Mittagessen, aber nicht zu Hause

Mittagstisch in Olten In Zeiten, in welchen auch Mütter oftmals im Arbeitsalltag eingespannt oder Personen alleinerziehend sind, werden schulergänzende Betreuungs-Angebote immer wichtiger. Seit 2010 gibt es sowohl auf der rechten wie auch auf der linken Stadtseite einen Mittagstisch.

Ein reichhaltiges Menü bot sich den Kindern auf der rechten Aareseite. (Bild: mim)

Ein reichhaltiges Menü bot sich den Kindern auf der rechten Aareseite. (Bild: mim)

Marion Pfluger hat 2010 den Mittagstisch VENTIL ins Leben gerufen. (Bild: mim)

Marion Pfluger hat 2010 den Mittagstisch VENTIL ins Leben gerufen. (Bild: mim)

Gegen 12 Uhr trudeln nach und nach die Kinder an der Engelbergstrasse 41 in Olten ein. Jan Rechsteiner, Leiter Dienste der Direktion Bildung und Sport, kennt jedes Kind beim Namen. «Ich war während der Anfangszeit im vergangenen Monat viel hier», erzählt er. Das Mittagstisch-Angebot ist nicht neu. «Wir bieten seit 2010 im Bifang- und seit 2011 im Sälischulhaus einen Mittagstisch an», so Rechsteiner. Da die Räumlichkeiten in den Schulhäusern bisher eher improvisiert waren und aufgrund einer Synergieprüfung, hat sich die Stadt Olten im Anbau des Einfamilienhauses an der Engelbergstrasse eingemietet. Nun treffen sich die Bifang- und Säli-Schüler jeweils zum Mittagessen in der Mitte.

Unkomplizierte Anmeldung

Auf den Eingangsbereich, der gleichzeitig die Küche ist, folgt ein grosser, heller Raum, der durch ein Regal den Ess- vom Spielbereich trennt. «Wir haben beim Mittagstisch Kapazität für jeweils
25 Schülerinnen und Schüler, die neu täglich von Montag bis Freitag jeweils von 11.45 bis 13.15 Uhr für 15 Franken ihr Mittagessen einnehmen können», zeigt Rechsteiner auf. Durchschnittlich besuchen momentan 10 bis 12 Kinder den Mittagstisch. Eintragen könne man sich ganz leicht via einem Doodle und dies bis um 7.45 Uhr des selben Morgens. Die Gründe, wieso Kinder den Mittagstisch besuchen, sind unterschiedlich. Bei einigen arbeiten beide Elternteile, andere kommen aus alleinerziehenden und arbeitenden Haushalten und in manchen Fällen entscheiden auch Ämter, dass ein Kind in die Struktur eines Mittagstisches eingebettet werden soll. Das Mittagessen wird in der Regel vom Café Grogg zubereitet. Während der aktuellen Betriebsferien übernimmt das Alters- und Pflegeheim Ruttiger das Catering. Wenn nur wenige Kinder erwartet werden, kochen die Betreuerinnen. Auf die Frage, wie sie mit Unverträglichkeiten oder anderen Essgewohnheiten umgehen, antwortet Rechsteiner: «Grundsätzlich gibt es kein Schweinefleisch und Allergien können gemeldet werden.» «Wascht euch bitte die Hände», mahnt die Betreuerin. In einer Schlange stehend warten die Kinder geduldig, bis sie an der Reihe sind. Heute stehen Salat, Nudeln, Zucchetti, Pouletschnitzel und danach ein Dessert auf dem Menüplan. Nachdem es vorher doch noch teilweise übermütig laut war, wird es ruhig im Essbereich.

Aufgabenhilfe sehr gut besucht

Jeweils am Montag-, Dienstag- und Donnerstagnachmittag wird neben dem Mittagstisch eine Aufgabenhilfe angeboten, welche sehr gut besucht sei. «Wir bieten in Olten das Modell der modularen Tagesstrukturen an, dies ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem Modell der Tagesschule», stellt Jan Rechsteiner klar. Eine ganztägige Betreuung habe auf der rechten Aareseite beispielsweise der Gemeinnützige Frauenverein mit ihrem Hort an der Reiserstrasse im Angebot. «Im Januar werden wir eine Evaluation des Projektes durchführen», erzählt Rechsteiner. Möglich sei, dass die Kosten von 15 Franken pro Mittagstisch dem Einkommen angepasst werden und, dass die Stadt Olten das gesamte Haus mieten könne, um zusätzliche schulergänzende Angebote einzuführen.

