Zmittags-Genuss für alle Sinne

Kunstmuseum Olten Vergangene Woche bot das Kunstmuseum-Team mit der monatlich stattfindenden Veranstaltungsreihe «Kunst zum Zmittag» nicht nur Kunst, sondern auch Augen- und Gaumenschmaus.

Bunt gemischtes Miteinander beim «Kunst zum Zmittag».

Bunt gemischtes Miteinander beim «Kunst zum Zmittag».

Köchin Mirjam Studler bei der farbenprächtigen «Zmittag-Vorbereitung». (Bild: mim)

Köchin Mirjam Studler bei der farbenprächtigen «Zmittag-Vorbereitung». (Bild: mim)

Gartenfachfrau Silvia Meister beleuchtete die Pflanzen hinter Dietrichs Kunst.

Gartenfachfrau Silvia Meister beleuchtete die Pflanzen hinter Dietrichs Kunst.

Taboulé mit grünem Salat.

Taboulé mit grünem Salat.

Lavendelkuchen mit Rosenblüten.

Lavendelkuchen mit Rosenblüten.

In der Küche des Kunstmuseums Olten bot sich am Mittwoch,19. August ein Bild, dass einem das Wasser im Mund zusammenlaufen liess. Auf dem Tisch präsentierten sich Schüsseln mit Salat, mehrere frische Brote und ein Dessert im Blech, daneben zupfte Kunstvermittlerin Mirjam Studler verschieden farbige Blüten von den Stängeln. «Vor einem Jahr, als ich mich für die Stelle als Kunstvermittlerin im Kunstmuseum Olten vorgestellt habe, fragten mich Museumsdirektorin Dorothee Messmer und Kuratorin Katja Herlach, ob ich auch kochen könne»,erzählt Studler lachend. Und so hat sie die Kelle von Rosemarie El Kamel übernommen, die das von Katja Herlach 2011 initiierte Format bis dahin betreute. Seither kocht Studler monatlich eine Speise, die einerseits saisonal ist und andererseits eine Brücke zur aktuellen Ausstellung oder einem ausstellenden Künstler schlägt. «In der roten Woche habe ich beispielsweise ausschliesslich rote Speisen zubereitet und die Ausstellung des Bündner Künstlers Mirko Baselgia habe ich mit entsprechenden Spezialitäten begleitet», erzählt Studler. «Die Veranstaltung «Kunst zum Zmittag» ist für uns eine gute Gelegenheit, ein bunt gemischtes Publikum anzusprechen und die aktuellen Ausstellungen attraktiv zu vermitteln. Ebenso wichtig ist jedoch auch der gesellige Aspekt des gemeinsamen Mittagessens», zeigt Kuratorin Katja Herlach auf.

Gartenfachfrau Silvia Meister als Referentin gewonnen

Während einer Führung durch die aktuelle Ausstellung des Thurgauer Künstlers Adolf Dietrich kam Museumsdirektorin Dorothee Messmer ins Gespräch mit der Ausstellungsbesucherin Silvia Meister. Die Gartenfachfrau und Initiantin des Bauerngartens am Fustligweg in Olten zeigte sich begeistert von der naturnahen Kunst Dietrichs. In der Regel führt entweder Dorothee Messmer oder Katja Herlach durch die Ausstellung. Dieses Mal lud das Team Silvia Meister als Referentin für die halbstündige «Kunst zum Zmittag»-Führung ein.

Dietrichs naturnahe Kunst führt zur blütenreichen Küche

Damit auch die Küche zum aktuellen Thema «Bauerngärten im Wandel der Zeit» passt, entschied sich Köchin Mirjam Studler für eine kräuter- und blütenreiche Küche. «Als Hauptspeise habe ich Taboulé mit Humus und Salat zubereitet, dazu gibt es selbst gemachtes Kräuter-Brot und zum Dessert ein Lavendelkuchen.» Auf die Frage, wie lange sie in der Regel in der Küche steht, antwortet die Köchin: «Ich plane das Menü und tätige den Einkauf bereits am Vortag und versuche, was möglich ist, vorzubereiten. Am Mittwoch stehe ich jeweils ab 10 Uhr für die restlichen Arbeiten in der Küche.» Da das Auge bekanntlich mitisst, brachte Silvia Meister noch Blüten und Kräuter aus dem Bauerngarten, einerseits für den Geschmack, aber auch für den Farbtupfer mit. «Ich habe Borretsch (Gurkenkraut) und Duftnesseln, die nach Minze riechen, für das Taboulé dabei. Zudem Kapuziner- und Ringelblumenblüten für den grünen Salat.» Ausserdem wurde der Lavendelkuchen mit Rosenblüten verziert.

