Von den Tränen am Mistelzweig

Öffentliche Adventsführung Olten Tourismus führt am Sonntag, 17. Dezember zum zweiten Mal in diesem Monat in adventlicher Mission durch die feierlich beleuchtete Altstadt von Olten. Mit Geschichten und Anekdoten rund um die Adventszeit lässt die stündige Führung in weihnächtlicher Stimmung schwelgen.

Peter Moor (l.) und Max Frey vor der alten Holzbrücke, dem Treffpunkt zur öffentlichen Adventsführung von Olten Tourismus. (Bild: F. Beidler)
Peter Moor (l.) und Max Frey vor der alten Holzbrücke, dem Treffpunkt zur öffentlichen Adventsführung von Olten Tourismus. (Bild: F. Beidler)

Golden schimmern die Fassaden in der Hauptgasse im Schein der Lichterketten. Am unteren Ende der Gasse vor der Stadtbibliothek steht Max Frey, Führer des weihnächtlichen Stadtrundgangs von Olten Tourismus, und berichtet woher die Tradition der Oltner Weihnachtsbeleuchtung kommt. Seiner lebendigen Erzählweise verfallen, horcht das Publikum gespannt den Anekdoten und Geschichten. So präsentiert, versprüht die Hauptgasse jene genüssliche Adventsstimmung, die im letzten Monat des Jahres all zu oft vergessen geht. «Mir ist es wichtig, dass die Gäste der Führung die Schönheit der Oltner Altstadt in der Adventszeit geniessen lernen», betont Frey enthusiastisch. Deswegen trotzt er der klirrenden Kälte und schafft es, diese mit den Erzählungen auch für sein Publikum vergessen zu machen. Dazu illustriert er die Geschichten mit Bildern und erklärt weihnächtliche Gebräuche aus der ganzen Welt. So lässt sich auf der Adventsführung zum Beispiel in Erfahrung bringen, dass die dort einwandernden Holländer den Samichlaus in die USA brachten oder dass die Beeren am Mistelzweig der Legende nach eigentlich Tränen der heiligen Barbara sind. «Die Inhalte der Führung haben wir selber zusammengestellt», erklärt Frey. Zudem würde das Programm spätestens dann ergänzt, wenn jemand Neues zum vorweihnächtlichen Thema als Erzähler/in unterwiesen wird. «So bringt jede und jeder wieder eine neue Geschichte oder eine andere Weihnachtstradition ein.» An der ersten Adventsführung am Sonntag, 4. Dezember war es Peter Moor, der Max Frey aufmerksam lauschte und in Zukunft ebenfalls weihnächtliche Rundgänge durchführen wird.

Streifzug durch die Geschichte

Die Adventsführung besticht mit einem breiten Einblick in die Vielzahl von Adventsgebräuchen, deren Entstehung und Wandel im Laufe der Jahrhunderte. Schon beim ersten Halt in der Klosterkirche führt die simple Frage, warum es eigentlich eine Adventszeit gäbe zu einem Streifzug durch die abendländische Geschichte. An der Zielempgasse wird die Herkunft des Adventskranzes beschrieben, während zurück auf der Holzbrücke die Entstehung der heutigen Vorstellung des Samichlaus behandelt wird. In der Hauptgasse spricht Max Frey über die Tradition der Weihnachtsbeleuchtung, die in der Dämmerung besonders weihnächtlich funkelt. Vorbei am Rathskeller, wo Geschichte und Fakten zum Weihnachtsbaum in Erfahrung zu bringen sind, endet der Rundgang am Ildefonsplatz vor dem Turm, in dessen steinernem Türrahmen ein Mistelzweig hängt. Hier berichtet Frey nicht nur vom sagenumwobenen Grün, sondern auch vom heiligen St. Martin, der Schutzpatron aller alten Kirchen in Olten ist.

Flüsternde Boten vergangener Zeiten

Gerade diese Vielfalt an Themen verwandelt die Gemäuer der Oltner Altstadt in flüsternde Boten vergangener Zeiten und bringt zum Vorschein, wie üppig die Weihnachtszeit auch mit nichtchristlichen Traditionen bestückt ist. «Wir versuchen den Menschen eine weitere, unkommerzielle Perspektive auf den Advent zu vermitteln», beschreibt Peter Moor den Anspruch des organisierenden Olten Tourismus. Eine Perspektive also, die über den hastigen Kauf von Pflichtgeschenken und rabattierten Weihnachtsangeboten hinausgeht. «Dafür besteht ein grosses Bedürfnis in der Bevölkerung», fügt er an. Dies zeige sich nicht zuletzt dadurch, dass auch Einheimische nach der Führung jeweils überrascht seien, wie wenig sie von ihrem Olten eigentlich gewusst haben. «Viel zu oft geht im Alltag des Dezembers unter, dass der Advent auch eine Zeit der Besinnung ist», bestätigt auch Frey. «Hier soll unsere Adventsführung Abhilfe schaffen.»

Lust am Erzählen

Einen Moment ebendieser Besinnung, um damit eine Gegenperspektive zum Alltag zu bieten, ist sowohl für Max Frey als auch für Peter Moor die treibende Motivation, sich jeweils für eine Stunde erzählend in die Kälte zu stellen. «Klar macht das Vermitteln der reichen Adventskultur Spass», bejahen sie beide. Dank dieser Begeisterung für die ortseigenen Geschichten und der Lust, diese zu erzählen, konnte Olten Tourismus für die Stadtführungen auch Stammgäste gewinnen. «Zum Beispiel Frau Spahr ist bei jeder Stadtführung, nicht nur bei jener im Advent, dabei. Sie ist unser Stimmungsbarometer», erzählt Peter Moor lachend. Und mit sichtlicher Vorfreude fügt Frey an: «So ist es keine Frage, dass wir die Adventsführungen nächstes Jahr auch wieder durchführen werden.»

Öffentliche Adventsführung:
Sonntag, 17. Dezember 2017, 17 Uhr
Treffpunkt: vor der Holzbrücke, rechte Aareseite

<link http: www.oltentourismus.ch>www.oltentourismus.ch

 

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