Das Nadelöhr wird geweitet
Vierspurausbau - Olten-Aarau Es ist soweit: Dem Nadelöhr der Schweizer Bahnlandschaft wird zu Leibe gerückt. Am vergangenen Samstag wurde in Anwesenheit von kantonaler und nationaler Politprominenz feierlich der Baubeginn des Vierspurausbaus Olten-Aarau eingeläutet.
Zwischen Däniken (SO) und Eppenberg-Wöschnau (SO) verengt sich die Ost-West-Achse des Schweizer Bahnnetzes zu einem regelrechten Flaschenhals. Genau diese stark befahrene Stelle wurde bislang nur mit zwei Spuren geführt. Unfälle zwischen Olten und Aarau konnten daher zu einem regelrechten Stillstand der Schweizer Bahnen führen und liessen Pendler in der ganzen Schweiz beim Warten verzweifeln. Dieser bisherige Engpass soll jedoch nun mit dem Projekt «Vierspurausbau Olten–Aarau» bis Ende 2020 behoben werden. Herzstück des 855 Millionen Franken-Ausbaus ist der zweispurige, drei Kilometer lange Eppenbergtunnel, welcher von Gretzenbach nach Wöschnau führen wird und die Kapazität der Strecke Olten-Aarau erhöhen soll.
Spatenstich mit Politprominenz
Am vergangenen Samstag wurde in der Wöschnau der Spatenstich zu den Hauptarbeiten des Projektes mit einem Fest für Gross und Klein sowie der Eröffnung des neuen SBB-Info-Centers Eppenberg auf dem Installationsplatz gefeiert. Auch Bundesrätin Doris Leuthard tat vor Ort ihre Begeisterung für den wichtigen Ausbau kund und misst dem Eppenbergtunnel eine enorme nationale Bedeutung zu. Mit ihm werde das Schweizer Bahnnetz und somit das ganze Land noch durchgängiger gemacht. Ausserdem wünschte sie sich, dass die bevorstehenden Bauarbeiten unfallfrei, aber dennoch innert Frist und Budget geschehen mögen. Ähnliche Töne schlugen auch Roland Fürst, Regierungsrat des Kantons Solothurn und Vorsteher des Bau- und Justizdepartements, sowie sein aargauisches Pendant Baudirektor Stephan Attiger an. Sie verweisen beide auf den enormen Mehrwert für Bahnreisende, sowohl im Fern- als auch Nahverkehr. So wird durch das Projekt ein durchgehender Halbstundentakt der S-Bahnen zwischen Olten und Aarau sowie eine jeweils halbstündige Direktverbindung zwischen Zofingen-Olten-Aarauermöglicht. Trotz der ausgelassenen Feierlaune konnte sich Stephan Attiger ein wenig «Kantönligeist» nicht verkneifen und machte den Eppenbergtunnel mit seinem auf einem bekannten Tunnellied basierenden Zitat «Wenn mer inechunnt werds dunkel, wenn me usechunnt, ischs de Aargau» kurzerhand zum Tor in den Kanton Aargau, wofür er einige Lacher erntete. Allerdings musste Attiger nach dem schmunzelnden Hinweis seines Kantonsnachbarn Roland Fürst zugeben, dass sowohl Ein- als auch Ausgang des Herzstücks vom Vierspurenausbau auf solothurnischem Gebiet liegen werden.
«Wo ist mein Haus?»
SBB-CEO Andreas Meyer verglich den Bau des Eppenbergtunnels gar mit dem des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels. Die Längendimensionen seien zwar gänzlich unterschiedlich, doch könne die Strecke Olten-Aarau als Hauptschlagader des Schweizer Bahnnetzes bezeichnet werden. «Hier fahren täglich zehnmal mehr Menschen durch als auf der Gotthard-Achse», so Meyer. Er habe zwar Respekt vor dem immensen Bauprojekt, freue sich jedoch auf das Ergebnis in gut fünf Jahren. Nach dem zeremoniellen Spatenstich führte Projektleiter Thomas Schweizer die geladenen Gäste durch das neu eröffnete SBB-Info-Center Eppenberg. Anhand von realitätsgetreuen Modellen und einem interaktiven Präsentationstisch können Interessierte erfahren, welche Stellen und Gebiete das Millionenprojekt tangiert. «Die meisten Anwohner fragen jeweils als erstes, ob die Strecke an ihrem Haus vorbeiführt», bemerkte Schweizer schmunzelnd. Die SBB setze jedoch alles daran, dass sich die Auswirkungen der Bauarbeiten so gering wie möglich halten, beispielsweise mit temporären Strassenverlegungen und einer Stellwerktechnik mit kürzeren Signalabständen. Die Projektausstellung kann donnerstags bis samstags besichtigt werden und enthält Infos zum Nutzen sowie Herausforderungen des Ausbaus.