Kantischüler singen Mozart und Gluck in der Stadtkirche

Kantichor OltenAm Mittwoch, 18. und Donnerstag, 19. Mai bringt der grosse Chor der Kantonsschule Olten Auszüge aus zwei italienischen Werken der beiden Wiener Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart und Christoph Willibald Gluck zur Aufführ- ung . Der Stadtanzeiger sprach mit der Kantichorleiterin Sarah Giger über das Grossprojekt.

Der grosse Kantichor und das Orchester ad hoc unter der Leitung von Sarah Giger (l.) spielen am 18. und 19. Mai in der Stadtkirche Olten. (Bild: Luise Baumgartner)

Der grosse Kantichor und das Orchester ad hoc unter der Leitung von Sarah Giger (l.) spielen am 18. und 19. Mai in der Stadtkirche Olten. (Bild: Luise Baumgartner)

Sarah Giger, Leiterin des grossen Chors der Kantonsschule Olten. (Bild: ZVG)

Sarah Giger, Leiterin des grossen Chors der Kantonsschule Olten. (Bild: ZVG)

Sarah Giger, wie ist dieses abwechslungsreiche Programm, das zwischen den Polen des jungen Mozart und des reifen Gluck changiert, zustande gekommen?

Sarah Giger: Die ursprüngliche Idee war, ein klassisches, aber weltliches Programm zu realisieren. Wir haben bereits Messen von Joseph Haydn oder Mozart gesungen und wollten nun einmal das Musiktheater thematisieren. Leider war es uns wegen knapper Ressourcen nicht möglich, dies szenisch zu gestalten, weshalb wir uns für zwei Werke entschieden, die genug Chorstücke mit einem hohe Niveau aufweisen – ich erarbeite mit meinen Schülerinnen und Schülern gerne Musik, die sie fordert und bei denen man in die Tiefe gehen kann. Zudem ist 2016 quasi ein kleines Mozart-Jubiläum: Er wurde ja 1756 geboren. Glucks Reformoper «Orfeo ed Euridice» ist eine schöne Ergänzung zu Mozarts Oper Ascanio, die in vieler Hinsicht noch stark der Tradition verbunden ist, aber dennoch in mancher Beziehung, gerade in den Chorpassagen, in die Zukunft weist.

Worum geht es bei der Reformoper nach Gluck? Und wie passt der Teenager Mozart dazu?

SG: Die Reformoper legt einerseits ein grösseres Gewicht auf die Handlung: Diese wird weniger durch Rezitative unterbrochen, es gibt eine übergreifende Dramaturgie, welche die einzelnen Szenen und musikalischen Einheiten zu einem Gesamtkunstwerk zusammenführt. Die erzählte Geschichte wird gestrafft, es gibt weniger Rollen. Der Chor übernimmt – wie in der Antike – eine kommentierende Funktion. Ascanio entstand nicht lange danach, der halbwüchsige Mozart stand damals aber noch stark unter dem Einfluss früherer Vorbilder, zum Beispiel seines Vaters. Trotzdem gibt es einzelne Stellen, die sehr progressiv sind – wobei wir natürlich bewusst eine Auswahl getroffen haben, die das deutlich macht.

Wie ist es für Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn sie ein Stück wie Ascanio einstudieren, das von einem Gleichaltrigen geschrieben wurde? Hilft dieses Wissen den Jugendlichen, sich der Musik zu nähern?

SG: Wir haben das natürlich besprochen; ich habe den Schülern anfänglich Hintergrundinfos gegeben, und sie waren sehr beeindruckt vonMozarts geringem Alter, als er diese Musik schrieb. Ich finde es grundsätzlich sehr produktiv, wenn ich mit den Schülern Stücke über längere Zeit einstudieren und ihnen so die Musikgeschichte näherbringen kann. Es hilft ihnen, Zugang zu den Werken zu finden und letztendlich ihren Wert zu begreifen, wenn ich ihnen auch die Entstehungs- bedingungen vermittle. Mozart hat die Oper ja als Fünfzehnjähriger in drei Wochen verfasst, was wirklich erstaunlich ist.

Sie arbeiten seit 2013 mit dem Kantichor. Was macht Ihnen am meisten Freude an der Lehrtätigkeit mit Jugendlichen?

SG: Die Jugendlichen sind einfach total offen für Neues, das ist wirklich wunderbar. Die jungen, frischen Stimmen eröffnen dazu besondere Möglichkeiten, auch bezüglich der Besetzung in kleineren Ensembles. Extrem schön ist es auch, Musik mit den Schülern praktisch zu erarbeiten und aufzuführen – und nicht nur theoretisch zu unterrichten.

Im Chor singen nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrpersonen und Ehemalige mit. Was ist das Besondere an diesem Mix?

SG: Es ist sehr lohnend, denn Schüler und Lehrpersonen lernen sich gegenseitig so auch einmal von einer anderen Seite kennen. Der Chor ist dadurch auch sehr stark innerhalb der Schule, in Olten und der Region verankert – die Konzerte sind für viele Leute hier wichtige kulturelle Ereignisse. Dieser Rückhalt freut uns sehr. Wir arbeiten auch viel mit Ehemaligen, die professionell Musik machen, und das ist für unsere Schüler natürlich ein schönes Zeichen: Sie sehen, wohin sich ihre muskalische Ausbildung in Zukunft entwickeln kann.

Konzerte: Mi., 18. Mai und Do., 19. Mai,20 Uhr, Stadtkirche Olten

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