Mit Vorlesen den Alltag vergessen

Schweizer Vorlesetag Am Mittwoch, 23. Mai werden im Rahmen des ersten Schweizer Vorlesetags diverse Geschichtenstunden in Olten organisiert. Doch auch Privat- personen sind angehalten, am Aktionstag teilzunehmen und das gegenseitige Vorlesen zu zelebrieren.

Der Vorlesetag vom Mittwoch, 23. Mai soll nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene animieren, selbst ihre Lieblingsgeschichte mit anderen zu teilen. (Bild: vwe/Archiv)
Der Vorlesetag vom Mittwoch, 23. Mai soll nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene animieren, selbst ihre Lieblingsgeschichte mit anderen zu teilen. (Bild: vwe/Archiv)

Viele verbinden das Vorlesen von Geschichten mit früher. Eingemummelt in der Bettdecke gab es als Kind fast nichts Schöneres, als der «Guet Nacht-Gschecht» von Mami oder Papi zu lauschen und sich dabei wohlig an sie zu kuscheln. Häufig wird das beliebte Abendritual anschliessend auch beim eigenen Nachwuchs gepflegt, doch irgendwann wird auch dieser erwachsen und die Bücher verstummen immer mehr. Gelesen wird fortan nur noch im stillen Kämmerchen.

«Jeder kann mitmachen»

Genau dieser Entwicklung will der erste Schweizer Vorlesetag am Mittwoch, 23. Mai entgegen- wirken, der vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) initiiert wird. Anders als bei der bereits etablierten Erzählnacht sollen mit dem Aktionstag jedoch nicht in erster Linie nur Kinder und Jugendliche angesprochen werden. «Schliesslich kennt Vorlesen keine Altersbegrenzung. Es sollen auch Erwachsene animiert werden, aktiv mitzumachen», stellt Roland Hochstrasser, Leiter der Jugendbibliothek Olten, klar. Dabei stehe vor allem das Vorlesen als Tätigkeit selbst im Fokus. «In Deutschland wird der Vorlesetag bereits seit etlichen Jahren zelebriert. Privatpersonen holen dabei ihr Lieblingsbuch hervor und lesen anderen in unge- zwungener Atmosphäre vor», erklärt Hochstrasser. Ob im intimen privaten Rahmen, öffentlich an Schulen oder quasi als «Guerilla-Lesung» in der Fussgängerzone spielt dabei keine Rolle. Dieser Trend soll nun auch hierzulande etabliert werden. «Jeder kann mitmachen und die Gelegenheit nutzen, um seine Lieblingsgeschichte mit anderen zu teilen.»

Vorlesen fördert den Austausch

Denn Vorlesen sei nicht nur für die sprachliche Entwicklung wichtig, sondern fördert auch den zwischenmenschlichen Austausch. «Gerade in der heutigen Zeit mit all seinen elektronischen Medien fehlt oftmals das direkte Gespräch untereinander», meint Hochstrasser. Durch das Teilen von Geschichten können wieder mehr Interaktionen entstehen- auch unter den Erwachsenen. «In meinem Freundeskreis haben wir uns an einem gemütlichen Abend gegenseitig «Geschichten zum Wegwerfen» von Franz Hohler vor-gelesen, woraus anregende Diskussionen über die Texte entstanden sind», erinnert sich der Jugendbibliotheksleiter. Franz Hohler selbst unterstützt den Aktionstag nicht nur mit seinen vielfältigen Geschichten, sondern steht neben Persönlichkeiten wie Bundesrat Alain Berset, Gilbert Gress oder Beni Turnherr auch als Botschafter für den neuen schweizweiten Aktionstag des SIKJM ein.

Den Alltag entschleunigen

Das entspannende Prinzip einer «Guet-Nacht-Gschecht» kann laut Hochstrasser nicht nur bei Kindern funktionieren. «Sowohl der Vorleser als auch der Zuhörer vergessen für einen Moment das stressige Umfeld und entschleunigen so auch ein Stück weit ihren Tagesablauf», ist er sich sicher. Der Aktionstag soll als Ermunterung dienen, das Vorlesen bewusst in den Alltag zu integrieren und sich darauf einzulassen. «Dies kann auch nur dadurch sein, dass man dem Partner einen besonders spannenden Zeitungsartikel vorliest», zeigt der Jugendbibliotheksleiter auf und fügt an: «Besonders schön wäre es natürlich, wenn das gegenseitige Geschichten teilen zu einem kleinen Ritual wird.»

Lesungen in der Dreitannenstadt

Um den Aktionstag auch in der Öffentlichkeit zu zelebrieren, werden in Olten am Mittwoch, 23. Mai verschiedene Geschichtenstunden veranstaltet. So lädt die Jugendbibliothek gemeinsam mit dem Blaukreuz-Verlag um 15 Uhr zur Lesung. Kinderbuchautor Philipp Frei wird sein neues Buch «Elena mischt sich ein» vorstellen, welches Mobbing thematisiert. Die Kinder können sich dabei selber einbringen und herausfinden, wie sie in ähnlichen Situationen handeln können. Bei schönem Wetter kann zudem im Vögeligarten unterschiedlichen Erzählungen gelauscht werden. Vom Cultibo lesen diverse Animatorinnen in ihren jeweiligen Muttersprachen vor und das Säli Schulhaus entführt von 14 bis 17 Uhr ins Geschichtenland. Bei Regen werden die Aktivitäten ins Cultibo beziehungsweise in den Singsaal Trakt f des Sälischulhauses verlegt.

Vorlesetag in der Region Olten
Mittwoch, 23. Mai
Jugendbibliothek Olten: 15 bis 16 Uhr
Vögeligarten: 14 bis 17 Uhr (nur bei schönem Wetter)
Gemeindebibliothek Dulliken: 15 Uhr
Bei Regen: Cultibo/Singsaal Sälischulhaus: 14 bis 17 Uhr

<link http: www.schweizervorlesetag.ch>www.schweizervorlesetag.ch

 

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