Vielfältige Gesellenstücke

Kantonsschule Olten Am vergangenen Samstag, 17. März präsentierten fast 200 Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Olten ihre vielfältigen Matura- und Abschlussarbeiten einem zahlreichen Publikum.

«Die Rezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben», erklärt Esmanur Sener, die für ein Kochbuch mit familieneigenen, traditionellen Rezepten recherchierte und dieses auch gestaltete. (Bild: Franz Beidler)

«Die Rezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben», erklärt Esmanur Sener, die für ein Kochbuch mit familieneigenen, traditionellen Rezepten recherchierte und dieses auch gestaltete. (Bild: Franz Beidler)

«Streit in der Ehe ist für ein Kind schwierig», so Vivienne Müller, die sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Partnerschaftsverhalten von Scheidungskindern beschäftigte. (Bild: Franz Beidler)

«Streit in der Ehe ist für ein Kind schwierig», so Vivienne Müller, die sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Partnerschaftsverhalten von Scheidungskindern beschäftigte. (Bild: Franz Beidler)

Von der «Optimierung eines Bewegungsablaufs in der Leichtathletik durch luzides Träumen» über den «Einfluss mutierter Flügel auf den Paarungserfolg der Spezies Drosophila Melanogaster» bis hin zur «Internetfreundschaft im Vergleich zur realen Freundschaft» waren bei den Präsentationen an der Kanti Olten alle möglichen Themen in den insgesamt zwölf Fachgebieten vertreten. «Diese Vielfalt kommt aus der Schülerschaft», erklärt Katharina Hürzeler. Die Koordinatorin für Öffentlich- keitsarbeit der Kantonsschule Olten und Lehrerin für Bildnerisches Gestalten freut sich darüber: «Die Schülerinnen und Schüler sind bei der Themenwahl völlig frei und wir unterstützen ihre Individualität natürlich.» Vor der Themenfindung lege man ihnen jeweils nahe, ein Thema zu wählen, das sie berührt und mit dem sie sich ernsthaft auseinandersetzen wollen. «Schliesslich müssen sie sich ein halbes Jahr intensiv und selbstständig damit auseinandersetzen.» Dass
diese Forderung der Schule nach grossem Eigeninteresse von den Absolvierenden durchaus geschätzt wird, zeigt das Beispiel von Esmanur Sener. Für ihre Maturaarbeit sammelte sie traditionelle Familienrezepte und deren Geschichten. Daraus entstand ein Kochbuch mit insgesamt 44 Rezepten, jedes mit Titelblatt, Text und Foto illustriert. «Ich wollte mich schon immer mit meinen türkischen Wurzeln auseinandersetzen, nun hatte ich endlich die Möglichkeit dazu», erzählt die 18-Jährige nach ihrer gelungenen Präsentation.

Zur Recherche in die Türkei

Um den einzelnen Rezepten nachzuforschen ist sie im vergangenen Sommer in die Türkei zu ihrer Grossmutter gereist. Mit ihr zusammen bewirtschaftete sie den grossen Garten des Hauses und kochte die Gerichte nach, um die Rezepte aufzuschreiben und die fertigen Menüs fotografieren zu können. «Damit ich ein gutes Foto bekam, musste ich manche Gerichte zwei- bis dreimal kochen», erzählt die Dullikerin. Freude hätte ihre Familie an ihren Kochkünsten schon gehabt, schliesslich hätten sie nach den Fotos alles essen dürfen. «Allerdings waren sie manchmal genervt, weil ich so lange fotografierte um ein perfektes Bild zu erhalten, dass das Essen kalt wurde», berichtet Esmanur lachend von ihrer Arbeit. Sie wolle das Kochbuch jedoch nicht veröffentlichen, es sei hauptsächlich für sie und ihre Familie bestimmt. «Es fasst meine ganze Kultur zusammen». Kochen sei für sie ein Hobby. «Nach der Matura mache ich ein Zwischenjahr und würde danach gerne Wirtschaft studieren», erläutert die 18-jährige Esmanur Sener ihre Zukunftspläne.

Betrifft einen Grossteil der Bevölkerung

Auch Vivienne Müller hat sich in ihrer Abschlussarbeit der Fachmittelschule FMS mit einem persönlich motivierten Thema auseinandergesetzt: Dem Partnerschaftsverhalten von Scheidungs- kindern. «Ich bin selber ein glückliches Scheidungskind», erklärt die 17-jährige Trimbacherin. Sie sei damals noch so klein gewesen, dass sie gar nichts anderes kenne. Statistiken zeigen aller- dings, dass sich das Thema über die letzten fünfzig Jahre zunehmend aufdrängt. Während die Scheidungsquote von Ehen 1950 noch bei 15 Prozent lag, kletterte sie bis 2015 auf beängstigende 50 Prozent. In den kommenden Jahren werden Scheidungskinder also einen grossen Teil der Bevölkerung ausmachen. «Die Erfahrungen von anderen Scheidungskindern kennenzulernen war für mich die Hauptmotivation zu dieser Arbeit», erklärt Vivienne. Sie finde Menschen generell spannend und wolle sich nun zur Lehrerin ausbilden lassen. «Primarstufe, dritte und vierte Klasse», fügt sie lächelnd an.

Die Türen öffnen

Sowohl Esmanur als auch Vivienne sind natürlich erleichtert, die Präsentation ihrer Maturaarbeit gemeistert zu haben. «Diese bezeichnen wir intern als Gesellenstück», erklärt Katharina Hürzeler die Haltung der Schule. Davon sei die Präsentation ein wichtiger Bestandteil. Es gehe darum, zu zeigen, dass man die Inhalte auch einem Publikum vermitteln könne, das den schriftlichen Teil der Arbeit nicht gelesen hat. «Deshalb ist es uns wichtig, die Präsentationen öffentlich zu machen. An Publikum mangelt es nie», berichtet Hürzeler mit Freude. Der Anlass sei immer sehr gut besucht, gerade auch von Ehemaligen. Das zeige, dass die Kantonsschule Olten gut in der Bevölkerung verankert und geschätzt sei. «Der Anlass verbindet Schule, Stadt, Dörfer, Eltern und Schüler.» Deshalb freue sich die Schule jetzt umso mehr auf die Vollendung der laufenden Renovations-arbeiten. Immerhin profitieren davon mehr als tausend Schülerinnen und Schüler und rund
150 Lehrkräfte. «Wir öffnen die Türen von diesem Gebäude gerne», fasst Hürzeler die gewinnende Atmosphäre im Schulhaus zusammen.

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