«In Olten herrschte schon immer ein Pioniergeist»

Wirtschaftsförderung Region Olten Am Donnerstag, 22. November findet das nächste «Ambassadoren Meeting» für Solothurner Unternehmer statt. Die Organisation dieses Anlasses ist eine von vielen Aufgaben, die Rolf Schmid in seiner breitgefächerten Tätigkeit als Wirtschaftsförderer zu stemmen hat.

Wirtschaftsförderer Rolf Schmid ist überzeugt, dass in Zukunft in Oltens Innenstadt das Erlebnis ins Zentrum gestellt werden muss, um den Detailhandel zu beleben. (Bild: mim)
Wirtschaftsförderer Rolf Schmid ist überzeugt, dass in Zukunft in Oltens Innenstadt das Erlebnis ins Zentrum gestellt werden muss, um den Detailhandel zu beleben. (Bild: mim)

Vor einem halben Jahr hat Rolf Schmid die Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Region Olten von Urs Blaser übernommen. «Ich wusste, worauf ich mich einlasse», so der Mitinhaber der TEAG Advisor AG, der sich während zwanzig Jahren ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut hat und auch einen guten Kontakt zu seinem Vorgänger pflegte. «Ich habe in den vergangenen Monaten viele Cafés getrunken und mich zu vielen Mittagessen verabredet», lacht Rolf Schmid.
Er sei gut gestartet und die Geschäftsführung bereite ihm Freude. Andererseits sei es viel Arbeit und ein breit gefächerter Aufgabenbereich. «In einigen Themen bin ich zu Hause, in anderen, wie zum Beispiel dem Immobilienbereich, bin ich noch am lernen.» Die Erwartungen seien hoch,
das spüre er. Doch nicht nur die Arbeit ist vielseitig, auch die Menschen, mit denen Schmid zusammentrifft, sind in den verschiedensten Positionen zu Hause und reichen vom CEO zum Immobilienentwickler über den Gemeindepräsidenten bis zum Kantonsschüler. «Das breite Feld ist sogleich eine der grossen Herausforderungen», so Schmid, «die Balance zu halten, um allen Ansprüchen mit einem 40%-Pensum zu genügen.»

Der Oltner Pioniergeist

«Mich reizte die Stelle, da ich an das Potenzial von Olten und der Region glaube», betont Schmid. Dieses sieht der studierte Unternehmensberater vor allem bei den Menschen. «In Olten herrschte schon immer ein Pioniergeist. So wurde zum Beispiel die Usego, die Giesserei Von Roll oder
auch der Schweizer Alpen-Club SAC hier gegründet und noch heute wird viel Initiative und Unternehmertum gezeigt», ist der 46-Jährige voll des Lobes und fügt an: «Ich möchte deshalb meinen Beitrag leisten, damit das Potenzial auch genutzt wird.» Daneben biete Olten eine gute Erreichbarkeit, günstigen Boden, kurze Wege und die Unternehmer würden sich noch kennen, was eine wichtige Nähe schaffe. Zudem verfüge die Stadt und Region im Gegensatz zu beispielsweise Zürich noch über Raum, um zu wachsen. Als weiteren Motivationsgrund nennt Schmid, dass er den Kontakt zu den Unternehmern schätze und ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehe. Helfen, zusammen denken, Türen öffnen, Kontakte vermitteln und Projekte zum Fliegen bringen, das sind Kompetenzen, die Schmid, der einst Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen studierte, auch als Unternehmensberater pflegt. Als dritten Punkt seiner Motivationsliste nennt der Wirtschaftsförderer den Brückenschlag zur Politik. Die Anliegen der Unternehmer würden oftmals viel zu wenig Gehör finden, ist Schmid überzeugt, der bereits mit 16 Jahren zu politisieren begonnen hat, einst Präsident der Jungliberalen des Kantons Solothurn und später während acht Jahren im Oltner Gemeinderat vertreten war.

