Eine Lobby für die Schulleitung

Schulen Olten Eine zweite Sparrunde bei den Schulleiterpensen ruft die Lehrer auf den Plan. Sie bilden gemeinsam eine Lobby für die unter Beschuss geratenen Schulleiter und warnen vor Qualitätseinbussen bei den Schulen.

Wohin steuert die Bildungsstadt Olten in qualitativer Hinsicht nach der zweiten Sparrunde bei den Schulleiterpensen? (Bild: vwe)
Wohin steuert die Bildungsstadt Olten in qualitativer Hinsicht nach der zweiten Sparrunde bei den Schulleiterpensen? (Bild: vwe)

Sparen, aber wie? Diese Frage beschäftigt sowohl das Parlament als auch den Stadtrat bereits seit einiger Zeit. Den Gürtel enger schnallen mussten inzwischen alle städtischen Institutionen. Auch die Oltner Schulen hatten in der ersten Sparrunde mit einer Pensenreduktion von 496 auf 419 Prozenten bei der Schulleitung ihr Paket zu tragen. Nun soll ein weiteres Mal bei den Schulen der Sparhebel angezogen werden. Ein Antrag der CVP/EVP/GLP-Fraktion fordert im 2016 Einsparungen über 50’000 Franken (August bis Dezember) und dies erneut bei den Pensen der Schulleitungen. Mit dem Finanzjahr 2017 sollen somit total 120’000 Franken eingespart werden.

Zweite Sparrunde

«Die Direktion Bildung und Sport ist erschüttert und irritiert. Insbesondere darum, weil im Bereich der Schulleitung im 2015 bereits Kürzungen von 77 Stellenprozent erfolgt sind», zeigt Stadt- präsident Martin Wey auf und fügt an: «Das Konzept der geleiteten Schule wurde im 2008 eingeführt und sorgte für einige Veränderungen. Zu diesem Zeitpunkt wurden erstmals professionelle Schulleiter eingestellt.» Das Berufsbild des Schulleiters/der Schulleiterin sei somit relativ neu, weshalb es nun wichtig sei, deren Tätigkeit bekannter zu machen, um auch vonseiten der Politik das Verständnis zu fördern, führt der Stadtpräsident weiter aus. «Ausserdem muss auch beachtet werden, dass viele gesellschaftliche Themen in den letzten Jahren zusätzlich von den Schulen übernommen werden mussten. Damit sind jedoch nicht nur Migrations-Themen gemeint», stellt Wey klar.

Lobby für die Schulleitung

Der Meinung, dass kaum einer weiss, welch wichtige Tätigkeit die Schulleitung übernimmt, sind auch die meisten Lehrer an den Oltner Schulen. Um den Schulleitungen mit einer Lobby den Rücken zu stärken, stellte jedes der fünf Schulhäuser einen Vertreter: Stefan Müller (Frohheim Schulhaus/Sekundarstufe), Patrick Berger (Primarschule Bannfeld), Rylana Niklaus (Primarschule Bifang), Sabine Wyser, (Primarschule Bifang), Martin Fürst (Primarschule Säli) und Barbara Schwaller (Primarschule Hübeli). «Die Schulleitungen sind nach der ersten Kürzungsrunde von 77 Stellenprozenten, was im Übrigen nur eine von vielen Sparmassnahmen war, an ihre Grenzen gestossen. So übersteigt der Aufwand deutlich den bezahlten Rahmen», zeigt Martin Fürst, Lehrer an der Primarschule Säli auf. «Die Schulleiter haben den Gesamtüberblick über die Schullaufbahn der Kinder und sind informiert über Massnahmen, familiäre Hintergründe und Förderbedarf sowie -vereinbarungen, während die Lehrperson zwar das Kind enger, aber nur während zwei Jahren begleitet», so die Vertreter der Lehrerschaft. Je kleiner somit das Pensum des Schulleiters werde, desto mehr verwandle sich die Arbeit des Schulleiters in einen Verwaltungsjob. Zudem bedeute ein kleineres Pensum auch eine geringere Anwesenheit, was sich folglich negativ auf die Schulqualität auswirken würde.

Welche Tätigkeit weglassen?

Was soll zukünftig nicht mehr gemacht werden? Diese Frage stellen sich die Lehrer, die von einem erneuten Pensumabbau der Schulleitung ebenfalls betroffen wären. Zusätzliche administrative Aufgaben müssten somit vermehrt von den Lehrpersonen übernommen werden. Diese zusätzliche Arbeit könnte sich schliesslich auf den Unterricht auswirken. «Früher haben das kantonale Inspektorat (heute aufgelöst) oder eine Art Schulverwalter (normaler Lehrer mit Entlastung für die Organisation des Schulalltages vor Ort) Aufgaben des heutigen Schulleiters übernommen. Doch die meisten Aufgaben und Pflichten, die heute geleistet werden müssen, gab es früher noch gar nicht und wurden erst mit der Funktion des Schulleiters erfunden oder mit Reformen geschaffen», erklärt so Patrick Berger, Lehrer an der Primarschule Bannfeld und präzisiert: «So wurden einst keine Mitarbeitergespräche und -qualifikationen vorgenommen, Anstellungen und Entlassungen nahm die Schulkommission vor, Schulbesuche wurden durch das Inspektorat getätigt und die Aufgaben rund um die Spezielle Förderung sowie die Betreuung der Schullaufbahn der Schüler wurden durch neue Reformen geschaffen.» Zudem sei mit der Speziellen Förderung und der Sek-1-Reform viel Aufwand hinzugekommen. Auch mit dem Lehrplan 21 stehe ein weiteres zeitintensives Thema an, zeigen die Lehrer auf. Insbesondere die Personalplanung ist eine zeitintensive Aufgabe. Konkret bedeutet dies, dass die Schulleiter mit einem Personalbestand von rund 40 bis 45 Lehrern ebensoviele Schulstunden besuchen und Mitarbeitergespräche zu führen haben.

Keine Zeit für Visionen

Welche Folgen haben die Schulen aufgrund einer erneuten Sparrunde zu tragen? «Der Zeitkuchen wird noch kleiner und darunter würden insbesondere die sogenannten «Sozialen Komponenten» leiden. Vieles würde oberflächlicher werden, die Zeit für Details fehlen und die Schulleitung hätte noch weniger Kapazität um eine Vision für die Schule zu entwickeln», zeigt Martin Fürst auf. «Es ist zudem unklar, ob dieses erneute Sparvorhaben überhaupt von den Schulleitern getragen wird. Ein Personalwechsel wirft jedoch den gesamten Schulhausbetrieb zurück», stellt Patrick Berger klar. «Ausserdem hat sich Olten auf die Fahne geschrieben als Bildungsstadt eine Vorreiterrolle zu leben, dafür muss aber auch die Finanzierung sichergestellt werden», gibt sich Stefan Müller, Lehrer im Frohheim Schulhaus, kämpferisch. Zwar stimme das Ergebnis des Berechnungs- schlüssels mit der Pensumzahl nach der zweiten Sparrunde überein, doch müsse man auch die neuen Quartiere und das sich entwickelnde Olten im Auge behalten, was zu einem Anstieg der Kinderzahlen führen könne, so Martin Fürst. Darüber, wie die Kürzungen letzten Endes vorgenommen werden, muss sich nun der Stadtrat in den nächsten MonatenGedanken machen.

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