Tunnelbau im Ersten Weltkrieg

Historisches Museum Seit letzter Woche gibt das Historische Museum Olten einen Einblick in den Bau des Hauenstein-Basistunnels, der vor 100 Jahren eröffnet wurde.

Museumsleiterin Luisa Bertolaccini präsentiert in der neuen Ausstellung des Historischen Museums Olten seltene Geräte wie die Original-Scheinwerfer (r.), welche während dem Bau des Juratunnels das nötige Licht spendeten. (Bild: vwe)

Museumsleiterin Luisa Bertolaccini präsentiert in der neuen Ausstellung des Historischen Museums Olten seltene Geräte wie die Original-Scheinwerfer (r.), welche während dem Bau des Juratunnels das nötige Licht spendeten. (Bild: vwe)

Tunnelarbeiter am 10. Juli 1914 nach einem geglückten Durchschlag beim Bau des Hauenstein-Basistunnels. (Bild: Friedrich Aeschbacher)

Tunnelarbeiter am 10. Juli 1914 nach einem geglückten Durchschlag beim Bau des Hauenstein-Basistunnels. (Bild: Friedrich Aeschbacher)

Knapp 60 Jahre nach der Inbetriebnahme des Scheiteltunnels, der als erster grosser Bahntunnel im Jura galt, entstand der 8’134 Meter lange Hauenstein-Basistunnel. Er verbindet bis heute Olten mit Tecknau und ist bekannt als eine der meistbefahrenen Eisbahnstrecken der Schweiz. Am 8. Januar 1916 wurde der Basistunnel feierlich eröffnet, auf den Tag genau 100 Jahre später präsentierte das Historische Museum Olten seine neue Ausstellung und erinnert mit Werkzeugen, Dokumenten, Plänen und zahlreichen Original-Fotos an den Bau der Röhre von 1912 bis 1916.

«Olten hatte Glück»

Die Vernissage der neuen Ausstellung letzten Freitag stiess auf grosses Interesse. Einige Besucher stimmten sich zuvor mit der Sonderjubiläumsfahrt der SBB Historic durch den Hauenstein-Basistunnel auf den Anlass ein. Da Tunnelbauten vor allem interessant seien, bevor sie gebaut werden, wie der Präsident der Museumskommission Ruedi Moor in seiner Vernissage-Ansprache festhielt, beginnt die Ausstellung «100 Jahre Hauenstein-Basistunnel» mit der Vorgeschichte. «Nach dem Bau des Simplontunnels 1906 wurden erstmals Stimmen laut, die einen zweiten Durchstich am Hauenstein forderten», erklärt Museumsleiterin Luisa Bertolaccini. Da die Züge auf der alten Hauenstein-Linie immer schwerer und länger wurden und die starkbefahrene Strecke Steigungen von bis zu 26.3 Promille aufwies, war die Kapazitätsgrenze der Linie bald erreicht. Laut Plänen und Originaldokumenten, die im ersten Teil der neuen Ausstellung vorliegen, wurden verschiedene Varianten erörtert, mit welchen man die steile und kurvenreiche Bergstrecke von Läufelfingen zukünftig vermeiden wollte. «Vor allem der Kanton Aargau forderte beispielsweise einen Durchstich unter der Schafmatt. Durch diesen wäre Olten gänzlich von der besagten Bahnlinie ausgelassen worden. Olten hatte Glück, dass sich die SBB schlussendlich für das Hauensteinprojekt aussprach. Ansonsten wäre der Titel «Verkehrsknotenpunkt der Schweiz» wohl anderweitig vergeben worden», zeigt Bertolaccini auf.

Eine Ausstellung in der Ausstellung

Die weiteren Ausstellungsteile über die Bergarbeiten im Stollen, das Leben im Arbeiterdorf Tripolis sowie die Wechselwirkungen mit dem Krieg sind in der seit 2014 laufenden Exposition «Die Stadt Olten im Ersten Weltkrieg» integriert. «Da ein Teil des Tunnelbaus mitten im Ersten Weltkrieg stattfand, war es uns wichtig, einen roten Faden zu unseren anderen Ausstellungsstücken dieses Zeitraumes zu ziehen. Dadurch schufen wir eine Art Ausstellung in der Ausstellung», so Bertolaccini. Anfangs seien nur ein bis zwei zusätzliche Vitrinen geplant gewesen, aber da von SBB Historic und privaten Leihgebern zusätzliche Dokumente, Werkzeuge und Geräte, wie beispielsweise die im Tunnel verwendeten Scheinwerfer, bereitgestellt wurden, entwickelte sich das Ganze zu einem ausführlicheren Bild über den Bau des Hauenstein-Basistunnels. So werden beispielsweise die Auswirkungen des Weltkrieges im Bezug auf Arbeiter- oder Materialmangel aufgezeigt. «Nach dem Kriegsausbruch 1914 reisten bis zu 400 italienische Männer von den insgesamt 2000 Tunnelarbeitern zurück in ihr Heimatland, um während der Kriegszeit ihren Familien beizustehen», so die Museumsleiterin.

Vortrag über Bauarbeitersiedlung

Das Leben im Barackendorf Tripolis in Trimbach wird zwar in der Ausstellung kurz beleuchtet, aber leider fehlte laut Bertolaccini die Zeit sowie der Platz, um diesem Aspekt mehr Raum zu bieten. «Da ich das Migrationsthema jedoch sehr wichtig finde, wird Historiker Urs Bloch am Dienstag, 26. April in seinem Vortrag «Ein Dorf verändert ein Dorf - Die italienischen Tunnelarbeiter im Barackendorf Tripolis bei Olten» das Thema vertieft behandeln.» Weiter sind aufgrund der neuen Ausstellung eine Exkursion zum Belchentunnel sowie ein Vortrag über den Grenchenbergtunnel geplant. Auch öffentliche Führungen durch «100 Jahre Hauenstein-Basistunnel» werden stattfinden.

Nächster Anlass:

Exkursion Belchentunnel

Donnerstag, 21. Januar, 15 Uhr

Treffpunkt: Infocenter Belchen

Anmeldung bis Montag, 18. Januar

Weitere Infos auf Website

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