«Wir müssen die Kunden noch besser verstehen»

In einem ersten Schritt sei es in den vergangenen Monaten darum gegangen den bestehenden Betrieb weiter- und die ersten Anlässe, wie das «Breakfast Meeting» oder den «Swiss Diagnostics Start-Up Day» durchzuführen. Daneben stünden wichtige Themen wie der Fachkräftemangel und der Detailhandel in Oltens Innenstadt auf dem Plan. «Alles in allem eine ziemliche Heraus- forderung», hält der 46-Jährige fest. Die Wirtschaftsförderung könne jedoch nicht alle Bereiche selbst abdecken, sondern brauche Partner, die mitziehen. «Mein Vorgänger Urs Blaser hat dies schon früh erkannt und ein gutes Netzwerk aufgebaut», erzählt Schmid dankbar. Beim Thema Innenstadt habe ein erstes Treffen mit Gewerbe Olten stattgefunden. «Wir haben es selbst in der Hand. Die momentanen Entwicklungen im Detailhandel sind nicht Olten spezifisch, sondern auch in anderen Städten spürbar. Es sind wir Konsumenten, die solche Entwicklungen verursachen. Es ist legitim das Buch via Internet zu bestellen, aber wir müssen dann auch die Realität akzeptieren, dass sich der Detailhandel entsprechend verändert», betont der in Starrkirch-Wil wohnhafte Schmid. Es müsse jedoch darauf geachtet werden, dass wegen dieser Veränderung nicht zusätzliche Probleme wie leere Schaufenster und damit der Eindruck einer gewissen Verwahr- losung entstünden. «In Zukunft muss das Erlebnis ins Zentrum gestellt werden», ist der Wirtschaftsförderer überzeugt und fügt an: «Wir müssen die Kunden noch besser verstehen.» Grundsätzlich dürften die Unternehmer noch etwas mehr Selbstvertrauen entwickeln, experimentierfreudiger sein und gemeinsame Aktivitäten fördern, so Schmid.

Anlauf- und Informationsstelle

Die Region Olten, deren Wirtschaftsraum sich von Schönenwerd bis Oensingen erstrecke prosperiere. «Trotz der Regionalität müssen wir über die Kantonsgrenze hinausdenken», betont Schmid, dessen Aufgabengebiet sich von der Pflege bestehender und neuer Firmen im Wirtschaftsraum, dem Schaffen von optimalen Rahmenbedingungen, Ansiedelungen, Neu- gründungen über die Standortpromotion bis zum Wohnmarketing erstreckt. «Wir sind Anlauf- und Informationsstelle für die verschiedensten Interessengruppen», hält Schmid fest, der Wert darauf legt, faktenbasiert zu argumentieren. Die Wirtschaftsförderung stellt deshalb Statistiken über Olten und die Region zur Verfügung. Sie unterstützt aber auch verschiedene Start-up-Projekte, wie die Start-up-Academy.

Es kommt keine Langeweile auf

Angesprochen auf die ähnliche Tätigkeit in seiner Firma TEAG Advisors AG und in der Wirtschaftsförderung meint Schmid: «Ich bin an beiden Orten Berater, Vernetzer und Projekt- umsetzer.» Inhaltlich würden sich die Tätigkeiten aber schon unterscheiden: Bei der TEAG Advisors AG sei er in den Unternehmen und bei der Wirtschaftsförderung zwischen den Unternehmen tätig. «Einerseits ist es mit einem Pensum von 40% nicht anders möglich und andererseits finde ich es auch wichtig für die Tätigkeit des Wirtschaftsförderers, selbst am Markt zu sein. Dabei bin ich sensibilisiert auf allfällige Interessenkonflikte und scheue diesbezüglich keine Transparenz», betont der Unternehmens- berater. Beim Starrkircher dürfte auch in der nächsten Zeit kaum Langeweile aufkommen. Der Fachkräftemangel in der Industrie und die damit verbundene Ansiedelung der Mitarbeitenden und ihrer Familien sind wichtige Themen. Daneben sei eine Bedürfnisanalyse mit der Fachhochschule für ein Innovationszentrum Olten vorgesehen und das «Swissbiolabs» im Usego-Gebäude, wo sich Start-ups günstig einmieten können, müsse ebenfalls vorangetrieben werden. Zudem stehen für Schmid das Fortführen der verschiedenen Veranstaltungen und Netzwerkanlässe auf dem Plan. Viel Arbeit - und wie sieht der Ausgleich für den 46-Jährigen aus? Früher sei er noch aktiver Fasnächtler bei der Hilari-Zunft gewesen. «Die meiste Zeit «investiere» ich heute in meinen zweieinhalbjährigen Sohn», lacht Schmid. Daneben jogge er gerne im Wald.

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