Verminderte Artenvielfalt

Silvia Meister hatte für die Führung zwei Bilder ausgewählt, die ihr von Dietrichs Werk besonders gefallen haben. Im Parterre ein Blumenstrauss, der ihr Bauernfrauenherz höherschlagen lasse. Gemeinsam mit den rund 30 Besuchern sammelte sie die Namen der verschiedenen im Strauss enthaltenen Blumen: Klee, Kornblume, Margeriten, Mohn, Duftwicke, Sommerchrysanthemen, Spitzwegerich und Mädchenauge. «Dieser Blumenstrauss besteht aus Bauerngartenblumen, die damals in der gesamten Landschaft zu finden waren. Der Klatschmohn und die Kornblume im Acker, der Breitwegerich und die Kuhnelken am Wegesrand sowie das Mädchenauge aus dem Bauerngarten», erklärte die Gartenfachfrau. «Innerhalb der vergangenen 60 Jahren hat sich die Sortenvielfalt drastisch verkleinert. Alte Sorten von Mädchenaugen, Seidenmohn und Duftwicken sind heute kaum mehr erhältlich. Wo früher kleine Gärtnereien selber Samen gezüchtet haben, existieren heute nur noch wenige grosse Samenproduzenten, was die Samenvielfalt markant eingeschränkt hat. Die schweizerische Stiftung «ProSpecieRara» hat jedoch das Problem erkannt und zieht in speziellen Sortengärten wieder ein vielfältiges Samengut heran. Dabei waren sie angewiesen auf alte Sorten aus Grossmutters Garten», zeigte Silvia Meister auf.

Die Gestaltung eines Bauerngartens

Das zweite Bild im dritten Stock zeigte Dietrichs Aussicht von seinem Haus auf den nachbarlichen Bauerngarten. «Einst haben die Klöster ihre Pflanzengärten zu Heilzwecken verwendet. Auch die Bauernfrauen haben einerseits zu diesem Zweck einen Garten bepflanzt und andererseits Gemüse für den täglichen Bedarf gezogen. Dietrichs Nachbar hingegen konnte es sich leisten, einen Bauerngarten ohne Gemüse zu bepflanzen», zeigt Meister den Garten als Statussymbol auf. Sie erzählte der interessierten Besucherschar noch einiges über die Hintergründe der auf dem Bild zu sehenden Pflanzen, wie der Rose, die ihren Duft versprüht, wenn sie verwelkt. In der Folge wurden lang anhaltende Rosen gezüchtet, die jedoch kaum mehr dufteten. Heute werden wieder Urformen gezüchtet. Um 12.45 Uhr konnten sich die Besucher an die mit Blumen festlich gedeckten Tische setzen und ein farbenprächtiges «Zmittag» geniessen.

 

Kunstmuseum Olten

Kunst zum Zmittag
Das «Kunst zum Zmittag» findet
jeweils monatlich am Mittwoch von 12.15 bis 12.45 Uhr statt.
30. September / 21. Oktober
11. November / 16. Dezember
Führung ist kostenlos
Verpflegung kostet 15 Franken

Aktuelle Ausstellung
«Mit durchaus zeitgemässem Charakter» - Adolf Dietrich in seiner Zeit (und darüber hinaus)
10. Mai bis 30. August 2015
Finissage Sonntag, 30. August
14.30 Uhr Führung durch die Ausstellung mit Dorothee Messmer
16.00 Uhr Buchvernissage des druck-frischen Ausstellungskatalogs
gratis, ohne Anmeldung, mit Apéro
<link http: www.kunstmuseumolten.ch>www.kunstmuseumolten.ch

 

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