Vieles noch unklar

Wie es auf der linken Stadtseite weitergeht, kann Jan Rechsteiner im Moment nicht sagen. Der seit längerem diskutierte und noch immer nicht erfolgte Bau eines neuen Schulhauses würde eventuell das Hübelischulhaus ablösen. Ein Mittagstisch könnte dann im neuen Schulhaus angeboten werden. In der Zwischenzeit haben sich jedoch Institutionen und Privatpersonen für ein Angebot stark gemacht. Die Schüler des Hübelischulhauses haben die Möglichkeit, einen Mittagstisch im Chinderhort Neumatt zu besuchen, und das Bannfeld-Schulhaus nutzt das Angebot des Mittagstisches VENTIL Olten im Alters- und Pflegeheim Weingarten.

«Die Flexibilität ist mir sehr wichtig»

Im 2010 hat Marion Pfluger den Mittagstisch VENTIL Olten auf der linken Aareseite gegründet. «Neben meiner selbstständigen Agentur-Tätigkeit habe ich nach einem weiteren Arbeitsbereich gesucht», erklärt sie und fügt an: «Bei einer Geburtstagsparty entdeckte ich den grosszügigen Mehrzweckraum des Alters- und Pflegeheims Weingarten. Aufgrund des fehlenden Angebots und als erwerbstätige Mutter einer Tochter kam mir die Idee, einen Mittagstisch anzubieten.» Unkompliziert habe sich die Zusammenarbeit mit dem Weingarten-Team ergeben. Seither bietet sie am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils von 11.45 bis 13 Uhr den Mittagstisch für Kindergartenkinder und Schüler bis zur 6. Klasse an. Für den Freitag hat Marion Pfluger mit ihrer Einzelfirma «VENTIL» eine Mitarbeiterin eingestellt. Jeweils bis 8.30 Uhr am jeweiligen Morgen können die Eltern ihre Kinder anmelden. «Für mich ist die Flexibilität sehr wichtig. Ich leite die Anzahl dann an die Alters- und Pflegeheim-Küche weiter.» Essen die Kinder dasselbe wie die Altersheimbewohner? «Dies haben wir in der Vergangenheit angepasst, da der Bedarf nicht immer derselbe ist. So kann es sein, dass es für die Kinder anstelle eines Rindsplätzlis eine Bratwurst gibt. Oder sie anstelle des traditionellen Freitag-Fischessens eine Pizza bekommen», erklärt Pfluger. Kapazität hat sie für 16 Kinder. In diesem Schuljahr sei noch ausreichend Platz vorhanden. Je nach Tag sind zwischen 3 und 15 Kinder anwesend. Der angebotene VENTIL-Pass gilt als Platzreservation. Damit kostet ein Mittagessen 15 Franken, ohne Pass 18 Franken. «Ich wollte zuerst einen Verein gründen, dies hätte aber für einen Mittagstisch keinen Sinn gemacht. Mit dem VENTIL-Pass kann ich aber den Vereinsgedanken trotzdem leben», zeigt die 47-Jährige auf. In erster Linie betreut Pfluger Kinder aus dem angrenzenden Bannfeldschulhaus, aber auch eine Kindergärtlerin aus dem Frohheim sei seit diesem Jahr dabei. Jeweils zwei Kinder übernehmen den «Wägelidienst» und holen das Essen in der Küche. Marion Pfluger schöpft - jeweils nur das, was die Kinder auch möchten. «Es ist mir ein Anliegen, dass alle gemeinsam am Tisch sitzen und essen, denn daraus entstehen Gespräche. Selbstverständlich können sich alle nach dem Essen vom Tisch entfernen und die restliche Zeit bis zur Schule mit gemeinsamen Spielen verbringen», zeigt Pfluger auf.

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