«Neue Herausforderungen warten»

Oltner Parlamentspräsident Heute Abend führt Matthias Borner zum letzten Mal durch die Sitzung.

Führte das Parlament während eines Jahres durch die Geschäfte: Parlamentspräsident Matthias Borner. (Bild: ZVG)
Führte das Parlament während eines Jahres durch die Geschäfte: Parlamentspräsident Matthias Borner. (Bild: ZVG)

Nach dem gestrigen traktandenreichen Zusammentreffen von Stadtrat und Parlament findet heute die letzte Sitzung unter der Leitung des Parlamentspräsidenten Matthias Borner statt. Mit seiner Legislatur als «Höchster Oltner» endet auch die bisherige Parlamentszusammenstellung sowie die Tätigkeit der meisten Oltner Kommissionen. Für SVP Olten-Mitglied Matthias Borner ist diese Umstrukturierung jedoch kein Grund zur Sorge. «Die SVP Olten hat bereits vor einigen Jahren gewisse Punkte dieser sich nun verändernden Gemeindeordnung angestossen. Somit ist die Reduktion der Parlamentsmitglieder von bisher 50 auf neu 40 Sitze in unserem Sinne. Auch die Reduzierung der zahlreichen Kommissionen haben wir befürwortet», zeigt Matthias Borner auf.

Spannendes Präsidialjahr

Den «Wir-Gedanken» bezogen auf seine Partei schob Matthias Borner für sein Amt als Parlamentspräsident beiseite. «Ich habe mich während meiner Amtszeit bewusst zurückgehalten und mich nicht zu laufenden Geschäften geäussert. Für mich war es wichtig, Präsident für das gesamte Parlament und alle Parteien zu sein», betont Borner und fügt an: «Es war ein spannendes und anspruchsvolles Jahr, in welchem die parteipolitischen Geschäfte hinten anstehen mussten. Den teilweise mit diesem Amt verbundenen Gedanken zurückzutreten, habe ich jedoch nie gehabt und bin deshalb erneut für einen Sitz im 40-köpfigen Parlament angetreten.» Im Mai ist Borner als eines von fünf SVP-Parteimitgliedern wiedergewählt worden.

Das Weibeln im Präsidialjahr

Rückblickend auf sein Parlamentspräsidentenamt meint Borner: «Mein Wunsch war es, neben der Leitung der Parlamentssitzungen, möglichst viele der zahlreichen Einladungen annehmen zu können.» Besucht habe er tatsächlich viele, an einem Nachmittag sogar vier Anlässe. Dabei habe er bisher nicht gekannte Vereine und Institutionen kennenlernen dürfen, zeigt sich Borner dankbar. Aber auch von politischer Seite sei er freundschaftlich aufgenommen worden. «Ich erinnere mich gerne an die vergangene 1. August-Feier, die ich neben Stadtpräsident Martin Wey und Regierungsrat Roland Fürst verbringen durfte. Kurz darauf folgte mit dem Donnschtig-Jass auch schon der erste Repräsentativ-Anlass. Am Buss- und Bettag entdeckte Borner seine Freude am Schreiben von Reden, aber auch die Tanztage hätten ihm sehr gefallen. «Nicht zu vergessen die Jungbürgerfeier und der Besuch der Rollmopsiade», fügt der leidenschaftliche Sänger der Hilari-Zunft zu Olten an. Nach einem Jahr als Parlamentspräsident kann Borner, neben der Leitung der Sitzungen, rund 50 besuchte Anlässe verzeichnen. Auf die Frage nach Herausforderungen im Parlamentsbetrieb meint Borner: «Bei den Parlamentssitzungen haben mich weniger die umstrittenen umso mehr aber die juristischen Geschäfte gefordert. Bei Letzteren musste ich mich intensiv einlesen und mich nicht selten mit dem Rechtskonsulent absprechen, damit eine korrekte Abfolge der Geschäftsbehandlung stattfinden konnte», erklärt Borner.

«Sicher nicht!»

