Stürmische Zeiten fürs Provi 8

Provisorium 8 Mit der Kündigung der Räumlichkeiten vonseiten des Trägervereins hat sich eine unsichere Stimmung im Provi 8 breitgemacht. Für die Jugendlichen ist jedoch klar, dass Provi 8 muss weiter bestehen.

Hat in unsicheren Zeiten seinen Dienst aufgenommen. Provi 8-Betriebsleiter Jens Heumann hält dem Jugendkulturhaus jedoch die Treue. (Bild: mim)
Hat in unsicheren Zeiten seinen Dienst aufgenommen. Provi 8-Betriebsleiter Jens Heumann hält dem Jugendkulturhaus jedoch die Treue. (Bild: mim)

Vor wenigen Monaten herrschte noch Aufbruchstimmung im Jugendkulturhaus Provisorium 8 in Olten. Mit Jens Heumann, dem seit März im Provi 8 tätigen Betriebsleiter, wurden neue Projekte in Angriff genommen. Neben dem Partyraum im Erdgeschoss und dem Jugendtreff im 1. Stock verfügt das Provi 8 über zusätzliche Räume im 2. Stock, in welchen Vereine und Bands eingemietet sind. «Ich habe mit den verschiedenen Organisationen das Gespräch gesucht. Ziel war es, die Räume auch für die Provi 8-Besucher zu öffnen», erzählt Heumann. Anhand von mehreren Sitzungen wurden Ideen und Vorschläge zusammengetragen. Der Verein Labor 8 bot an, von den Jugendlichen kostenlos Bewerbungsfotos zu machen und die Mitglieder von P8-Musik, die im 2. Stock ein Aufnahmestudio betreiben, führen am Samstag, 26. November eine erste Jam-Session mit Jugendlichen mit anschliessender Party durch. Die Weiterführung dieser neuen Projekte und Ideen steht nun aber auf unsicherem Fundament. Ende September sorgte die Nachricht vonseiten des Trägervereins des Provi 8 für Unruhe: Die Leistungsvereinbarung mit der Stadt werde nicht verlängert.

Verein hat das Handtuch geworfen

Die unsichere Zukunft des Provi 8 nahm 2014 mit den Sparbemühungen der Stadt ihren Anfang. Das Jugendkulturhaus wurde zwar vor der Schliessung bewahrt, doch die Leistungsvereinbarung muss seither jährlich neu geregelt werden. An der kommenden Parlamentssitzung im November wäre erneut über den Budgetposten «Provisorium 8» abgestimmt worden und somit auch über eine Weiterführung des Jugendhauses. Diese unsichere Situation war belastend für den ehrenamtlich tätigen, fünfköpfigen Vorstand, aus welchem einige Mitglieder in der Folge ihren Austritt gaben. Die Verbliebenen jedoch suchten nach neuen Mitgliedern. Ohne Erfolg. Diese Hintergründe veranlassten den Verein, die Leistungsvereinbarung mit der Stadt nicht mehr zu verlängern, was er mit der Kündigung sämtlicher Räume am Rötzmattweg 8 per Ende Jahr unterstrich. Dies sorgte auch in den sozialen Medien für etwas Zündstoff. «Ich wurde im März motiviert und freundlich vom Vereinsvorstand empfangen», erinnert sich Jens Heumann an seine Anfänge zurück. «Ich habe erst mit der Zeit bemerkt, wie kräfteraubend diese unsichere Situation für die berufstätigen Vorstandsmitglieder war», nimmt Heumann seinen Arbeitgeber in Schutz. Einem anderen Verein wolle der Vorstand die unsichere Zukunft nicht aufbürden, schreibt der Verein in einer Medienmitteilung. «Ich wurde damals im Juni vom Verein informiert, dass die Mietverträge auf Ende Jahr gekündigt werden. Jedoch wurde ich um Stillschweigen gebeten und auch nicht in die Diskussion miteinbezogen», antwortet Jens Heumann auf die Frage, ob er tatsächlich erst mit der Öffentlichkeit Ende September informiert worden sei. Er könne den Entscheid des Vereins gut nachvollziehen, so der Betriebsleiter weiter. Zudem sei es eine schweizweite Entwicklung, dass die Kinder- und Jugendarbeit vermehrt in öffentliche Strukturen eingegliedert werden.

