quirlig und strahlend wie ein junges Mädchen, von ihren verschiedenen Interessen. «Durch die Arbeit und die Krankheit in diesem Jahr habe ich mein soziales Umfeld etwas vernachlässigt. Dies möchte ich wieder aufbauen.» Zudem hat sie auch das Abo für das Stadttheater erneuert, doch auch die kleineren Theater wie das Theaterstudio und das Schwager Theater sollen wieder vermehrt in der Agenda von Renate Schwitter Platz finden. Als Abschiedsgeschenk hat sich die 64-Jährige zudem das Generalabonnement gewünscht, um spontan ins Tessin oder in Schweizer Städte zu reisen. Ferien im Ausland seien nicht unbedingt geplant und nötig. «Aber vielleicht werde ich mir bei Gelegenheit München oder nochmals Berlin anschauen. Barcelona wäre auch schön - oder vielleicht doch eine Flussfahrt durch Russland. Zudem würde ich auch gerne mal das Arosa Humorfestival besuchen und auch gleich da übernachten», erzählt Schwitter strahlend.

Prioritäten haben sich verschoben

Auf die Frage, ob sich durch die Krankheit im Bezug auf die Pensionierung etwas verändert habe, meint Schwitter: «Ich habe mir vorher überlegt, einen Antrag zu stellen, um bis zu meinem 65. Lebensjahr zu arbeiten. Heute, insbesondere aufgrund der Krankheit, haben sich die Prioritäten klar verschoben.» In Olten werde sie aber auf jeden Fall bleiben, denn hier habe sie ihre Wurzeln, zudem biete sich ihr auf der rechten Aareseite alles, was sie für den Alltag benötige. Trotzdem wendet die 64-Jährige ein, habe sich Olten in den vergangenen Jahren stark verändert. «Viele Restaurants und Läden haben geschlossen und mit diesen Schliessungen hat Olten auch das Liebliche einer Kleinstadt verloren, trotzdem bin ich nicht unglücklich hier», betont sie. Heute geniesse sie die Begegnungszone und sitze des Öfteren im Gryffe oder im Café der Buchhandlung Schreiber, obwohl sie stets gegen die Schaffung der Fussgängerzone gewesen sei, so Schwitter schmunzelnd.

Die Rückkehr zur Lockerheit

«Es müssen mich nicht alle mögen», betont 64-Jährige und doch zeigt sie sich berührt, dass sich eine beträchtliche Anzahl Personen für denAbschiedsapéro angemeldet haben, welchen sie gemeinsam mit dem Gärtnereimitarbeiter Urs Peyer, der sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte, organisiert hatte. «In Zukunftmüsse sie sich beherrschen, dasssie sich nicht dauernd ärgere, wenn sie Abfall am Boden liegen sehe -somit ist das Erlernen und Zurück-kehren zu einer grösseren Lockerheit eines von vielen Projekten deraktiven Leiterin und Seele des Werkhofes.

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