Neuer Schwung im Provi 8

Provisorium 8 Der neue Provi 8-Betriebsleiter Jens Heumann hat viele Pläne für das Jugendkulturhaus. Er erzählt, wie durch die enge Zusammenarbeit mit den Jugendlichen das Angebot des Jugendkulturhausesverbessert werden kann.

«Das Provi 8 gefällt mir sehr gut. Ich möchte nichts verändern.», Ardiol Ljatifi, 15 Jahre

«Das Provi 8 gefällt mir sehr gut. Ich möchte nichts verändern.», Ardiol Ljatifi, 15 Jahre

Die 13- bis 18-jährigen Jugendtreff-Besucher mit dem neuen Provi 8-Betriebsleiter Jens Heumann (rechts). (Bild: mim)

Die 13- bis 18-jährigen Jugendtreff-Besucher mit dem neuen Provi 8-Betriebsleiter Jens Heumann (rechts). (Bild: mim)

Lautstarke Anfeuerungsrufe dringen aus dem ersten Stock am Rötzmattweg 8. Wie dem Gepoltere zu entnehmen ist, messen sich die 13- bis 18-Jährigen beim Tischfussball. Jeweils am Mittwoch und Donnerstag von 17 bis20 Uhr haben Jugendliche die Möglichkeit sich anlässlich des Jugendtreffs im Jugendkulturhaus Provisorium 8 aufzuhalten. «Seit meinem Start anfangs März haben die Besucherzahlen deutlich zugenommen», freut sich Jens Heumann, der neue Betriebsleiter im Provisorium 8. Er stellt jedoch sogleich klar: «Die Besucherzahlen bei einem Jugendtreff verändern sich meist wellenartig. So wie sich das Leben der Jugendlichen, sei es durch Veränderungen des Schulplans oder durch den Antritt einer Lehrstelle, stark verändern kann.» Durchschnittlich besuchen pro Woche rund 30 - 40 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren den Treff. «Trotz dieser breiten Altersspanne funktioniert der Treff sehr gut und die Jugendlichen kommen gut miteinander klar», freut sich der 42-jährige Betriebsleiter.

Umfrage an den Oltner Schulen

«Jens, dürfen wir im Provi unser Abschiedsfest durchführen?», fragt ein Jugendlicher. Genau dies sei denn auch der Grundgedanke im Provisorium 8. Nicht die Leiter und Betreuungspersonen bestimmen das Programm, sondern die Jugendlichen werden unterstützt, Ihre Ideen und Projekte möglichst selbstständig umsetzen zu können. «Aus diesem Grund haben wir letzte Woche eine «Oltner Sechstklässler-Survey» durchgeführt. Dazu haben wir 120 Oltner Sechstklässler nach ihren Bedürfnisse und ihrer Lebensqualität in der Stadt Olten befragt. Die Befragung soll jährlich wiederholt werden und dient somit auch als Trendanalyse der Bedürfnisse von Oltner Jugendlichen»,erklärt Heumann und fügt an: «Vielerorts definieren Erwachsene, was gut für die Jugendlichen ist. Das ist jedoch eine schlechte Ausgangslage. Ich empfinde es als sehr wichtig, dass die Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen befragt werden.» Die Umfrage wird über die Sommerferien ausgewertet. Im September werden die Jugendlichen zu einem Diskussionsabend ins Provi 8 eingeladen. Aufbauend auf den Brennpunkten der Survey sollen verschiedene soziokulturelle Projekte entstehen, an dessen Umsetzung die Jugendlichen in Projektgruppen selbst mitarbeiten. «Indem wir die Jugendlichen beim Aufbau und der Ausarbeitung der Projekte über mehrere Wochen begleiten, fördern wir auch die ausserschulische Bildung», zeigt der Betriebsleiter auf. Wichtiges Thema in der offenen Jugendarbeit ist zudem Jugendpolitik. Daher wurden die Jugendlichen unter anderem auch zu ihrem politischen Bewusstsein befragt. Bei Interesse der Jugendlichen wäre auch ein neues Oltner Jugendparlament möglich, Kontakte zum Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) bestehen bereits.«Sowohl beim Zusammenstellen der Fragen als auch bei der Auswertung der Survey wurden wir von der Universität Bern unterstützt», erklärt Jens Heumann, der zur Zeit neben seinem 65%-Arbeitspensum im Provi 8 sein Masterstudium in Bern im Bereich Soziologie absolviert.

