Märchenhaft verwoben

Kunstmuseum Olten Wie im Kunstmuseum Olten üblich, wird auch die neue Ausstellung «Weiche Raster» durch verschiedene Veranstaltungen begleitet. Am Freitag, 28. September schlägt Ines Henner ihr Märchenbuch auf und erzählt eine Geschichte: «gesponnen. verwoben.in Stille gehüllt.»

Selbst beschreibt sich die Märchenerzählerin Ines Henner als Mensch, der sich seine kindliche Neugier erhalten konnte. (Bild: mim)
Selbst beschreibt sich die Märchenerzählerin Ines Henner als Mensch, der sich seine kindliche Neugier erhalten konnte. (Bild: mim)

In der neuen Ausstellung im Kunstmuseum Olten, die bis am 11. November zu sehen ist, dreht sich alles um Verwobenes. Mit verschiedenen Materialien, insbesondere Stoffen und Eisen- drähten, drücken sich drei Künstler aus drei Generationen in der Ausstellung «Weiche Raster» aus. Die 75-jährige Lucie Schenker absolvierte ihre Ausbildung zur Textilentwerferin und lehrte später im Bereich Gestaltung. Die St. Gallerin verwendet in ihrer Kunst Textilien, Plexiglas, Plastikfolie, Eisen oder Eisendraht, die sie zu gewobenen oder gestrickten Strukturen verarbeitet. Die gebürtige Schaffhauserin Edit Oderbolz hatte Gastprofessuren in Basel, Luzern und Karlsruhe in den Bereichen Bildende Kunst, Technik und Architektur inne. Die 52-Jährige widmet sich in ihren dreidimensionalen Werken intensiv dem Raum und Material. Der Dritte im Bunde ist der
37-jährige Reto Pulfer, der in Baselland aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt und arbeitet. Er beschäftigt sich in seinem breit gefächerten Werk neben bildnerischen und skulpturalen Arbeiten auch mit Performance, Musik und literarischen Texten. Im ersten Stock des Kunstmuseums hat Pulfer aus aufgespannten, teils bemalten oder zusammengestückten Tüchern einen Raum gestaltet, in den er auch Auszüge aus seinem Roman «Dschina» integriert, der in den letzten Jahren parallel und im Wechselspiel mit der bildnerischen Arbeit entstanden ist und an der Finissage erstmals integral präsentiert wird. Neben den drei Künstlern widmet sich auch die Sammlungspräsentation mit ausgewählten Werken dem Gerasterten und Verwobenen.

Wortfetzen und Geschichtenteppiche

Dieser von Pulfer gestaltete Raum erinnert mit den verschiedenen Tüchern an ein Zelt aus Kindertagen, in dem stimmungsvoll Geschichten gelauscht werden konnte. Eine solche wird auch Ines Henner anlässlich der Veranstaltung «gesponnen. verwoben. in Stille gehüllt» vom Freitag, 28. September erzählen. Die 48-Jährige ist seit Anfang Jahr im Kunstmuseum Olten für die Administration zuständig. «Als ich von der Museumsleitung für den Geschichtenabend angefragt wurde, war ich freudig überrascht», erzählt die ausgebildete Märchenerzählerin. Die gebürtige Baselländerin absolvierte einst eine kaufmännische Ausbildung, war später in verschiedenen Sparten, unter anderem im Gesundheitsbereich tätig und besuchte vor rund 20 Jahren den Vorkurs an der Freien Schule für Gestaltung in Olten. «Ich habe bereits im Kindesalter gerne und viel mit allen möglichen Materialien gewerkt, gemalt und gezeichnet. Noch heute webe ich immer mal wieder auf einem einfachen Webrahmen», erzählt die kunstaffine, reiselustige Frau und zeigt damit auch gleich ein verbindendes Element zur aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Olten auf.

Liebe zu Märchen

Neben dem Gestalterischen liebt Ines Henner seit je auch Geschichten und Märchen. «Die Magie hinter den Dingen fasziniert mich schon lange.» So nahm Henner schliesslich die schon lange Zeit ins Auge gefasste zweijährige Ausbildung zur Märchenerzählerin bei der Mutabor Märchenstiftung in Angriff. Seither erzählt sie gerne bei verschiedenen Veranstaltungen passende Märchen. «Jeder erzählt das, was einem liegt und zum jeweiligen Anlass stimmig ist, ob Zaubermärchen, Sagen, Legenden, Parabeln oder Mythen. Märchen haben immer einen tieferen Sinn und vermitteln eine Botschaft für offene Ohren», erklärt Henner. Einst haben die Erwachsenen den Märchen gelauscht oder sich die Frauen in den Spinn-stuben Geschichten erzählt. Das Kulturgut wurde zuerst mündlich und später schriftlich weitergegeben. Erst durch das Sammeln und Niederschreiben der Märchen durch die Brüder Grimm ab dem 19. Jahrhundert wurden die Märchen auch den Kindern zugänglich gemacht. «Um mich selbst auf das lebendige Erzählen eines Märchens vorzubereiten, versetze ich mich unter anderem in die Geschichte und die einzelnen Figuren hinein», erzählt Henner. Sie höre jedoch auch gerne anderen beim Geschichtenerzählen zu und geniesse es, in andere Welten abzutauchen.

Eine Geschichte in der Geschichte

«Gerade sprachlich passt das Geschichtenerzählen wunderbar zur aktuellen Kunstmuseums-Ausstellung. Schliesslich sprechen wir von Wortfetzen, Geschichtenteppichen und Verwobenem», zeigt die 48-Jährige auf und fügt an: «Bei der Auswahl überlegte ich mir, wo die Geschichte angesiedelt sein soll: Greife ich ein Handwerk auf, das Thema Kunst oder eine Geschichte aus anderen Kulturen? Letzteres fand ich schliesslich nicht sinnvoll, da die Ausstellung hauptsächlich Kunst von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern präsentiert.» Mit der nun ausgewählten Geschichte, die Henner durch einen kanadischen Märchenerzähler hörte, hat sie lange gelieb- äugelt. Allzu viel soll davon noch nicht verraten werden, lediglich so viel, dass man drei Geschichten, welche in die Rahmengeschichte eingewoben sind, hört, und die Märchenheldin vor dem sicheren Tod bewahrt werden muss. «Sowohl im Märchen als auch im wahren Leben verläuft eine Geschichte nicht nur geradlinig. Dies zeigt das Bild von Lucie Schenker mit den zahlreichen aufgenähten Fäden auf. Hie und da findet sich eine Kreuzung oder an gewissen Stellen verdichtet sich der Faden zu einem ineinander verwobenen Geflecht oder gar einem Knoten», erzählt Henner und zeigt auf die dreiteilige Bildkomposition im Parterre. Und was geschieht mit Knoten? Man kann sie lösen - in der Kunst, im Märchen und im wahren Leben.

«gesponnen. verwoben. in Stille gehüllt» - Märchen erzählt von Ines Henner; vorgängige Kurzführung
Freitag, 28. September, 19.15 Uhr
Kunstmuseum, Kirchgasse 8, Olten

<link http: www.kunstmuseumolten.ch>www.kunstmuseumolten.ch

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