Nicht nur sprach-, sondern auch beziehungsfördernd

Buchstart Im 2018 feiert das Schweizer Frühförderungsprojekt Buchstart sein 10-jähriges Bestehen. Seit sechs Jahren finden auch monatliche Veranstaltungen in der Oltner Jugendbibliothek statt. Warum der Umgang mit Büchern bereits bei Kleinkindern essenziell ist, erklärt die Lesenanimatorin Franziska Honegger.

Auf dem Schoss von Mami oder Papi machen die Kleinkinder ihre ersten Berührungen mit Kinderliedli, Abzählversen und Geschichten. (Bild: vwe)
Auf dem Schoss von Mami oder Papi machen die Kleinkinder ihre ersten Berührungen mit Kinderliedli, Abzählversen und Geschichten. (Bild: vwe)

Zu Anfangszeiten seien teilweise nur zwei Eltern-Kind-Paare an den monatlichen Oltner Buchstart-Treffen «Värsli, Sprüchli & Gedichte für Wichte» erschienen. Mittlerweile habe die «Mitmach-Veranstaltung» aus Platzmangel sogar in einen grösseren Raum verschoben werden müssen. «Die Teilnehmerzahl hat sich in den letzten Jahren durch Mund-zu-Mund-Propaganda enorm vergrössert», meint Leseanimatorin Franziska Honegger, die seit Beginn im 2012 die Treffen in Olten leitet.

Auch ältere Kinder sind willkommen

Daher überraschte es die Leseanimatorin auch nicht, als am vergangenen Samstagmorgen ganze 20 Kinder und 17 Eltern den Weg in die Jugendbibliothek fanden. Obwohl die Buchstart-Reihe in Olten für Kleinkinder von sechs Monaten bis zwei Jahren gedacht wäre, mischten sich auch viele ältere Kinder in die Runde. «Einige davon nahmen bereits als Babys an den Veranstaltungen teil und begleiten nun ihre jüngeren Geschwister», erklärt Honegger und fügt an: «Ich empfinde diese Altersdurchmischung als Bereicherung. Die Älteren kann ich nämlich auf einer anderen Ebene mit den Geschichten abholen.»

Gemeinsam Versli singen

Während des Januar-Treffens bildete das Tagesthema «Gegenteile» den roten Faden durch den Samstagmorgen. Auf dem Schoss der Eltern hörten die kleinen Teilnehmer nicht nur die Geschichten, Abzählversli und Liedli von der «Reis auf der Geiss» oder der kranken Katze, sondern erlebten sie auch physisch mit. Mit ihrem Plüschaffen Charlie zeigte die Leseanimatorin jeweils die Choreografien sowie Bewegungen zu den einzelnen Geschichten vor und die Eltern liessen anschliessend ihre Babys auf den Beinen hüpfen, zählten die Reime an den kleinen Fingerchen ab oder sangen und musizierten. «Besonders bei den Liedern ist es jeweils toll, die ganze Gruppe gemeinsam singen zu hören. Oftmals wird das im Alltag zu Hause vergessen», so Honegger. Und wenn die Kinder keine Lust mehr haben, können sie ohne weiteres krabbelnd auf Entdeckungstour gehen. Die ungezwungene und gemütliche Atmosphäre bei Buchstart lässt dies zu. Auch nach der halbstündigen Veranstaltung bleibt jeweils Platz, um gemeinsam in den Kinderbüchern zu «schnöigen».

Spielerischer Zugang zur Sprache

Laut dem Projekt Buchstart, welches vor zehn Jahren von der Stiftung Bibliomedia und dem Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) initiiert wurde, sind die ersten Lebensjahre für die sprachliche Entwicklung eines Kindes essenziell. Ein spielerischer Zugang zu Büchern und Sprache erleichtere nicht nur den Schuleinstieg, sondern fördere zudem die Freude am Lernen. «Mittlerweile hat das Bewusstsein in der Bevölkerung zugenommen, dass Geschichten, Versli oder Lieder einen wichtigen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung des Nachwuchses haben können», bemerkt Franziska Honegger. Leider würden durch die Buchstart-Veranstaltungen bildungsfremde Familien oder Familien mit Migrationshintergrund jedoch noch zu wenig angesprochen. Um in Zukunft auch diese Zielgruppe zu erreichen, seien beispielsweise Buchstart-Veranstaltungen in den jeweiligen Muttersprachen der Kinder denkbar. Nebst der Förderung der Sprache wird durch das gemeinsame Spielen und die körperliche Nähe jeweils auch die Eltern-Kinder-Beziehung gestärkt.

Inputs für den Alltag

Nach jedem Buchstart-Morgen erhalten die Teilnehmer alle Versli und Lieder gedruckt als kleines Büchlein. «Dadurch kann ich die Versli zu Hause noch einmal nachschlagen und im Alltag immer wieder mit den Kindern wiederholen», freut sich Yael Schindler aus Olten über dieses Angebot. Bereits seit vier Jahren ist sie mit ihrem Sohn Demian und ihrer Tochter Lenja eine regelmässige Besucherin der Buchstart-Reihe. Auch Angela Kappeler und Irene Pfeil holen sich gerne Inputs in Sachen Versli bei den monatlichen Veranstaltungen. «Die Kleinen haben grosse Freude daran», erklären die beiden Mütter. «Durch die Versli und Liedli können zu Hause beispielsweise auch stressige Situation entschärft werden. Ganz nach dem Motto: Statt schimpfen, einmal singen», meint die Leseanimatorin Franziska Honegger schmunzelnd. Bereits am Samstag, 17. Februar lädt sie wieder zum gemeinsamen Singen, Versli abzählen und Geschichten erleben in die Jugendbibliothek Olten ein.

<link http: www.jugendbibliothek.olten.ch>www.jugendbibliothek.olten.ch

 

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