Stockende Planung im neuen Heim

Interkulturelle Bibliothek Olten (IKUBO) Die IKUBO ist im vergang-enen Dezember im Cultibo aus- und an der Aarauerstrasse 74 eingezogen. Wieso trotzdem in der weiteren Planung eine gewisse Zurückhaltung besteht, erklärt Vereinspräsident Yabgu R. Balkaç.

Hoffen, bald die Planung für das Jahr 2015 in Angriff nehmen zu können: IKUBO-Präsident Yabgu R. Balkaç und die Vizepräsidentin Jeanette Dinkel. (Bild: mim)
Hoffen, bald die Planung für das Jahr 2015 in Angriff nehmen zu können: IKUBO-Präsident Yabgu R. Balkaç und die Vizepräsidentin Jeanette Dinkel. (Bild: mim)

Fast zeitgleich mit dem Oltner Parlamentsentscheid, dass die IKUBO nun doch einen Unterstützungsbeitrag von 10’000 Franken erhält, zog die IKUBO im vergangenen Dezember an die Aarauerstrasse 74 um. Eine gewisse Zeit befürchtete der fünfköpfige Vorstand das Schlimmste. «Ohne die finanzielle Unterstützung der Stadt Olten hätten wir unsere Türen schliessen müssen», betont der Vereinspräsident Yabgu R. Balkaç. Das zehnköpfige, ehrenamtlich tätige Team um die IKUBO hat um die Ecke des Begegnungszentrums Cultibo, im Hinterhof versteckt, ihren neuen Standort bezogen. Einladend und gemütlich präsentieren sich die zwei kleinen Räume - beinahe wie in der heimischen Stube.

Verschiedene Bedürfnisse
«Wir haben im April des vergangenen Jahres beschlossen, ein neues
Lokal zu suchen», erzählt Balkaç, der sowohl Mitbegründer des Begegnungszentrums Cultibo war, als auch die Interkulturelle Bibliothek im Februar 2010 ins Leben gerufen hat. «Im 2011 in denselben Räumlichkeiten des Begegnungszentrums Cultibo zu starten, war richtig und gut für die Aufbauphase», betont Balkaç. «Doch in den vergangenen Jahren sind sowohl beide Institutionen als auch deren Angebote gewachsen, was zusehends den Betrieb beider beeinträchtigte. Wir hatten einerseits zu wenig Platz für Bücher und die Besucher, andererseits an stürmischen Mittwoch-Nachmittagen, wenn sowohl Cultibo- als auch IKUBO-Besucher vor Ort waren, zu wenig Ruhe.» Neben den beengten Verhältnissen stellten aber auch die hohen Mietkosten zusehends ein Problem dar. «Wir mussten einen preiswerteren Standort suchen. Mit unserem aktuellen Lokal sind wir zwar platzmässig ebenfalls auf ein Minimum beschränkt, konnten aber im selben Quartier bleiben und Mietersparnisse von 40% verzeichnen», begründet der Vereinspräsident den Entscheid für das Lokal im Hinterhof. «In einem Keller sind zusätzliche Bücher eingelagert», zeigt zudem IKUBO-Vizepräsidentin Jeanette Dinkel die schwierigen Platzverhältnisse auf. «Wir sehen den heutigen Standort als Übergangslösung und bleiben solange hier, bis die Zukunft der IKUBO plan- und finanziell lösbar wird», betont Balkaç.

Einzige Interkulturelle Bibliothek im Kanton Solothurn
«Unsere Bibliothek richtet sich an die ganze Stadt Olten, nicht nur an eine Aareseite», erklärt Jeanette Dinkel, die sich seit 2011 mit viel Elan und Engagement für die IKUBO einsetzt. «Die IKUBO ist die einzige interkulturelle Bibliothek im Kanton Solothurn, weshalb wir mittlerweile auf einen ansehnlichen Kundenstamm, auch von Institutionen ausserhalb des Kantons, zählen können. Wir werden immer wieder von Schulen und Lehrerinnen betreffend geeignetem Lesestoff angefragt», erklärt Dinkel weiter.

Von spannenden Begegnungen und weit gereisten Büchern
Beim Einzug in die ehemaligen Räumlichkeiten im 2011 zählte die IKUBO 15 Mitglieder und rund 1'500 Bücher. Heute sind 60 Mitglieder dem Verein angeschlossen und der Bestand ist auf rund 3000 Bücher in mehr als 20 Sprachen angestiegen. «Trotz teilweise grosser Sprachbarrieren habe ich stets mit der Kundschaft einen Weg gefunden, um sich auszutauschen. Für mich bedeutet das Engagement in der IKUBO eine Horizonterweiterung», betont Jeanette Dinkel und auch der Vereinspräsident bestätigt: «In den vergangenen Jahren durften wir viele bereichernde Begegnungen erleben und es sind spannende Vernetzungen entstanden - eine niederschwellige und gelebte Integration!» Aber nicht nur Geschichten über Begegnungen, sondern auch über unglaubliche Reisen von Büchern erlebte das Team: «Die Nichte einer IKUBO-Besucherin, die in Indien wohnt, schrieb einen Roman. Obwohl sie uns nicht kannte und lediglich vom Projekt hörte, sendete sie uns aus Indien ein Exemplar mit einer Widmung zu», erzählt Dinkel erfreut. Das Ziel der IKUBO sei es, den Migranten die deutsche Sprache beliebt zu machen. Dies sei jedoch nur via der eigenen Sprache möglich, erklärt Balkaç. Somit sorge die IKUBO auch für einen späteren Zugang zur Jugend- und Stadtbibliothek.

Als Ziel die finanzielle Unabhängigkeit
Sein langfristiges Ziel sei die finanzielle Unabhängigkeit, so Balkaç. Diese sei möglich durch das Generieren von neuen Mitgliedern und der Gewinnung von Sponsoren und Stiftungen. «Das geht jedoch nur mit einer finanziellen Stabilität und einer soliden Planung», betont der Vereinspräsident. Von dieser Grundlage ist der Verein jedoch noch weit entfernt, denn: «Ohne die Unterstützung der Stadt, mit deren Beitrag wir die Miete bezahlen, steht und fällt auch die kantonale Unterstützung. Bis anhin haben wir noch keine Gelder von der Stadt für 2015 (trotz Parlamentsbeschluss) erhalten. Die Beiträge vom Kanton sind noch ausstehend, da unsere Gesuchsunterlagen überprüft werden, deshalb müssen wir die Planung des neuen Jahres vorsichtig angehen», betont Balkaç. Gespräche mit dem Integrationsbeauftragten des Kantons betreffend des Unterstützungsbeitrages an die Betriebskosten stehen jedoch an. Trotzdem stehen zwei Veranstaltungspunkte bereits heute fest. Verschiedensprachige Freiwillige werden ein Mal pro Monat eine Geschichte in der jeweiligen Muttersprache, beispielsweise in polnisch, tamilisch oder tibetisch vorlesen. Insgesamt sind zehn Sprachen vertreten. Zudem steht im November das fünfjährige Jubiläum an, welches selbstverständlich gefeiert werden soll. «Deshalb hoffen wir, die Gelder bald zu erhalten, um die Planung für das noch frische Jahr in Angriff nehmen zu können», schliesst der Vereinspräsident.

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