Kriegsstimmung in Olten

Hist. Museum Zum 100. Jubiläumsjahr wird die Geschichte der Stadt Olten im ersten Weltkrieg in der neuen Ausstellung des Historischen Museums ab heute, 13. November, thematisiert.

«Wir konnten einige wahre Raritäten für die Ausstellung gewinnen und können so einen vielfältigen Einblick in diese Zeit bieten», ist sich Peter Kaiser sicher. vwe)
«Wir konnten einige wahre Raritäten für die Ausstellung gewinnen und können so einen vielfältigen Einblick in diese Zeit bieten», ist sich Peter Kaiser sicher. vwe)

Der dritte August 1914 war nicht nur für die im ersten Weltkrieg direkt involvierten Nationen ein wegweisendes Datum, sondern auch für die Kleinstadt Olten. Deutschland erklärte dem Nachbarland Frankreich den Krieg und bei uns wurde per Plakat die sofortige Mobilmachung bekannt. Diese turbulente Zeit beleuchtet die neue Ausstellung des Historischen Museums «Die Stadt Olten im Ersten Weltkrieg», welche heute startet.

Wichtige Verteidigungslinie

Die Eisenbahnerstadt war schon damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und daher zentral für die militärische Planung der Schweiz. Kaum war die Mobilmachung verkündet, starteten die Bauarbeiten der 50 Kilometer langen Fortifikation Hauenstein, welche das Schweizer Mittelland vor einem Angriff aus dem Nordwesten schützen sollte. Nebst der Fortifikation Murten und Bellinzona war diejenige im Gebiet Olten eine der wichtigsten Schweizer Verteidigungslinien. «Noch heute sind bis zu dreiviertel dieser Geländebefestigungen in einem weiten Bogen rund um die Stadt Olten erhalten und sichtbar», erklärt Peter Kaiser, Leiter des Historischen Museums Olten. Der Bau und die Benützung dieser Verteidigungsanlage wird in der aktuellen Ausstellung anhand von damaligen Stadt- und Militärplänen, Bildzeugnissen sowie damaligen Waffen und Uniformen beleuchtet. Das Hauptquartier der Fortifikationstruppen befand sich mitten in Olten an der Römerstrasse. Alles wurde von hier aus koordiniert, sowohl der Lebensmittelnachschub, um die zahlreichen in der Region Olten stationierten Soldaten zu verpflegen, als auch der Munitionstransport.

Militärspital und Soldatenhaus

Von der grossen Militäranwesenheit in unserer Stadt zeugen nicht nur die Überreste der Fortifikation, von welcher ein Teilstück mit Inschrift der dritten Kompanie in der Ausstellung auch vor Ort zu bestaunen ist, sondern auch die Etappensanitätsanstalt, welche im Bifang-Schulhaus untergebracht war. «Zahlreiche Kranke und Verletzte aus der weiteren Umgebung wurden dort von Rotkreuz-Schwestern bis 1918 gepflegt», erzählt Kaiser weiter und zeigt auf das Originalschild des Militärspitals, das in der Ausstellung zu bestaunen ist. Nicht nur die verwundeten Soldaten, sondern auch die aktiven mussten irgendwo in der Region untergebracht werden. Das Soldatenhaus von General und Armeeoberbefehlshaber Ulrich Wille oberhalb von Ifenthal, welches 1950 abbrannte und in den 50er-Jahren wieder neu erbaut wurde, zeugt noch heute von den Bestrebungen, den Soldaten trotz schwieriger Zeiten einen Platz für Freizeitaktivitäten zu bieten. Im Historischen Museum werden Gemälde und Abbildungen desjenigen gezeigt.

Auswirkungen auf das Zivilleben

Doch nicht nur in militärischer Sicht hatte der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 einen grossen Einfluss auf Olten. «Uns war wichtig auch das gesellschaftliche, wirtschaftliche sowie politische Leben der Stadt während den Kriegsjahren zu thematisieren», zeigt Kaiser den Grund für die Fokussierung auf den zivilen Aspekt. Nebst Fotoalben von Familien aus dieser Zeit, Kleidungsstücken vom Beginn des 20. Jahrhunderts sowie Schriftzeugnissen, die eine Nahrungsmittel-knappheit aufzeigen, wird auch der Werdegang des ortsansässigen Herstellers von Lastwagen, Auto- und Trolleybussen, der Berna, genauer beleuchtet. «Die Firma Berna hatte während der Kriegsjahre zahlreiche Aufträge vom Schweizer Militär. Wirtschaftlich gesehen waren somit nicht nur Nachteile zu verzeichnen.» Generell ist die Stadt Anfang des 20. Jahrhundert schnell gewachsen und die Bauindustrie boomte. Die Arbeiten für den Hauenstein-Basistunnel waren während des Kriegsausbruches in vollem Gange und konnten trotz Arbeitskräftemangel infolge der Mobilmachung rechtzeitig fertiggestellt werden. «Auch der damals schon blühende Vereinskultur in Olten geben wir in der neuen Ausstellung Platz und arbeiten ein Stück Stadtgeschichte auf», berichtet der Museumsleiter.

Eine von 30 Ausstellungen

Nicht nur in Olten wird aufgrund des 100. Jubiläums dem ersten Weltkrieg gedacht. «Wir sind seit diesem Jahr neu beim Netzwerk Museen dabei, das in 30 verschiedenen Lokalitäten in Deutschland, der Schweiz sowie in Frankreich die Kriegsjahrebeleuchtet», erklärt Karola Dirlam, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Historischen Museums. Im Dreiländermuseum in Lörrach (D) wird ein Überblick über die damalige Geschichte des gesamten Oberrhein-Gebietes geboten und so entsteht ein roter Faden zwischen den einzelnen Standorten. Wer die neue Ausstellung «Die Stadt im Ersten Weltkrieg» nicht auf eigene Faust erkunden möchte, hat diesen Sonntag, 16. November, um 14 Uhr Gelegenheit an der Führung mit der bekannten Stadtführerin Rosetta Niederer teilzunehmen.

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