Er sei nicht in einer politisch aktiven Familie aufgewachsen. «Mein Ur-Grossvater war zwar Mitbegründer der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), die sich 1971 in SVP umbenannte, und mein Grossvater Gewerkschaftsmitglied, doch in meinem Elternhaus war man eher sachpolitisch interessiert. Eigentlich stamme ich ja aus einem FDP-Haus», so Borner schmunzelnd. Er selbst sei bereits in jungen Jahren durch die EU-Debatte politisiert worden. Später war Borner während vier Jahren Mitglied in der Umweltschutzkommission Winznau. Doch aktiv zu politisieren habe er nicht in Erwägung gezogen, erzählt der Finanz- und Bankcontroller, Risikomanager und Finanzanalyst, der bei der Avadis Vorsorge AG in Zürich tätig ist. «Ich habe damals noch in London gelebt, als mich Christian Werner anfragte, ob er mich auf eine Liste setzen dürfe. Meine Antwort: Sicher nicht!», erzählt Borner lachend. Nach einigem Grübeln entschied er sich, den Tanz auf dem politischen Parkett doch zu wagen. Borner ist nun seit dem Jahr 2012 Mitglied des Oltner Gemeindeparlaments.

Ein guter Kantonsrat werden

Ebenso ungeplant wie kurzfristig kam die Möglichkeit, anfangs dieses Jahres, für den abtretenden Albert Studer in den Kantonsrat nachzurücken. «Neben meiner Arbeit und dem zeitintensiven Amt als Parlamentspräsident zusätzlich als Kantonsrat tätig zu sein, war sehr anspruchsvoll. Ich musste mit meinem Arbeitgeber Rücksprache nehmen, um eine Lösung für die zeitlichen Engpässe zu finden. Trotzdem stand ich im Februar während dreier Wochen jeden Tag, inklusive Wochenenden, für Geschäftliches, Sitzungen und Anlässe im Einsatz», erzählt Borner. Welche politischen Ambitionen hegt der 35-Jährige nach Gemeinde- und Kantonsrat noch? «Ich habe keine weiteren Ambitionen. Ich möchte ein guter Kantonsrat werden, das reicht», so Borner bescheiden.

Diskussionen ins Parlament tragen

Wie sieht Borner der bevorstehenden Legislaturperiode mit neu aufgestelltem Parlament entgegen? «Wir werden uns nicht nur an das verkleinerte Parlament gewöhnen, sondern uns zusätzlich damit auseinandersetzen müssen, dass neue Herausforderungen auf uns warten. Wie diejenige, dass vermehrt Diskussionen von Sozialen Medien ins Parlament getragen werden. Zudem wird auch eine neue Partei wie «Olten jetzt!» merken, dass sie nicht als unpolitische Kraft auftreten, sondern sich im Parlament positionieren muss. Es wird sich zeigen, wie sich die Änderungen im und ums Parlament bewähren, aber ich bin optimistisch.» Auf jeden Fall dürfte das neue Parlament laut Borner mit dem Ländiweg, neuen Begehrlichkeiten aufgrund der gut aussehenden Rechnung der Stadt, Olten Südwest, dem Bau eines neuen Schulhauses sowie der Umgestaltung des Bahnhofplatzes auch in nächster Zeit einiges zu tun haben. «Für mich persönlich gilt es, neben der Arbeit, den Spagat zwischen Gemeinde- und Kantonsrat zu meistern», so der 35-Jährige und fügt an: «Als Gemeinderat wird es für mich ein zentrales Anliegen sein, dass Olten auch für Firmen attraktiv bleibt. Selbstverständlich werde ich mich aber nach wie vor auch für mein kernpolitisches Thema, die EU-Frage, für eine unabhängige und handlungsfähige Schweiz einsetzen.» Zuvor steht nun aber noch der letzte Einsatz als Parlamentspräsident bevor. Nach dem traditionellen Legislatur-Abschiedsessen heute Abend mit dem Parlament, wird Matthias Borner am Schulfest ganz vorne mitlaufen. «Ausgerechnet ich, der als Schüler mit «Schnitzel- und Carbonara-Zückerlis» von meinen Eltern, die über Jahre in Olten als Lehrer tätig waren, an den Umzug gelockt werden musste», lacht Matthias Borner.

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