Stadtrat sorgt für Übergangslösung bis Juli 2017

Der Stadtrat hat seinerseits in einer Medienmitteilung Bereitschaft signalisiert, die Jugendarbeit in Olten neu aufzustellen und weiterzuführen. Dies anhand des laufenden Projektes «Kinder-, Jugend- und Familienförderung». Bis Juli 2017 soll ein reduzierter Betrieb auf der Basis der bestehenden Leistungsvereinbarung mit dem bisherigen Personal weitergeführt werden. Jens Heumann ist ebenfalls als Vertreter vonseiten der Jugendarbeit am Projekt «Kinder-, Jugend- und Familienförderung» beteiligt. «Ich habe erstmals im August an einer Sitzung teilgenommen. Rund 30 Personen aus den unterschiedlichen altersübergreifenden Interessengruppen wie Kindergarten, Schule und Freizeitbereich bilden die Projektgruppe. Diese wird ausserdem durch die FHNW begleitet», zeigt Heumann auf und fügt an: «Ich finde es sinnvoll, dass sich Personen aus den unterschiedlichen Bereichen austauschen und einbringen können. Nachdem wir nun den Ist-Zustand zusammengetragen haben, soll der Soll-Zustand definiert und ein Konzept ausgearbeitet werden.»

Positiv eingestellt

Wie fühlt es sich für den Betriebsleiter an, in dieser unsicheren Situation zu arbeiten? «Es ist sicherlich nicht einfach, aber ich möchte in Olten bleiben. Vielleicht bin ich zu wenig «Profi» und liegt mir das Jugendkulturhaus zu sehr am Herzen, als dass ich nun ebenfalls das Handtuch werfe», sinniert Heumann schmunzelnd und fügt an: «Ich erachte es als Chance, wenn von der Stadt solch positive Signale gesetzt werden. Die Lancierung des laufenden Projektes ist mit viel Aufwand verbunden, was ein Zeichen dafür ist, dass etwas Beständiges und Nachhaltiges geschaffen werden soll.» Für die jugendlichen Nutzer des Provi 8 ist derweilen klar: das Jugendkulturhaus muss bleiben. Einige der Besucher bezeichnen es gar als ihr zweites Zuhause. Geschätzt wird die Möglichkeit, sich mit Kollegen zu treffen. Das Provi 8 sei aber auch ein Ort, wo einem von Jugendarbeiterin Vida Altorfer oder Betriebsleiter Jens Heumann bei der Erstellung des Bewerbungsschreibens geholfen werde, zeigen die Jugendlichen dankbar auf.

Jugendliche miteinbeziehen

Als wichtig erachtet Heumann denn auch, dass vor allem diejenigen, die es betrifft, nämlich die Jugendlichen selbst, in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. «Eine physische Basis in Form eines Hauses wie das Provi 8, halte ich für wichtig. Denn Räume sind nötig, damit sich die Jugendlichen entwickeln können», betont Heumann. Zudem sei das Haus am Rötzmattweg sehr gut ausgerüstet und biete viele Möglichkeiten. Gemäss dem Betriebsleiter sollte aber das aktuelle Angebot durch eine aufsuchende Jugendarbeit ergänzt werden. Dies sei jedoch mit den momentanen personellen Ressourcen nicht möglich. «In der Jugendarbeit ist es heutzutage üblich die Jugendlichen auf der Strasse aufzusuchen und ihre Bedürfnisse abzuholen.»

Planung kommt ins Stocken

Da im Moment mit der Stadt noch keine Anschlussverträge getroffen wurden, können auch mit den Mietern im 2. Stock keine Vereinbarungen folgen, was unangenehm für alle Beteiligten sei, zeigt Heumann auf. Auch wisse er im Moment nicht, wie er mit Abmachungen und Verträgen weiterverfahren soll. Veranstaltungen für das kommende Jahr können aufgrund der aktuellen Situation ebenfalls nicht geplant werden. «In diesem Bereich besteht das Risiko, dass im kommenden Jahr zu wenig Veranstaltungen stattfinden werden, da nichts zugesagt werden konnte. Diese Unsicherheiten sind sicherlich mühsam und behindern den Betrieb, wie bereits in den Jahren zuvor, stark», betont der Betriebsleiter. Gemäss Ueli Kleiner, Leiter der Direktion Bildung und Sport, werde noch im Oktober das Gespräch mit den Mitarbeitenden geführt, um solche Unsicherheiten zu besprechen. «Tatsächlich ist es aber so, dass es zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist langfristig zu planen», bestätigt Kleiner. Denn noch immer besteht das Risiko, dass der Budgetposten «Jugendarbeit» im November vom Parlament abgelehnt wird. «Wir gehen jedoch nicht davon aus und denken, dass dem Parlament die Wichtigkeit der Jugendarbeitbewusst ist», so Kleiner und fügt an: «Davon ausgehend, dass der Budgetposten vom Parlament bewilligt wird, wird der Betrieb mit denselben Mit-arbeitern bis Mitte nächstes Jahr weitergeführt. Ab August 2017 hoffen wir, dass die Anschlusslösung genug ausgereift ist, um diese umsetzen zu können.»

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