Cultibo macht sich selbstständig

Begegnungszentrum Cultibo Mit der Herbstsaison finden zahlreiche neue Angebote im Cultibo statt. Mit dem Wandern, dem gemeinsamen Essen, dem Computerkurs bis zum Beratungsangebot «Lesen-Verstehen-Informieren» werden die unterschiedlichsten Bedürfnisse angesprochen.

Diskussion unter den engagierten Angebots-Leitern (v.l.): Sindu Rajendiran, Fessaha Kebede und Matthias Tschopp. (Bild: mim)

Diskussion unter den engagierten Angebots-Leitern (v.l.): Sindu Rajendiran, Fessaha Kebede und Matthias Tschopp. (Bild: mim)

Wanderleiterin Siv Lehmann (links) prüft nochmals die Route vor dem Start. (Bild: ZVG)

Wanderleiterin Siv Lehmann (links) prüft nochmals die Route vor dem Start. (Bild: ZVG)

In den vergangenen Monatenhabe sie sich vor Ideenvorschlägen kaum retten können, erzählt Zentrumsleiterin Timna Tal begeistert. Nach vier Jahren Betriebszeit boomt das Begegnungszentrum regelrecht. Dabei kommt es immer öfters vor, dass in bereits bestehenden Angeboten wiederum Personen aktiv werden und neue, eigene Projekte entwickeln. Bei allen Veranstaltungen steht das Kennenlernen im Vordergrund. Dies ist auch der Grund, weshalb sich die Angebote nicht nur an Personen mit Migrationshintergrund richten.

Wandernde Kulturvermittlung

Erstmals hat anfangs Oktober eine Wanderung, geleitet durch die Quartieranwohnerin Siv Lehmann, zum Sälischlössli stattgefunden. «Durch mein Engagement im Cultibo habe ich Personen kennen gelernt, die beispielsweise noch nie zu Fuss auf dem Sälischlössli waren oder den Wald besucht haben, der von überall in Olten hervorragend erreichbar und ein wichtiges Naherholungsgebiet ist. Für Personen aus einem fremden Herkunftsland ist es meist unverständlich, dass der Wald für jeden zugänglich und kein Ort ist, vor dem man sich fürchten muss», erklärt Lehmann. Der aus Deutschland stammende Thomas Ulrich hat gemeinsam mit seiner Frau an der ersten Wanderung teilgenommen. «Der Wald ist zwar für uns nichts Neues, aber uns gefiel die Möglichkeit, neue Personen und Kulturen kennenzulernen», erzählt Ulrich. Die nächste Wanderung findet am Sonntag, 1. November statt und führt zum Loohof. Zu Beginn des Jahres lancierte Siv Lehmann zudem im Sinne der Nachbarschaftshilfe das Angebot «Arbeiten in der Schweiz». Inzwischen erfreut sich der Kurs, der ab Januar wieder angeboten wird, grosser Beliebtheit. «Arbeiten in der Schweiz» sei jedoch nicht mit einer professionellen Beratung zu verwechseln, betont Zentrumsleiterin Timna Tal und fügt an: «Es geht darum, mit den Teilnehmenden Schritt für Schritt eine realistische Perspektive für den Bereich Arbeit zu entwickeln und sie an Informationen heranzuführen, hat aber nichts zu tun mit einer Jobvermittlung. «Die Idee für das Angebot «Arbeiten in der Schweiz» stammt aus meiner einstigen beruflichen Tätigkeit als Gewerkschaftssekretärin», erzählt die Gruppenleiterin Siv Lehmann und fügt an: «Durch meine Frühpensionierung habe ich Zeit gewonnen, mit welcher ich mich mit Freude in meinem Wohnquartier engagiere.»

Gemeinsam den Horizont erweitern

Auch die aus Indien stammende Sindu Rajendiran besuchte «Arbeiten in der Schweiz» und entwickelte, gemeinsam mit ihrer Kollegin Prasanna Dandigunta, die Idee einen niederschwelligen «Computerkurs für Personen 50+» anzubieten. Für einmal wird sich somit die «Lehrer-Schüler»-Beziehung umdrehen, da die Deutsch- und Konversations-Kurse oftmals von älteren Personen geleitet werden. Am Freitag, 30. November zeigen die beiden Frauen, wie ein Account eröffnet und eine E-Mail versendet werden kann. In späteren Kursen möchten Rajendiran und Dandigunta den Interessierten helfen mittels Facebook, Skype oder Twitter in Kontakt mit der Aussenwelt zu treten. Für sie selbst sind diese Sozialen Medien-Kanäle oftmals die einzige Möglichkeit, um Freunde oder die Familie im Herkunftsland kontaktieren zu können.

Hilfe im Alltag

Der Äthiopier Fessaha Kebede erfuhr am eigenen Leib, was es heisst in einer fremden Kultur Fuss zu fassen, als er 2003 als Flüchtling in die Schweiz kam. Sie habe ihn zuvor noch nie gesehen, bis er eines Tages im Cultibo aufgetaucht sei und ihr hartnäckig von seiner Idee erzählte, erinnert sich Zentrumsleiterin Timna Tal schmunzelnd. Vergangene Woche fand nun zum ersten Mal das «Lesen- Verstehen - Informieren» statt. Der interkulturelle Dolmetscher Fessaha Kebede möchte Interessierten einerseits helfen Formulare zu verstehen und andererseits versuchen ihnen das Schweizer System und die Kultur näher zu bringen. «Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie Missverständnisse begründet auf der sprachlichen und kulturellen Barriere zu grossen Problemen führen können», erzählt Fessaha Kebede.

Raum für neue Ideen

Ebenfalls findet neu jeweils am Donnerstag von 17 bis 18 Uhr eine Yogastunde von Sana Parveen statt. Das beliebte Café Philo startete kürzlich wieder in die Saison und auch das «Essen für alle» hat sich mit meist 50 bis 60 Besuchern sehr gut etabliert. Am Donnerstag, 5. November von 15.30 bis 16.30 Uhr wird ebenfalls zum ersten Mal ein Konversations-Anlass für Englisch-Anfänger angeboten und am vergangenen Donnerstag hat der erste «DIO» (Donnerstag in Olten) stattgefunden. Der Treffpunkt soll in Zukunft wöchentlich jeweils am Donnerstag um 18.30 Uhr abwechselnd im Cultibo und im «Tattarletti - Inzwischen Kulturplatz» stattfinden. «Wir möchten den «DIO» nicht jeden Donnerstag als Kerngruppe organisieren, sondern mit dem Abend eine Gelegenheit bieten sich auszutauschen und neue Ideen entstehen zu lassen», erklärt Matthias Tschopp, Mitglied der Kerngruppe, und fügt an: «Das Pro Kultur-Mitglied Cécile Weibel ist ebenfalls Mitglied bei DIO, weshalb wir beschlossen haben, die Veranstaltung abwechselnd an zwei verschiedenen Orten durchzuführen, um damit den Kulturaustausch zu fördern.» Am 26. November findet beispielsweise ein Reparaturkaffee Hock statt, an welchem diskutiert werden soll, ob und wie ein solches Kaffee ins Leben gerufen werden kann. Bis Ende Jahr sind alle Donnerstage organisiert, aber ab 2016 freut sich die Kerngruppe über interessierte Personen, die einen Abend bestreiten möchten.

Mehr Infos zu den jeweiligen Angeboten erhalten Sie auf der Cultibo-Homepage.

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