«Märchen sind etwas für’s Herz»

Erzählnacht 2015 Anlässlich der diesjährigen Erzählnacht vom Freitag, 13. November wird Märchenerzählerin Renate de Simoni im Naturmuseum Olten «verhexte Wintergeschichten» erzählen.

Die Märchenerzählerin Renate de Simoni erlernt ihre Geschichten aus Märchenbüchern, trägt sie aber jeweils frei vor. (Bild: mim)
Die Märchenerzählerin Renate de Simoni erlernt ihre Geschichten aus Märchenbüchern, trägt sie aber jeweils frei vor. (Bild: mim)

Bereits zum 26. Mal wird die Erzählnacht durchgeführt und dies in allen Landesteilen der Schweiz. In Olten präsentieren rund ein Dutzend Institutionen vom Schulhaus Hübeli über die Buchhandlung Schreiber bis zum Historischen Museum ein vielfältiges und buntes Programm für Kinder und Erwachsene. Der Freitag, der 13. November, bestimmte sogleich das diesjährige Motto «Hexereien und schwarze Katze».

Begeisterung in den Gesichtern sehen

Ðie Märchenerzählerin Renate de Simoni wird im Naturmuseum Olten von 18.15 bis 19 Uhr mit ihren Geschichten Kinder ab fünf Jahren in ihren Bann ziehen. «Kindern eine Geschichte zu erzählen ist grundsätzlich schön, denn ihre Begeisterung kann man sofort in ihren Gesichtern sehen», erzählt de Simoni, die sich vor zehn Jahren zur Märchenerzählerin ausbilden liess. Aber eigentlich könne man das Märchenerzählen nicht wirklich lernen, man müsse es in sich haben, stellt de Simoni klar und fügt an: «Selbstverständlich kann man Geschichten auch analysieren, aber eigentlich ist es schade, denn Märchen sind etwas für’s Herz - wir sind eh zu kopflastig», ist de Simoni überzeugt. Bereits ihre Mutter hat ihr Geschichten erzählt und sie hat wiederum ihren Söhnen vorgelesen sowie später begonnen ihrer Tochter Geschichten zu erzählen.

Repertoire von 140 Märchen

Seit ihrer Ausbildung vor zehn Jahren ist de Simonis Repertoire auf 140 Märchen angewachsen. «Selbstverständlich habe ich nicht alle Märchen im Kopf und muss mich entsprechend auf eine Veranstaltung vorbereiten.» Auswendig lernt die 60-Jährige die Geschichten oftmals beim Wandern. «Jedes Märchen besteht aus Bildern und die versuche ich mir einzuprägen, um danach die Geschichte frei erzählen zu können. Dies sorgt schon mal für verdutzte Gesichter, wenn ich unterwegs vor mich hinplappere und dabei anderen Wanderern begegne», erzählt de Simoni lachend. Frei zu erzählen sei ihr wichtig, da sie dabei den Augenkontakt zu den Zuhörern halten könne und so auch die Reaktionen sehe.

Mutspendende Märchen

Auf die Frage, was für sie Märchen bedeuten, antwortet die dreifache Mutter: «Sehr viel, denn einige Märchen haben mich beispielsweise bei Krankheit begleitet und spendeten mir Mut in der Dunkelheit. Zudem sind Märchen auch aufgrund ihrer oftmals beinhaltenden Weisheiten sehr wertvoll.» Den Mahnfinger aber, den schätzt die 60-Jährige nicht. «Es gibt viele schöne Geschichten zu erzählen, die ohne Mahnfinger auskommen.» Und wie hält es de Simoni mit den oftmals brutalen Grimm-Märchen? «Zu meinen Favoriten gehören sie nicht, aber sie sind unsterblich. Zudem muss beachtet werden, dass die Kinder zu Grimm’ s Zeiten anders erzogen wurden. Meine Enkelkinder jedoch lieben diese Märchen.» De Simoni mag es, wenn eine Geschichte rund ist und einen Schicksalsweg beinhaltet, den es anzupacken gilt. «Wir tun tagtäglich nichts anderes, deshalb beinhalten diese Geschichten oftmals viele Weisheiten für unser Leben.» Doch nicht nur Märchen aus dem deutschsprachigen Raum haben es der Märchenerzählerin angetan.«Einige mongolische Geschichten gefallen mir, da sie viele Weisheiten vermitteln oder auch die eher schelmische Art der italienischen Märchen.» Aber auch Geschichten aus Rumänien, Portugal, Russland, China, Korea, Spanien, Frankreich, Deutschland und selbstverständlich aus der Schweiz zählt die 60-Jährige zu ihrem Repertoire. Neben den «Märchen für Kinder und Erwachsene» bietet Renate de Simoni «Märchenwanderungen», «Wanderungen auf dem Solothurner Waldwanderweg» und Begegnungen von Hexen und Zwergen auf dem «Waldgeister und Figurenweg» sowie «Märchen und Musik», gemeinsam mit ihrem Mann an. Ihr grösster Fan sei ihr Ehemann, der die Märchenerzählungen hin und wieder mit dem Saxofon begleite. «Einerseits ist es schön, etwas gemeinsam unternehmen zu können und andererseits erzeugt es eine gute Stimmung, wenn mein Mann die Geschichten auf «saxofonisch» erzählt», so de Simoni schmunzelnd.

Abergläubische Erzählnacht

Nicht das erste Mal nimmt sie an einer Erzählnacht teil und erinnert sich gerne an diejenige in Luterbach (SO), bei welcher die Kinder in der Turnhalle übernachten durften. «Alle waren in Schlafsäcke gepackt und lauschten meiner Erzählung.» Grundsätzlich findet de Simoni die Erzählnacht eine gute Sache. Und was erwartet die Kinder am Freitag, 13. November um 18.15 Uhr im Naturmuseum? «Das werde ich natürlich nicht verraten.» Doch so viel kann gesagt werden - Kindern erzählt de Simoni immer ein Märchen mit einem guten Ende.

Mehr Informationen zur Erzählnacht und zum Programm in Olten erhalten Sie auf der Website des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM (www.sikjm.ch) und der Jugendbibliothek <link http: www.winmedio.net oltenjb>www.winmedio.net/OltenJB.

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