Ressourcen nutzen und Zusammenarbeit fördern

«Ich habe eine dynamische Situation im Provi 8 vorgefunden mit vielen jungen Leuten, die sich in den verschiedensten Bereichen engagieren und beteiligen», zeigt sich Heumann begeistert. Zusätzlich zum ersten Stock, in welchem sich die Büroräume sowohl vom Provi 8-Team als auch vom Schweizer Jugendmagazin Tink.ch, die Küche, der Aufenthaltsbereich und ein Spiegelsaal für Tanzstunden befinden, gibt es im zweiten Stock noch mehr Bereiche, die als Band-, Fotolabor- und Kursräume genutzt werden. Ausserdem befindet sich im Erdgeschoss ein grosszügiger Raum mit Bühne, der 250 Personen fasst und von Veranstaltern für Theateraufführungen und Konzerte verwendet wird. «Zur Zeit führe ich Gespräche mit den verschiedenen Nutzern, um allenfalls neue Angebote für die Jugendlichen anbieten zu können. In Zürich beispielsweise gibt es ein Jugendkulturhaus, in welchem unterschiedlichste, offene Werkstätte angeboten werden, in denen Arbeitsagogen den Jugendlichen das jeweilige Handwerk lehren», erzählt Heumann und fügt an: «Für Olten wäre dieses Projekt in der erwähnten Grösse nicht umsetzbar, da die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind.» Trotzdem könne man bestehende Angebote nutzen und Zusammenarbeiten fördern. «Der Verein Fotolabor könnte beispielsweise an gewissen Tagen ihre Räumlichkeiten öffnen und interessierten Jugendlichen für einen kleinen Beitrag zeigen, wie Fotos entwickelt werden. Oder die Bands könnten im Tonstudio gemeinsam mit den Jugendlichen ein Demotape einspielen», zeigt Heumann auf.

Eine sportliche Herausforderung

Wie er mit der Ungewissheit betreffend dem Fortbestand des Provi 8 umgehe? «Ich wurde beim Einstellungsgespräch informiert und sehe die aktuelle Situation als Herausforderung und Chance», so Heumann. Er habe recherchiert und sich das Leistungsangebot im Provi 8 angeschaut, welches noch etwas optimiert werden könnte. Zudem biete das traditionsreiche und sehr vielseitig nutzbare Jugendkulturhaus viele Möglichkeiten. «Ich bin nun daran, innerhalb von kurzer Zeit, ein noch exakteres und nachhaltigeres Konzept auszuarbeiten, um gemeinsam mit dem engagierten und ehrenamtlich tätigen Verein Provisorium 8 den Stadtrat und die Politiker davon zu überzeugen, dass es wichtig ist ins Jugendkulturhaus und die Jugendarbeit zu investieren.». Ende Jahr wird im Parlament entschieden, ob die Leistungsvereinbarung mit dem Provi 8 verlängert wird. Momentan erhält das Jugendkulturhaus 240’000 Franken. Von diesem Betrag werden jedoch 80’000 Franken für die Hausmiete wieder an die Stadt abgetreten.

«Ich fühle mich sehr wohl hier»

Der gebürtige Deutsche lebt in Zürich und war zuvor im Kanton Zürich in der Jugendarbeit tätig. Auf die Frage, wie er sich in Olten eingelebt habe, meint er: «Ich fühle mich sehr wohl hier und erlebe die Menschen in Olten als enorm aufmerksam. Zudem wurde ich herzlich aufgenommen und habe sowohl intern als auch extern sehr viele Personen kennen gelernt. Es herrscht eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt und den Schulen.» Auf die Frage, ob auch ein Umzug nach Olten infrage komme, schmunzelt Heumann und schweigt.

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